Matthias Mayer während des Trainings in Kitzbühel
GEPA/Angelika Warmuth
Ski alpin

Hausberg „neu“ sorgt für Diskussion

Die neue Linienführung über den Hausberg scheidet die Geister der Abfahrer. Die Geschwindigkeit am Zielsprung war dennoch sehr hoch, wie das erste Training am Mittwoch auf der Kitzbüheler Streif zeigte. „Es ist eine Kurve, eine Passage. Es ist nicht so, dass Kitzbühel neu erfunden wurde“, sieht der Schweizer Beat Feuz die Änderung gelassen. Dominik Paris ärgerte sich schon bei der Besichtigung über die neue Streckenführung. Matthias Mayer hatte gemischte Gefühle, Vincent Kriechmayr Verständnis.

Unbeeindruckt von jeder Streckenänderung fuhr der Norweger Aleksander Aamodt Kilde zur Trainingsbestzeit vor Mayer und dem zeitgleichen Italiener Matteo Marsaglia (+0,22 Sek.). Der 31-jährige Doppelolympiasieger erwischte genau den im Blickpunkt stehenden Hausberg nicht optimal. Die Änderung an sich sieht er „schon notwendig“ nach den Stürzen in den vergangenen Jahren. „Aber ich finde die Traverse viel zu stark entschärft, und der Zielsprung ist gleich. Ob die Änderungen das bringen, was sie sollen, weiß ich nicht.“

Es gäbe nur eine Linie zu fahren und keine verschiedenen Varianten mehr. „Das macht es für den Rennläufer vielleicht weniger interessant. Aber die Streif bleibt die Streif, oben ist es richtig eisig, du musst konzentriert bleiben, es geht gescheit zur Sache“, sagte der Kärntner. „Ich finde das ein bisschen schade“, erklärte Paris. Der Südtiroler meinte, man sei wieder bei 142, 143 km/h, und damit sei die Zielsprunggeschwindigkeit wieder fast dieselbe. „Das Ziel war ja, für den Zielsprung zu reduzieren. Das ist nicht ganz gelungen.“

Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr
GEPA/Patrick Steiner
Mayer und Kriechmayr tauschten ihre Meinung über die neue Linie auf dem Hausberg aus

„Die Intention war die richtige, dass wir den Speed reduzieren. Vielleicht können wir nächstes Jahr noch ein paar Adaptierungen vornehmen, vielleicht war es ein bisschen zu viel. Aber für heuer und mit der Wettervorhersage ist das gut“, sagte Markus Waldner, der FIS-Renndirektor in der Mannschaftsführersitzung.

Weniger Druck durch weiteren Radius

Um dem Sicherheitsaspekt verstärkt Sorge zu tragen, versetzten die Veranstalter die Anfahrt zum Hausberg in Fahrtrichtung nach rechts außen. Dadurch ergibt sich ein weiterer Radius, dank runderer Linie soll der Druck am Hausberg verringert werden und die Geschwindigkeit am Zielsprung niedriger sein. Die Fahrzeit wird länger, der heuer 25 Jahre alte Streckenrekord von Fritz Strobl (1:51,58 Minuten), aufgestellt 1997 in Zeiten wesentlich direkterer Kurssetzung, ist unangreifbar. Kilde benötigte am Mittwoch 1:56,54 Minuten.

Erstes Abfahrtstraining in Kitzbühel

Das erste Abfahrtstraining in Kitzbühel brachte dem Österreicher Matthias Mayer den zweiten Platz hinter dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde. Als prominenter Vorläufer überraschte Ex-Skistar Marcel Hirscher.

Und was die Geschwindigkeit am Zielsprung betrifft: Der US-Amerikaner Travis Ganong hatte am Mittwoch als Schnellster 143,33 km/h drauf, viele vorne Platzierte lagen um die 140. Im Vorjahr hatte Ganong bei perfektem Wetter mit 149,21 die Höchstmarke erreicht, Sieger Feuz kam in beiden Rennen auf etwa 145.

