Menschen auf der Straße in Kitzbühel
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

Kitzbühel macht das Beste aus der Situation

Ausgelassene Partys, gute Stimmung in der ganzen Stadt, Promis aus aller Welt und ein den Sportlern zujubelndes Publikum: So sehen die gewöhnlichen Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel aus. Dieses Szenario ist pandemiebedingt heuer allerdings nicht möglich. Nach Geisterrennen im Vorjahr sind beim 82. Hahnenkamm-Rennen immerhin 1.000 Zuschauer im Zielbereich erlaubt. Die Leere in der Stadt sorgt zwar für eine triste Stimmung, doch die Veranstalter machen das Beste aus der aktuellen Situation.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt in Kitzbühel laut AGES mit Stand Donnerstagfrüh bei 3.800 – damit ist die Gamsstadt einer der Coronavirus-Hotspots. Dennoch verlassen sich die Stadt und das Land auf die strikten Sicherheitsvorkehrungen. So gelten auch außerhalb des Hahnenkamm-Geländes strenge Regeln: Seit vergangenem Freitag gibt es in der Innenstadt eine FFP2-Maskenpflicht im Freien, auch wenn der Zweimeterabstand eingehalten werden kann. Zudem hat seit Mittwoch die Außengastronomie für eine Woche geschlossen.

Viele Restaurants und Hotels mussten ohnehin aufgrund von Mitarbeitermangel oder Coronavirus-Infektionen beim Personal schließen. Da die Touristen größtenteils ausbleiben, sind viele Restaurants sowieso kaum besucht. „Das tut sich hier doch keiner freiwillig an“, jammerte ein Hotelbesitzer.

Viele Sorgen in Kitzbühel

Ein unsicheres und schwieriges Hahnenkamm-Wochenende steht bevor. Vor allem die Schlechtwetterfront mit viel Schnee bereitet den Veranstaltern auf der Streif Sorgen. Aber auch die Gastronomen und Hoteliers belastet die Situation, da viele Gäste heuer ausbleiben.

„Natürlich ist das deprimierend“

Im Vergleich zu den Geisterrennen im Vorjahr werden bei den Hahnenkamm-Rennen heuer immerhin an jedem der drei Renntage 1.000 Zuschauer zugelassen. Den Besuchern werden feste Sitzplätze zugewiesen, auf der Tribüne finden normalerweise 2.000 Menschen Platz. Außerdem brauchen die Zuschauer neben einem 2-G-Nachweis zusätzlich einen negativen Coronavirus-Test. Bei der Ticketvergabe werden Stammgäste, Sponsoren sowie Ehrengäste bevorzugt, die Restkarten gehen an die Fans.

„Das Coronavirus begleitet uns jetzt schon das zweite Jahr, natürlich ist das deprimierend. Aber wir denken da primär an den Sport, und wir machen alles erdenklich Mögliche, um die Rennen durchführen zu können. Deswegen haben wir gekämpft, dass wir die 1.000 Zuschauer, die wir an allen drei Renntagen haben werden, auch zugelassen bekommen. Weil sich jeder Athlet verdient, angefeuert zu werden im Ziel“, sagte Jan Überall, Generalsekretär des Kitzbüheler Ski Clubs. Vor der Pandemie verfolgten über 50.000 Menschen die Rennen an Ort und Stelle.

Blick auf die Strecke
GEPA/Wolfgang Grebien
Bei den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel sind heuer pro Renntag 1.000 Zuschauer zugelassen

Party in der Schweiz – Flaute daheim

Vergangenes Wochenende in Wengen wurden die Rennläufer bei den Lauberhorn-Rennen noch tatkräftig unterstützt. Die Sportler wurden von bis zu 20.000 Fans angefeuert, was an die Zeit vor der Coronavirus-Pandemie erinnerte. Bei ausgelassener Stimmung tummelten sich die Zuschauer im Zielbereich – Maskenpflicht sowie andere Coronavirus-Einschränkungen gab es in der Schweiz keine.

Stattdessen setzten die Veranstalter auf die Eigeninitiative der Menschen. Allerdings funktionierte das nicht ganz wie gewünscht, wie einige Bilder und Videos zeigten. Auch zuvor bei den Technikrennen in Adelboden herrschte Partystimmung. Diese Szenarien sollen sich bei den Rennen ab Freitag allerdings nicht wiederholen, stattdessen werden die Fans größtenteils vor den Bildschirmen zu Hause mitfiebern.

Fans in Wengen
GEPA/Mario Buehner
Bei den Lauberhorn-Rennen in Wengen feierten die Fans ein Skifest ohne Coronavirus-Einschränkungen

„Wenn man die Bilder von Wengen sieht, dann schaut man da schon mit Wehmut hin, dass da große Skifeste stattfinden können“, gesteht Überall, fügte aber hinzu: „Dass wir in Österreich einen anderen Weg gewählt haben, verstehe ich. Wir sind da nur Passagiere und stellen uns bestmöglich darauf ein.“

Kitzbühel geht damit ohnehin schon einen anderen Weg als Veranstaltungsorte wie Schladming und Zauchensee, wo zuletzt bei den Damen-Rennen überhaupt keine Zuschauer zugelassen waren. Auch der Kärntner Marco Schwarz merkte nach dem Slalom in Wengen an, dass 1.000 Zuschauer immerhin 1.000 mehr als im letzten Jahr seien, „da dürfen wir nicht jammern“.

„Aktion scharf“ in Kitzbühel

Um illegale Partys und Zusammenkünfte zu verhindern, gibt es in Kitzbühel von Exekutive und Behörden die „Aktion scharf“. Dabei treten die Polizeibeamten sowohl in Zivil als auch uniformiert auf und werden laut Bezirkshauptmann Michael Berger „dauerpräsent“ sein. Sollten dennoch unerlaubte Feste stattfinden, so würden die Behörden sofort durchgreifen. Zudem soll in Gastronomiebetrieben, Apres-Ski-Lokalen und Bars schwerpunktmäßig kontrolliert werden.

Pandemiebedingt fallen auch die „Weißwurstparty“, das „KitzCharityRace“, die „KitzCharityParty“ ebenso wie andere gewohnte Events aus. Der „VIP-Tempel“ Harti Weirathers im Zielgelände wird heuer ebenso nicht aufgebaut. Auch das Wetter hilft der Stimmung in der Stadt nicht, der Nebel und der Schneefall lässt Kitzbühel noch trister wirken. Davon wollen sich die Veranstalter allerdings nicht beeinflussen lassen.