Ash Barty
AP/Tertius Pickard
Australian Open

Erster Halbfinal-Tag lässt Australien jubeln

Als erste australische Spielerin seit 42 Jahren hat die Weltranglistenerste Ashleigh Barty das Endspiel der Australian Open erreicht. Die 25-Jährige gewann ihre Halbfinal-Partie beim ersten Major des Jahres am Donnerstag gegen Madison Keys (USA) überlegen mit 6:1 6:3. Für zusätzlichen Jubel bei den Gastgebern sorgten zwei Herren-Doppel-Paarungen.

Im Endspiel am Samstag kann Barty als erste Australierin seit Chris O’Neil 1978 den Titel gewinnen, zuvor letzte Finalistin war Wendy Turnbull 1980. Bei den Herren war der letzte australische Finalist Lleyton Hewitt im Jahr 2005. Endspielgegnerin von Barty ist Danielle Collins (USA/27), die sich gegen Iga Swiatek (POL/7) mit 6:4 6:1 durchsetzte.

„Es ist unwirklich, einfach unglaublich. Ich bin glücklich, hier mein bestes Tennis spielen zu können“, sagte Barty beim Interview auf dem Platz. „Ich liebe es, hierher zu kommen und in Australien zu spielen. Als ‚Aussies‘ sind wir sehr verwöhnt, weil wir im eigenen Hinterhof spielen können. Jetzt haben wir die Chance, um Titel zu spielen.“

Lokalmatadorin Barty im Finale

Bei den Australian Open steigt Dank Ashleigh Barty die Hoffnung auf den ersten Heimsieg im Frauen-Bewerb seit 42 Jahren. Die Lokalmatadorin steht nach einem klaren Zweisatzsieg über die US-Amerikanerin Madison Keys im Finale.

Barty weiter eine Klasse für sich

Barty hat bisher zwei Major-Titel erobert, 2019 bei den French Open und 2021 in Wimbledon. Im Melbourne Park hat sie im diesjährigen Turnierverlauf noch keinen Satz abgegeben und in sechs Partien nur 21 Games verloren. Auch am Donnerstag wurden die Zuschauer in der Rod Laver Arena in der ersten Partie der Night Session Zeugen einer einseitigen Angelegenheit.

Madison Keys
AP/Andy Brownbill
Keys musste sich im Halbfinale verabschieden

Die Australierin kontrollierte von Beginn an mit ihrem variablen Spiel und dem guten Aufschlag die Ballwechsel und zwang Keys zu vielen Fehlern. Erst im zweiten Satz schaffte es die US-Amerikanerin mitzuhalten. Beim Stand von 2:2 vergab die 26-Jährige einen Breakball. Im Anschluss kassierte Keys, die in der Weltrangliste in die Top 30 vorstoßen wird, das letztlich entscheidende Break.

Neue Nummer eins der USA

Die 28-jährige Collins stand 2019 schon einmal im Melbourne-Halbfinale, das Endspiel bei einem Grand-Slam-Turnier hatte sie bisher aber noch nicht erreicht. „Ich könnte nicht glücklicher sein. Es waren so eine unglaubliche Reise und so viele Jahre harte Arbeit“, sagte Collins nach ihrem Erfolg. „Ich habe mehr Variation in mein Spiel gebracht, mein Plan A bleibt aber, agressiv zu sein. Das habe ich gemacht, und es hat funktioniert.“

Collins im Finale

Danielle Collins ist nach Ashleigh Barty die zweite Finalistin im Damen-Einzel bei den Australian Open. Die US-Amerikanerin dominierte ihr Halbfinal-Duell mit der Polin Iga Swiatek und könnte nun zur großen Partycrasherin „down under“ werden.

Die aus Florida stammende Collins wird mit ihrem Finaleinzug erstmals in die Top Ten der Weltrangliste einziehen und damit neue Nummer eins der USA. Nach Sofia Kenin und Jennifer Brady ist sie die dritte US-Amerikanerin im Finale der Australian Open en suite. Wie Brady stammt auch Collins aus dem College-Tennis. Gegen Swiatek, Gewinnerin der French Open 2020, war sie in beiden Sätzen mit einem raschen Break zur Stelle und führte jeweils mit 4:0. Während Swiatek im ersten Satz noch Resultatkosmetik betreiben konnte, gelang ihr das in zweiten nicht mehr.

Bereit für das nächste Kapitel

Favoritin im Finale bleibt trotz der starken Leistung von Collins freilich Barty. Sie ist klar auf Kurs, das nächste Kapitel australischer Tennisgeschichte zu schreiben. Mit historischen Triumphen hat Barty schon Erfahrungen gesammelt. 2019 stieg sie zur ersten australischen Siegerin bei den French Open seit 46 Jahren auf. Vor rund einem halben Jahr wurde sie als erste Wimbledon-Siegerin Australiens seit 1980 gefeiert.