„Es hat alles gepasst, nur das Tempo war fast zu hoch“, erinnerte sich Feuz, der die Änderung etwas „schade“ findet. „Ich weiß nicht, ob es das gebraucht hätte oder man es auch anders lösen hätte können. Aber ich nehme es, wie es kommt.“ Er selbst verspürte am Mittwoch bei der Rückkehr auf die Streif nur positive Gefühle. „Letztes Jahr der Sieg, jetzt noch das mit dem Kind, alle Baustellen sind vorbei“, sagte der nun zweifache Papa. Auf den Erfolg am Hahnenkamm musste der vierfache Abfahrtskugelgewinner bis 2021 warten, er schlug dann aber gleich doppelt zu.

„Es ist neu auch sehr interessant“

Zweitbester ÖSV-Läufer war im ersten Abtasten für die beiden Abfahrten am Freitag (11.30 Uhr) und Sonntag (13.30 Uhr, jeweils live in ORF1) Daniel Danklmaier (+0,81) an der fünften Stelle. „Von mir aus hätte die Streckenänderung nicht sein müssen. Ich bin eher dafür, dass man die Klassiker beibehält. Es war gefährlich, es hat viele ‚Brezn‘ gegeben. Mir ist die Stelle gelegen, aber es ist neu auch sehr interessant zu fahren.“

Daniel Hemetsberger wurde Neunter (+1,28), für ihn hat die Streif nichts an ihrem Mythos verloren. „Die Streif ist wieder brutal eisig, unruhig, es geht brutal zur Sache. Die Änderung ist interessant, es macht es ein bissl schwieriger, dass man den ganzen Speed mitnimmt. Wenn es einer voll trifft, kann es sein, dass gescheite Zeitabstände entstehen.“ Wenn es dadurch weniger Stürze gäbe, sei es gut. Otmar Striedinger (17./+1,45) fragte sich, ob es sein musste, „in der Traverse so eine Vertikale einzubauen“. Ihm habe es vorher besser gefallen, aber „Streif bleibt Streif“. Andere Abschnitte seien schwer genug.

Kriechmayr hat Verständnis

Einen Arbeitstag zum Vergessen hatte Kriechmayr mit 5,23 Sekunden Rückstand. „Ich habe einen katastrophalen Fehler gemacht, aber ich bin auch wirklich schlecht Ski gefahren“, sagte der Oberösterreicher. Was die Änderung auf der Streif betrifft, bringt er auch Verständnis auf. „Es ist siebzig Jahre gegangen, der legendäre Charakter der Strecke verändert sich ein bisserl. Andererseits muss man schon sagen, wenn es dadurch gelungen ist, dass man weniger katastrophale Stürze vor allem im Zielsprung sieht, haben sie eine richtige Entscheidung getroffen. Dann wird jeder happy sein.“

Der Sport werde immer schneller, aggressiver, das Material immer besser. „Solche Stürze wie letztes Jahr von Urs wollen wir nicht sehen.“ Der Schweizer Urs Kryenbühl war nach einem missglückten Zielsprung in der ersten Abfahrt mit über 145 km/h zu Sturz gekommen und hatte sich einen Riss des Kreuz- und Innenbandes im rechten Knie sowie einen Schlüsselbeinbruch und eine Gehirnerschütterung zugezogen.

Herren-Abfahrt in Kitzbühel

Erstes Training am Mittwoch:
1. Aleksander Aamodt Kilde NOR 1:56,54
2. Matthias Mayer AUT + 0,22
. Matteo Marsaglia ITA 0,22
4. Christof Innerhofer ITA 0,33
5. Daniel Danklmaier * AUT 0,81
6. Romed Baumann GER 1,20
7. Bryce Bennett USA 1,21
8. Niels Hintermann SUI 1,25
9. Daniel Hemetsberger AUT 1,28
10. Dominik Schwaiger GER 1,29
11. James Crawford * CAN 1,34
12. Johan Clarey FRA 1,39
13. Stefan Babinsky AUT 1,40
14. Pietro Zazzi * ITA 1,41
. Miha Hrobat SLO 1,41
16. Travis Ganong USA 1,42
17. Otmar Striedinger AUT 1,45
. Gilles Roulin FRA 1,45
19. Marco Odermatt * SUI 1,49
20. Simon Jocher * GER 1,50
21. Beat Feuz SUI 1,52
24. Christian Walder AUT 1,92
37. Dominik Paris ITA 2,97
42. Max Franz * AUT 3,61
49. Vincent Kriechmayr AUT 5,23
53. Stefan Rieser AUT 6,80
* Torfehler