Weil der serbische Melbourne-Rekordsieger Novak Djokovic nach seiner Ausweisung aus Australien nicht am ersten Major des Jahres teilnimmt, ist Medwedew der am höchsten platzierte Teilnehmer in der Herren-Konkurrenz. Er trifft nun auf den überraschend ins Achtelfinale gekommenen Maxime Cressy. Der US-Amerikaner war Ende Dezember nach der Absage von Dominic Thiem ins Hauptfeld des ersten Majors des Jahres gerutscht. Der 24-jährige gebürtige Pariser hatte in Runde eins Landsmann John Isner ausgeschaltet und besiegte am Samstag den Australier Chris O’Connell in vier Sätzen.
Medwedew hat schon zehn Grand-Slam-Matches in Folge gewonnen. „Natürlich will ich in der vierten Runde nicht aufhören“, untermauerte der Vorjahresfinalist im Siegerinterview auf dem Platz seine Ambitionen. Im September hatte Medwedew bei den US Open Djokovic die historische Chance verpatzt, alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Jahr zu gewinnen und selbst seinen ersten Major-Triumph gefeiert. Nun hat er die Chance, dem ersten gleich den zweiten großen Titel folgen zu lassen – und Djokovic als Nummer eins abzulösen.
Diesmal kein Satzgewinn für van de Zandschulp
In New York hatte Medwedew im gesamten Turnier nur einen Satz verloren – im Viertelfinale gegen van de Zandschulp. Der Niederländer hatte damals als Qualifikant eine überraschende Siegesserie hingelegt. Diesmal erlaubte Medwedew dem Weltranglisten-57. keinen Satzgewinn. „Auch wenn es das Ergebnis nicht zeigt, habe ich das Gefühl, dass es ein engeres Match war“, sagte der Russe danach dennoch.

In Melbourne hat er zum Auftakt den Schweizer Henri Laaksonen bezwungen, in der zweiten Runde setzte er sich gegen Lokalmatador Nick Kyrgios in vier Sätzen durch und trotzte dabei auch der Atmosphäre. „Es ist einfacher, gegen einen Kerl aus den Niederlanden in Australien zu spielen als gegen einen Australier“, sagte Medwedew schmunzelnd und witzelte in Richtung Publikum: „Jede gute Beziehung muss ihre Aufs und Abs haben.“
Sieg und Verwarnung für Tsitsipas
Tsitsipas kam bei seinem 6:3 7:5 6:7 (2/7) 6:4-Erfolg über Benoit Paire etwas mehr ins Schwitzen als Medwedw und benötigte auch rund 45 Minuten länger. Zudem erhielt er eine Verwarnung wegen unerlaubten Coachings. „Ich war wirklich weit weg von meinem Coach und mit dem Rücken zu ihm. Darüber konnte ich nur lachen, keine Ahnung woher das kam“, sagte der Grieche dazu. Er bekommt es nun mit Taylor Fritz zu tun.
Der als Nummer 20 gesetzte US-Amerikaner rang Roberto Bautista Agut (ESP/15) in fünf Sätzen mit 6:0 3:6 3:6 6:4 6:3 nieder. „Starker Aufschläger mit starken Schlägen. Er hat Waffen“, sagte Tsitsipas dazu. Medwedew und Tsitsipas befinden sich in der gleichen Tableau-Hälfte und könnten im Halbfinale aufeinandertreffen. Auch der deutsche Olympiasieger Alexander Zverev ist in dieser (stärkeren) Hälfte zu finden.
Rublew scheitert an Cilic
In der letzten Partie des Tages sorgte der 33-jährige Marin Cilic für eine Überraschung. Der Kroate, der 2014 die US Open gewonnen hatte, warf den als Nummer fünf gesetzten Russen Andrej Rublew nach 2:36 Stunden mit 7:5 7:6 (7/3) 3:6 6:3 aus dem Bewerb. Es hätte sogar noch schneller gehen können, hätte Cilic im dritten Satz eine Möglichkeit zur 4:1-Führung genutzt und Rublew nicht zurück ins Spiel gelassen.
„Ich habe versucht, die ganze Zeit aggressiv zu spielen, und das hat sich ausgezahlt“, freute sich der Kroate, der zum achten Mal in Australien im Achtelfinale steht. Er trifft jetzt auf den als Nummer neun gesetzten Kanadier Felix Auger-Aliassime, der zuvor den Briten Daniel Evans glatt in drei Sätzen eliminiert hatte.
Halep wahrt weiße Weste
Bei den Damen untermauerte die zweifache Major-Siegerin Simona Halep ihre gute Form. Mit einem lockeren 6:2 6:1 gegen Danka Kovinic aus Montenegro erreichte die an Position 14 gesetzte Rumänin die zweite Woche. Anders als Mitfavoritin Aryna Sabalenka ist Halep beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison noch ohne Satzverlust.

Die Weltranglistenzweite Sabalenka gab wie in der ersten und zweiten Runde auch in ihrer dritten Partie den ersten Durchgang ab. Die 23-Jährige aus Belarus drehte ihr Match gegen die Tschechin Marketa Vondrousova aber und gewann 4:6 6:3 6:1 – diesmal „nur“ mit zehn Doppelfehlern, nachdem es in der Runde davor noch 19 gewesen waren.
Cornet macht sich selbst Geburtstagsgeschenk
Alize Cornet feierte ihren 32. Geburtstag mit dem Einzug ins Achtelfinale, 13 Jahre nach ihrem davor letzten in Melbourne. Die Französin besiegte Tamara Zidansek (SLO/29) nach 2:43 Stunden mit 4:6 6:4 6:2. Nach dem „Happy birthday“-Ständchen des Publikums hatte sie „Gänsehaut“. „Ich kann noch gar nicht realisieren, was ich grad erreicht habe“, sagte Cornet. Sie könnte mit einem weiteren Sieg sogar erstmals in ein Major-Viertelfinale einziehen. Und das in einem Jahr, das sie schon als möglicherweise letztes auf der Tour bezeichnet hatte. Allerdings wartet auf sie nun Halep.
Ins Achtelfinale gestürmt ist Ex-French-Open-Siegerin Iga Swiatek. Die erst 20-jährige Polin ließ Darja Kasatkina (RUS) nur fünf Games. Und aus österreichischer Sicht sind die Australian Open nun endgültig vorüber: Der einzige Junior im Bewerb, Jan Kobierski, schied gleich zum Auftakt mit 2:6 4:6 gegen Jakub Mensik (CZE/4) aus.
Australian Open in Melbourne
(Australien, Grand-Slam-Turnier, 75 Mio. Dollar, Hartplatz)
Herren-Einzel
Damen-Einzel