Cornelia Hütter
APA/dpa/Angelika Warmuth
Ski alpin

„Bescheidene Jahre“ für Hütter Geschichte

Cornelia Hütter hat am Samstag in Garmisch-Partenkirchen die Gunst der Stunde genutzt. Die Steirerin kehrte mit dem dritten Platz in der letzten Abfahrt vor den Olympischen Winterspielen erstmals seit Dezember 2018 wieder auf ein Podest im Weltcup zurück. Die Erleichterung über das Ende der Durststrecke nach von Verletzungen geprägten Jahren und der zuletzt überstandenen Coronavirus-Infektion war bei Hütter groß.

Mit einer beherzten Fahrt auf der Kandahar, die nicht nur Hütter selbst an ihre „wilde“ Vergangenheit erinnerte, schaffte es die 29-Jährige erstmals seit dem zweiten Platz in der Abfahrt von Lake Louise am 1. Dezember 2018 wieder auf ein Siegerfoto der besten Drei. Nur die beiden Schweizerinnen Corinne Suter und Jasmine Flury waren an diesem Samstag schneller als Hütter.

„Ich habe ein paarmal improvisieren müssen. Ich war von der Linie teilweise nicht dort, wo ich sein hätte sollen, habe aber trotzdem den Speed gut mitgenommen und einfach geschaut, dass die Ski gehen. Es ist schön, wieder am Stockerl zu stehen“, meinte Hütter nach ihrem wilden Ritt durch Tröglhang, Eishang und Hölle. „Ich bin bei den Wellen schon abgehoben, das ist ein gutes Zeichen, dass man einen guten Speed hat.“

Hütter in Garmisch-Abfahrt auf Podest

Mit einer verwegenen Fahrt schafft es die Steirerin erstmals seit Dezember 2018 als Dritte wieder aufs Stockerl

„Man muss an sich glauben“

Nachdem ihr erster Podestplatz nach über drei Jahren schließlich feststand, hatte Hütter sichtlich Probleme, ihre Emotionen hinter der vorgeschriebenen FFP2-Maske zu verbergen. „Die letzten Jahre waren extrem bescheiden. Ich habe gewusst, dass ich schnell Ski fahren kann und dass das nicht alles ist. Man muss aber auch wieder an sich glauben“, sagte Hütter im ORF-Interview. Noch sei es schwer im Kopf zu ordnen, so die Steirerin: „Die letzten zweieinhalb Jahre war ich einfach nirgends.“

Zum Drüberstreuen wurde die Steirerin kurz vor den Spielen vom Coronavirus „erwischt“ und verpasste damit die Rennen in Zauchensee und zuletzt die Abfahrt in Cortina d’Ampezzo. „Ich hab offenbar ein schlechtes Timing, auch mit Corona. Jetzt ist aber hoffentlich Schluss, mit dem ganzen Blödsinn“, sagte Hütter und richtete ihren Blick auf den Super-G am Sonntag. „Ich freue mich jetzt einmal auf den Super-G und hoffe, dass ich noch die Kraft in den Oberschenkeln habe“, sagte Hütter vor dem letzten Rennen vor dem Abflug in die chinesische Hauptstadt.

Siebenhofers Plan geht schief

Konträr zu jener von Hütter war die Stimmungslage bei Ramona Siebenhofer. Die Planänderung der 30-Jährigen vor den Spielen in Peking doch in der Garmisch-Abfahrt zu starten, ging in die Hose. Anstatt im Abfahrtsweltcup gehörig Boden auf die verletzt fehlende Italienerin Sofia Goggia gutzumachen, blieb Siebenhofer als 17. weit hinter den Erwartungen. „Es war vermurkst von oben bis unten. Es war eine richtig schlechte Leistung, eine richtig schlechte Abfahrt. Es ist kein gutes Gefühl jetzt, so wegzufahren“, sagte Siebenhofer.

Am Sonntag im Super-G wird die Gewinnerin von zwei Weltcup-Abfahrten jedenfalls nicht am Start stehen, sondern ihre letzten Sachen für den am Montag geplanten Abflug nach China einpacken. Überhaupt wird das letzte Rennen vor Olympia von der Starterliste einem Weltcup-Finale ähneln. Schon in der Abfahrt waren nur 41 Läuferinnen gemeldet. Neben Goggia fehlten auch die US-Amerikanerin Breezy Johnson verletzungsbedingt. Deren Landsfrau Mikaela Shiffrin, die Slowakin Petra Vlhova, die Schweizerinnen Lara Gut-Behrami und Michelle Gisin oder Ragnhild Mowinckel aus Norwegen legten noch eine Pause ein oder befanden sich schon auf der Anreise nach China.