Flugdrohne in Kitzbühel
Joachim Hausleitner
Ski alpin

Drohnenalarm über dem Hahnenkamm

Mehr als sechs Jahre lang war es ruhig im Luftraum über den Weltcup-Rennen. Bei den 82. Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel kehrte die Drohne zurück und löste zugleich die Seilkamera ab. Der Aufwand dahinter ist enorm – wochenlange Vorbereitung war nötig, um den ORF-Einsatz der Drohne unter der Ägide von Regisseur Michael Kögler auf der Streif zu ermöglichen. Ein vierköpfiges Spezialistenteam ist dafür verantwortlich.

Nach dem Absturz einer Drohne beim Slalom in Madonna di Campiglio 2015 – Marcel Hirscher wurde bei seiner Fahrt von ihr haarscharf verfehlt – waren die Flugkörper vom Internationalen Skiverband (FIS) verboten worden. In Kitzbühel feiern sie ihr Comeback – mit verbesserter Technik und unter strengen Auflagen. Vom Oberhausberg liefert die Drohne beeindruckende, dynamische Bilder.

Vom ORF dafür engagiert wurden Topleute ihres Fachs: Pilotiert wird die Drohne von Daniel Ausweger, für die Sicherheit und Organisation ist Joachim Hausleitner zuständig, für die Technik Mirko Reinartz. Vierter im Bunde ist Andre Theis (Bildtechniker). Schon in den Abfahrtstrainings war die Drohne im Einsatz – trotz des Schneefalls und Windes am Donnerstag problemlos.

Das Drohnen-Team mit einer Drohne
Joachim Hausleitner
Das erweiterte Drohnenteam: ORF-Regisseur Kögler, Hausleitner, Theis und Ausweger (v. l. n. r.)

Klar verteilte Rollen

Die Rollen sind klar verteilt, jeder der vier Protagonisten hat seinen Aufgabenbereich. „Dadurch kann ich mich ausschließlich aufs Fliegen konzentrieren“, sagte Ausweger im ORF.at-Gespräch. Konkret heißt das: Hausleitner ist im ständigen Kontakt mit den Fluglotsen und sichert den Luftraum ab, Reinartz kümmert sich um die Akkus und Theis fungiert eben als Bildtechniker. Koordiniert wird alles von Kögler.

„Wenns losgeht, steh ich dann mit der Brille am Kopf da und muss mich nur ums Fliegen kümmern“, so Ausweger, der vor der Hausbergkante positioniert ist, weil die Sicht über den Flugbereich von dort am besten sei. Besichtigt und begutachtet wurde alles schon vor mehr als einem Monat, seither liefen die Vorbereitungen akribisch, dem Zufall durfte nichts überlassen werden.

Mann mit Drohnensteuerung
Joachim Hausleitner
Bei der Arbeit: Ausweger steuert die Drohne, Hausleitner überwacht den Flugraum

Akribische Vorbereitung

Die Flüge mussten definiert werden, um die bürokratischen Hürden zu bewältigen. „Ohne Genehmigungen von Austro Control geht gar nichts“, sagte Hausleitner. „Dass rechtlich alles abgeklärt ist, ist das Um und Auf.“ Zur Erklärung: „Weil für uns der gesamte Luftraum gesperrt ist, gibt es einen eigenen Fluglotsen, mit dem wir vor jedem Abflug Absprache halten müssen. Er gibt uns den Luftraum frei. Sollte etwa ein Hubschrauber daherkommen, dürfen wir nicht abheben oder müssen sofort landen.“

Ganz gefahrlos ist die Sache freilich nicht. Das konkrete Problem in Kitzbühel war bisher das wechselnde Wetter. „Falls Nebel aufzieht oder das Wetter zu schlecht wird, brechen wir ab“, sagte Hausleitner. Da wird kein Risiko in Kauf genommen, wobei der Absturz in Madonna einst nicht der Witterung, sondern „vermutlich einem Akkueinbruch“ geschuldet war.

„Negativwerbung braucht keiner“

Noch schwieriger wäre alles mit Fans. „Dass eventuell Zuschauer zugelassen werden könnten, war im Vorfeld und beim Einholen der Konzessionen ein großer Punkt“, ergänzte Theis. „Abstände einhalten, nicht über Publikum fliegen und vieles mehr. Was jetzt kein Problem darstellt, weil der Bereich für Gäste ja gesperrt wurde.“

Drohnenflug

Daniel Hemetsberger im Training auf dem Weg zur Hausbergkante – begleitet von der Drohne

Im Übrigen habe sich die Technik der Drohnen seit dem Malheur in Madonna erheblich verbessert. „Und wir achten darauf, denn diese Negativwerbung braucht keiner“, so Hausleitner. Grundsätzlich sei der Drohneneinsatz unbedenklich. „Wir fliegen maximal fünf Minuten, holen sie dann wieder rein, überprüfen, ob alles in Ordnung ist und fliegen weiter. Für den Fall eines Problems haben wir drei Back-up-Drohnen dabei.“

Risiko besser einschätzbar

„Was sich im Vergleich zu alten Drohnen auch verändert hat, ist die Größe und die Broadcast-Technik“, fügte Theis hinzu. „Kleine Kameras und kleine Sender machen sie viel handlicher. Da fliegen keine Riesenmaschinen mehr. Damit kann man besser umgehen. Und wir haben ja auch schon die Erfahrung von anderen Sportevents, die wir hier einfließen haben lassen.“

Eine Drohne stürzt 2015 unmittelbar hinter Marcel Hirscher zu Boden
ORF
Beim Slalom in Madonna di Campiglio 2015 stürzte eine Drohne knapp hinter Marcel Hirscher ab

„Wir wissen also, dass es funktioniert. Deshalb wird das Thema in Zukunft wieder größer werden. Mehr Veranstalter werden sich wieder trauen“, so Theis mit Verweis auf die erhöhte Sicherheit und die strengeren Regeln, die kleineren und übersichtlicheren Fluggeräte. „Die Drohnen sind jetzt komfortabler, das Risiko ist besser einzuschätzen.“ Ein geschultes Auge sei Voraussetzung.

„Wenn was passiert, sind wir es, die bestraft werden“, sagte Hausleitner. Der Pilotenschein wäre weg, auch die Lizenzen und eine Strafe von bis zu 22.000 Euro würde drohen. „Damit wären wir unseren Job los.“ Theis: „ORF, FIS und auch der Skiclub tun aber ihr Bestes für einen reibungslosen Ablauf und halten uns den Rücken frei, schon bei den Vorarbeiten. Da wurde Unglaubliches geleistet. Dafür gebührt ihnen unser Respekt.“