Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers)
Reuters/USA Today Sports/Paul Rutherford
NFL

Rekordmann Brady geht in Pension

In der National Football League (NFL) ist nun auch offiziell die erfolgreichste Spielerkarriere aller Zeiten zu Ende gegangen. Nachdem am Wochenende bereits einige US-Medien voreilig seinen Rücktritt verkündet hatten, machte es Tom Brady am Dienstag nun offiziell: Der Quarterback, der zahlreiche NFL-Rekorde hält, geht nach 22 Saisonen in Pension.

Nach 20 erfolgreichen Jahren im Trikot der New England Patriots und zwei Saisonen bei den Tampa Bay Buccaneers, die in Sachen Erfolg um nichts nachstanden, verkündete die 44-jährige lebende NFL-Legende via Twitter seinen offiziellen Rücktritt: „Ich habe meine NFL-Karriere geliebt, aber nun ist es Zeit, meine Energie und meinen Fokus auf andere Dinge zu legen“, richtete Brady aus.

Im Football habe es für ihn immer nur „All-in“ gegeben, denn „ohne einhundert Prozent Hingabe“ könne man in der NFL nicht erfolgreich sein: „Und der Erfolg ist es, was ich an unserem Spiel so liebe“, so Brady. Doch nach 22 Jahren und reiflicher Überlegung in den vergangenen Tagen seit der Play-off-Niederlage gegen die Los Angeles Rams sei er nicht mehr bereit, die tägliche physische, mentale und emotionale Herausforderung anzunehmen. Denn, so der Superstar: „Auf dem Weg zum Erfolg gibt es keine Abkürzungen.“

Unübertroffen an Erfolgen

Mit Brady verliert die NFL ihren Rekordmann. Kein Spieler gewann mit sieben (sechs mit New England, einen im Vorjahr mit Tampa Bay) mehr Titel, erzielte mehr Yards Raumgewinn durch Pässe (84.520) oder warf mehr Touchdowns (624). Insgesamt stand der Absolvent der University of Michigan zehnmal in einer Super Bowl. Seinen letzten Auftritt im Endspiel hatte er vergangene Saison, als er gleich in seinem ersten Jahr die Kritiker eines Besseren belehrte und die Tampa Bay Buccaneers – noch dazu im Finale vor eigenem Publikum – zum zweiten Titel ihrer Geschichte führte.

Tom Brady (New England Patriots), 2002
Reuters/Mike Segar
2002 holte Brady mit New England seinen ersten Titel, sechs weitere sollten in seiner Rekordkarriere folgen

Den Aufstieg zum GOAT – dem „Greatest of all time“ – hätte im Jahr 2000 noch niemand erahnt. Denn im Draft wurde Brady von den New England Patriots erst als Nummer 199 gezogen. Seine Chance erhielt Brady überhaupt nur, weil sich Einser-Quarterback Drew Bledsoe im zweiten Saisonspiel gegen die New York Jets schwer am Knie verletzte. Brady übernahm das Ruder und gewann mit New England auch auf Anhieb die Meisterschaft. Der Rest ist Geschichte.

Rücktritt hat sich zuletzt abgezeichnet

Aus sportlichen Gründen wäre der Rücktritt nicht notwendig gewesen. Dass es der älteste Spieler der Liga noch immer draufhat, zeigte er bis zum Schluss. So hatte er in der Hauptrunde die Bestwerte bei Touchdowns, erfolgreichen Pässen, Passversuchen und geworfenen Yards. Aber es gehe eben auch darum, was es sonst noch gebe im Leben. „Meine Kinder werden nicht jünger, und ich möchte sicherstellen, dass sie auch bekommen, was sie brauchen“, hatte Brady stets betont – und damit bereits nach dem letzten Spiel der Saison ein Ende seiner Karriere angedeutet.

Im Play-off gegen die Los Angeles Rams hätte Brady sein Märchen fast noch um ein Kapitel weitergeschrieben. Nach klarem Rückstand warf er die Buccaneers noch einmal zurück ins Spiel und beinahe in die Verlängerung. Die 27:30-Niederlage war jedoch der letzte Auftritt des Superstars. Der spektakuläre 55-Yard-Pass zum 20:27 auf Mike Evans der letzte seiner Karriere. „Ich bin so stolz auf das, was wir erreicht haben. Meine Teamkollegen, Trainer, Mitstreiter und Fans verdienen 100 Prozent von mir, aber jetzt ist es am besten, wenn ich das Spielfeld der nächsten Generation engagierter Athleten überlasse“, bedankte sich Brady bei seinen zahlreichen Weggefährten.

Der Schatten von „Deflategate“

Doch bei so viel Licht in einer Karriere gab es zwangsläufig auch Schatten. Den längsten warf die „Deflategate“-Affäre aus dem Jahr 2015 auf Brady. Im Finale der American Football Conference (AFC) im Jänner 2015 gegen die Indianapolis Colts hatten elf der zwölf Bälle der gastgebenden Patriots in der ersten Hälfte offenbar weniger Luft als zugelassen, obwohl sie im Vorfeld von den Schiedsrichtern überprüft und für gut befunden worden waren. New England bestritt zwar jegliche Manipulation, NFL-Commissioner Roger Goodell sprach sich trotzdem für eine Strafe aus – und zwar auch für den mutmaßlichen Mitwisser Brady.

Brady sei „grundsätzlich bewusst“ gewesen, dass sein Team die Regeln brechen wollte, förderte eine Untersuchung zutage. Zu Beginn der Saison 2016/17 wurde der damalige Patriots-Quarterback für vier Spiele gesperrt. Brady revanchierte sich für die Demütigung und aus Sicht seiner Fans ungerechten Strafe auf seine Weise. Am Ende der Saison stand der Superstar nach einem dramatischen Finalsieg über die Atlanta Falcons mit seinem fünften Titel da.

„Unglaublicher Wettkämpfer und Leader“

Trotz der Querelen in der Vergangenheit kam nach Bradys Rücktritt die erste Würdigung von NFL-Commissioner Goodell: „Tom Brady wird als einer der größten Spieler in der NFL in Erinnerung bleiben. Ein unglaublicher Wettkämpfer und Leader, seine hervorragende Karriere ist nicht nur wegen seiner Langlebigkeit bemerkenswert, sondern auch für die nachhaltige Exzellenz, die er Jahr für Jahr abrief“, so der Ligaboss.

Die NFL muss in der nächsten Saison damit bereits auf zwei langjährige Supertars verzichten. Vor Brady hatte Quarterback Ben Roethlisberger nach 18 Jahren seine Karriere beendet. Der 39-jährige Spielmacher der Pittsburgh Steelers zog einen Schlussstrich, nachdem sein Team gegen die Kansas City Chiefs ausgeschieden war. Roethlisberger holte zwei Super-Bowl-Titel mit den Steelers.