Danielle Collins
APA/AFP/Paul Crock
Für Collins ist es der Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere

Ein Triumph bei einem Heim-Major nach den Jahren mit ihrer Tennispause, mit dem Sportartenwechsel zum Kricket, ihrem Comeback und Auszeiten während der Coronavirus-Pandemie hätte noch einmal eine andere Dimension. Vor zwei Jahren war für Barty im Halbfinale Schluss gewesen, im vergangenen Jahr im Viertelfinale. Nun fehlt noch ein Sieg.

Vier Australier im Doppel-Finale

Die Australier hatten aber einen weiteren Grund für Jubel. Die Publikumslieblinge Nick Kyrgios und Thanasi Kokkinakis sorgten für das erste rein australische Doppel-Finale seit 1980. Das „Special K.“ genannte Duo setzte mit dem 7:6 (7/4) 6:4 gegen Marcel Granollers und Horacio Zeballos (ESP/ARG) seine überraschende Erfolgsserie fort. Die beiden Wildcard-Spieler treffen im Endspiel am Samstag auf ihre Landsleute Matthew Ebden und Max Purcell.

Nick Kyrgios und hanasi Kokkinakis
AP/Simon Baker
Kokkinakis und Kyrgios hatten gut Lachen

Ebden und Purcell besiegten in ihrer Halbfinal-Partie die als Nummer zwei gesetzten Rajeev Ram und Joe Salisbury (USA/GBR) mit 6:3 7:6 (11/9). Im bisher letzten australischen Finale hatten 1980 Kim Warwick und Mark Edmondson gegen Peter McNamara und Paul McNamee gewonnen.

„Australier des Jahres“ Alcott tritt mit Niederlage ab

Einen kleinen Dämpfer erlitt der Jubel der australischen Fans nur bei dem zwischen dem Kyrgios/Kokkinakis-Match und der Partie von Barty ausgetragenen Finale im Rollstuhl-Einzel der Herren. Dylan Alcott, der im Rahmen des Nationalfeiertages am Mittwoch die Auszeichnung „Australier des Jahres“ erhielt, musste sich im ebenfalls in der Rod Laver Arena ausgetragenen Endspiel dem Niederländer Sam Schroder mit 5:7 0:6 geschlagen geben.

Dylan Alcott
AP/Simon Baker
Alcott beendete seine einzigartige Karriere

Der 31-jährige Alcott beendete damit seine außergewöhnliche Karriere, in der er 15 Major-Titeln erobert hatte. Im Vorjahr sicherte er sich den „Golden Slam“ – er gewann alle vier Grand-Slam-Turniere sowie das Paralympics-Turnier in Tokio. Barty bezog sich nach ihrem Erfolg gegen Keys auch auf Alcott: „Er hat die Nation inspiriert. Wir haben uns heute sein Match angesehen, und als er seine Dankesrede gehalten hat, haben wir geweint. Ich könnte nicht stolzer auf ihn sein.“

Australian Open in Melbourne

(Australien, Grand-Slam-Turnier, 47,5 Mio. Euro, Hartplatz)

Damen-Einzel

Halbfinale:
Ashleigh Barty (AUS/1) Madison Keys (USA) 6:1 6:3
Danielle Collins (USA/27) Iga Swiatek (POL/7) 6:4 6:1

Herren-Doppel

Finale:
Thanasi Kokkinakis / Nick Kyrgios (AUS) Matthew Ebden / Max Purcell (AUS) 7:5 6:4
Halbfinale:
Thanasi Kokkinakis / Nick Kyrgios (AUS) Marcel Granollers / Horacio Zeballos (ESP/ARG/3) 7:6 (7/4) 6:4
Matthew Ebden / Max Purcell (AUS) Rajeev Ram / Joe Salisbury (USA/GBR/2) 6:3 7:6 (11/9)
Viertelfinale:
Thanasi Kokkinakis / Nick Kyrgios (AUS) Tim Pütz / Michael Venus (GER/NZL/6) 7:5 3:6 6:3
Marcel Granollers / Horacio Zeballos (ESP/ARG/3) John Peers / Filip Polasek (AUS/SVK/5) 7:6 (7/5) 6:4
Matthew Ebden / Max Purcell (AUS) Wesley Koolhof / Neal Skupski (NED/GBR/10) 3:6 6:4 7:6 (10/6)
Rajeev Ram / Joe Salisbury (USA/GBR/2) Simone Bolelli / Fabio Fognini (ITA) 6:3 6:2
Erste Runde:
Raven Klaasen / Ben McLachlan (RSA/JPN/13) Philipp Oswald / Matwe Middelkoop (AUT/NED) 7:6 (7/1) 3:6 6:3