Italens Sofia Goggia enttäuscht
AP/Alessandro Trovati
Ski alpin

Goggia kämpft nach Sturz um Olympiastart

Die Skibewerbe der Damen bei den Olympischen Winterspielen in Peking drohen, ohne eine ihrer schillerndsten Figuren über die Bühne zu gehen. Denn Ausnahmeabfahrerin Sofia Goggia erlitt bei ihrem spektakulären Sturz am Sonntag im Super-G von Cortina d’Ampezzo mehrere kleine Verletzungen am linken Knie, die im Hinblick auf die Speed-Rennen in der zweiten olympischen Woche in China ein großes Problem darstellen. Um doch starten zu können, muss die Italienerin das herausfordendste Rennen ihrer Karriere gewinnen.

Goggia könnte zum zweiten Mal in Folge als haushohe Favoritin auf die Goldmedaille in der Abfahrt ein Großereignis verpassen. Im Vorjahr verletzte sich die 29-Jährige nach der Absage der Rennen in Garmisch-Partenkirchen bei der Fahrt ins Tal schwer am rechten Knie und musste damit vor dem TV-Gerät verfolgen, wie die Abfahrt bei ihrer Heim-WM in Cortina d’Ampezzo ohne sie über die Bühne ging und sich die Schweizerin Corinne Suter mit dem Sieg vergoldete.

Diesmal könnte ausgerechnet die WM-Strecke „Olimpia delle Tofane“ Goggia aus dem Tritt bringen. Einen Tag nachdem die Italienerin in Cortina mit einem wahren Husarenritt ihre vierte Saisonabfahrt gewonnen und den laut eigener Aussage „schönsten Tag ihrer Karriere“ erlebt hatte, wurde sie am Sonntag im Super-G beim Sieg ihrer Teamkollegin Elena Curtoni spektakulär abgeworfen. Für Goggia war es der zweite schwere Sturz innerhalb einer Woche, nachdem sie auch in der Abfahrt von Zauchensee abgeworfen wurde.

Tippler verfehlt knapp Premierensieg

Einen Tag nach dem zweiten Platz von Ramona Siebenhofer in der Abfahrt hat auch Tamara Tippler im Super-G von Cortina d’Ampezzo als Zweite die oberste Stufe des Podests nur knapp verpasst. Der Sieg der Italienerin Elena Curtoni wurde jedoch von einem schweren Sturz ihrer Teamkollegin Sofia Goggia überschattet.

Goggia, die zwar selbst ins Ziel fahren konnte, hatte sich bereits unmittelbar nach ihrem wild anzusehenden Überschlag ans linke Knie gegriffen. Eine Untersuchung in Mailand ergab die für die Olympiaaussichten der aktuellen „Speed-Queen“ ernüchternde Diagnose. Goggia erlitt laut Angaben des italienischen Verbandes neben einer Verstauchung des linken Knies, an dem bereits 2013 eine Kreuzbandverletzung operiert worden war, eine „kleine Fraktur“ des Wadenbeins und eine muskuläre Sehnenverletzung.

Italienerin will alles versuchen

Dennoch wollte die Italienerin von einem Olympia-Aus vorerst nichts wissen. „Ich werde versuchen, den Olympiasieg in der Disziplin, die ich am meisten liebe, zu verteidigen“, richtete die Gewinnerin der Abfahrt von Pyeongchang 2018 unmittelbar nach der Diagnose aus. Vor allem die Heilung des leichten Bruchs des Wadenbeins wird für Goggia aber eine große Herausforderung, um doch noch in der für 15. Februar angesetzten Olympiaabfahrt zu starten. „Ich bin sehr verärgert. So einen Bruch kann ich in einer so wichtigen Zeit gar nicht gebrauchen“, sagte die Italienerin.

Italens Sofia Goggia mit olympischen Goldmedaille im Jahr 2018
APA/AFP/Javier Soriano
Vor vier Jahren in Südkorea erfüllte sich Goggia erstmals ihren Traum von Olympischem Gold

Eines scheint sicher: Einen Start im Riesentorlauf am 7. Februar und im für 11. Februar angesetzten Super-G in Yanqing muss Goggia, die bei der Eröffnung am 4. Februar im Olympiastadion der chinesischen Hauptstadt Peking als italienische Fahnenträgerin vorgesehen war, wohl abschreiben. Priorität für die Gewinnerin von insgesamt 17 Weltcup-Rennen (zwölf Abfahrten, fünf Super-Gs) hat ein Antreten in einem der drei Trainingsläufe am 12., 13. und 14. Februar, um in der Abfahrt am Start sein zu können.

Auch Konkurrentin Johnson verletzt

Neben der besten Abfahrerin der Gegenwart könnte in Peking mit Breezy Johnson auch eine ihrer schärfsten Konkurrentinnen nicht am Start sein. Die Amerikanerin kam im Freitag-Training für die Abfahrt in Cortina zu Sturz und dürfte sich dabei ebenfalls schwerer verletzt haben. In den Rennen am Samstag und Sonntag war die 26-Jährige, die in den ersten drei Saisonabfahrten hinter Goggia jeweils Zweite wurde, jedenfalls nicht am Start.

„Wir drücken alle ganz fest die Daumen, dass die aktuellen Nummern eins und zwei der Abfahrerinnen bei Olympia am Start sein können“, richtete auch Johnsons Teamkollegin, US-Superstar Mikaela Shiffrin aus. Speziell der Sturz von Goggia habe allen wieder in Erinnerung gerufen „wie brutal dieser Sport sein kann“, meinte die Gewinnerin von 73 Weltcup-Rennen. In Hinblick auf die Spiele in Peking wird das Feld bei den letzten Speed-Rennen kommendes Wochenende in Garmisch-Partenkirchen eher ausgedünnt sein. So lässt etwa die Abfahrtszweite von Cortina, Ramona Siebenhofer, nicht nur Garmisch, sondern auch den Riesentorlauf am Dienstag (10.30 bzw. 13.30 Uhr live in ORF1) auf dem Südtiroler Kronplatz aus.