Pistenarbeiter
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Ski alpin

Wetter bringt Kitz zum Schwitzen

Pünktlich wie angekündigt hat in Kitzbühel vor dem ersten Renntag das Wetter umgeschlagen. Die Sonne wich am Donnerstag dichtem Schneefall. Neben den restriktiven Maßnahmen ob der Coronavirus-Pandemie kämpft der Kitzbüheler Skiclub (KSC) als Veranstalter der 82. Hahnenkamm-Rennen also mit weiteren Problemen. Ein „Horrorszenario“ braut sich zusammen.

Vorsorglich wurden der Slalom auf Samstag und die zweite Abfahrt auf Sonntag verschoben, um Zeit zu gewinnen. Der Schneefall soll seinen Höhepunkt am Samstag erreichen. Zum noch größeren Problem dürfte der prognostizierte Wind im oberen Teil der Streif werden.

Schon am Mittwoch spekulierte FIS-Renndirektor Markus Waldner mit einer verkürzten Abfahrt am Freitag mit Start unterhalb der Mausefalle oder bei der Alten Schneise, wo beim zweiten Training gestartet worden war. Eine Absage zumindest der Abfahrt am Sonntag wollte er – in letzter Konsequenz – nicht ausschließen. Die Abfahrt am Freitag ist für 11.30 Uhr (live in ORF1) geplant.

Schock nach Wetterprognose

Dass die Trainings stattfanden, sei positiv und die Basis für alle weiteren Spielereien mit dem Programm, sagte Jan Überall, der Generalsekretär des Kitzbüheler Skiclubs und stellvertretende Vorsitzende des Organisationskomitees, auf ORF.at-Nachfrage. „Der Wetterbericht hat uns schon aus den Socken gehaut. Aber wir sind flexibel und gewappnet.“

Jan Überall
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Jan Überall hofft trotz Wetterumschwungs auf beide Abfahrten

Bis Freitag wird das Programm demnach wie geplant in Szene gehen, danach getauscht. „Wenn es möglich ist, wird die zweite Abfahrt am Sonntag nachgeholt.“ Am Montag werde es diesmal definitiv kein Rennen mehr geben.

Nachtarbeit auf der Piste

Bei bis zu 60 Zentimeter Neuschnee wartet auf die Pistenkommandos, das ist Schwerarbeit. „Ich habe bei den Verantwortlichen dreimal nachgefragt, ob sie das wirklich schaffen“, so Überall. „Jedoch haben wir ähnliche Situationen in der Vergangenheit schon bewältigt und werden das auch heuer wieder schaffen. Da bin ich überzeugt.“

Intensive Nächte mit wenig Schlaf stehen bevor. „Aber das sind wir gewohnt. Wenn es drauf ankommt, sind wir da, und dann gilt es und dann zählt es.“ Jedoch sei der Wind kritischer als der Schneefall, bestätigte Überall. „Was möglich ist, wird sich weisen. Eine Absage wäre das Horrorszenario.“

Wehmütiger Blick in die Schweiz

Die Stimmung in Kitzbühel und bei den Veranstaltern war schon besser – Pandemie, keine Zuschauer, tristes Wetter. „Das Coronavirus begleitet uns schon das zweite Jahr, das ist deprimierend. Aber wir denken primär an den Sport und machen alles erdenklich Mögliche, um die Rennen durchführen zu können.“

Tribüne im Zielraum
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Mehr als 1.000 Zuschauer finden auf der Tribüne in Kitzbühel diesmal nicht Platz

Die 1.000 zugelassenen Zuschauer an jedem der drei Renntage seien nur ein schwacher Trost. „Trotzdem haben wir darum gekämpft, weil sich jeder Athlet verdient, angefeuert zu werden.“ Die Karten gehen in erster Linie an Stammgäste, Sponsoren und Ehrengäste, sofern sie anreisen – Restkarten an die Fans.

Mit Wehmut habe Überall auf die Schweizer Skifeste in Adelboden und Wengen geschaut, wo Tausende Fans eine bunte Party ohne Coronavirus-Einschränkungen gefeiert hatten. „Dass wir in Österreich einen anderen Weg gewählt haben, verstehe ich“, sagte Überall. „Wir sind da nur Passagier und stellen uns bestmöglich darauf ein.“

Rennen rechnen sich nicht

Für den Kitzbüheler Skiclub geht mit wenigen Zuschauern und den dadurch notwendigen CoV-Sicherheitsmaßnahmen ein finanzieller Mehraufwand einher. Billiger wäre es ganz ohne Fans. „Rechnen tun sich die Rennen unter diesen Voraussetzungen nicht“, so Überall. Finanziell gewinnbringend könne mit dieser Infrastruktur nicht geplant werden.

„Es wird sogar schwer möglich sein, die Kosten zu decken.“ Das Budget betrage um die neun Millionen Euro. Geld werde nur mit TV-Einnahmen und Marketing lukriert. „Mal schauen, ob sich das heuer ausgeht. Wenn wir das Budget halten, wäre es schön, ich fürchte allerdings, wir zahlen mehr ein.“

Allein das Weltcup-Rekordpreisgeld verschlingt eine Million Euro. Die Tagessieger erhalten jeweils 100.000 Euro, für Platz zwei und drei gibt es 50.000 bzw. 25.000 Euro. Immerhin noch 10.000 bekommt der Zehnte jedes Rennens. In den Abfahrten wird erstmals in der Weltcup-Geschichte Preisgeld bis zum 45. Platz (1.000 Euro) ausbezahlt. Im Slalom ist Rang 30 (1.100 Euro) die Grenze.

Der Probleme nicht genug

Und wären es der Probleme nicht genug, gab es nach den Trainings auch noch Fahrerkritik an der veränderten Streckenführung am Hausberg. Überall nahm die Kritik gelassen, war die Änderung doch eine Sicherheitsmaßnahme wegen der zuletzt gehäuften Stürze. Das Tempo vor der Traverse wurde reduziert, das A-Netz nach unten versetzt, um Platz für ein weiteres Tor zu schaffen. Die Linienführung wurde runder.

„Ziel war einerseits, dass die Richtung vor der Welle schon besteht, der Athlet also ohne Druck in die Querfahrt hineinspringen kann. Und andererseits, das Tempo einzubremsen, um beim Zielsprung keine kritischen Geschwindigkeiten mehr zu haben.“ Gerade ob der Wetterprognosen mit Schnee, Wind und schlechter Sicht sei diese Variante letztlich kein Fehler gewesen.