Enttäuschte Bayern München Spieler
APA/AFP/Ina Fassbender
Fußball

Bayern vor CL-Duell mit Mentalitätsproblem

Kurz vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Mittwoch in Salzburg herrscht bei Bayern München schlechte Stimmung. Grund ist die 2:4-Ligablamage des deutschen Rekordmeisters vom Samstag in Bochum. Bayerns Joshua Kimmich schlug nach der Demütigung Alarm und kritisierte das Mentalitätsproblem der Bayern.

„Es passiert zu oft. Das kenne ich von uns aus der Vergangenheit nicht, dass wir mehrfach vier, fünf Tore kassieren“, nahm Kimmich Bezug auf das 0:5 des FC Bayern im Pokal im Herbst in Mönchengladbach. Der deutsche Teamspieler fügte hinzu: „Wir haben sämtliche Tugenden vermissen lassen. Wir müssen uns fragen, ob das die Mentalität der Bayern ist.“

Eine solche Diskussion war in den vergangenen Jahren eigentlich dem Verfolger aus Dortmund vorbehalten. Nicht nur die hohe Zahl an Gegentreffern in Mönchengladbach und Bochum könnte als Indiz für ein ähnliches Problem gewertet werden. Untypisch für die Bayern ist es zudem, dass alle vier bisherigen Saisonniederlagen gegen Mannschaften mit einem zweistelligen Tabellenplatz zustande kamen.

Fußballer Joshua Kimmich (Bayern München)
Reuters/Thilo Schmuelgen
Bayern-Spieler Kimmich war nach der 2:4-Blamage ratlos und kritisierte die Mentalität der Münchner

Kimmich warnt vor Fahrlässigkeit

Dass der Rückrundenauftakt gegen Gladbach verloren ging, war vielleicht noch mit den vielen Coronavirus-Ausfällen zu erklären. Das galt dieses Mal nicht. Ähnlich bedient wie Kimmich wirkte Bayern-Coach Julian Nagelsmann und sprach von einem „beschissenen Spiel“. Im vergangenen September war Bochum mit 7:0 besiegt worden. Noch ist der Vorsprung in der Meisterschaft zum Zweiten aus Dortmund komfortabel. Gleichwohl warnte Kimmich vor anhaltender Fahrlässigkeit. „So kann man in kein Spiel gehen. Egal, wie viel Vorsprung wir auch haben.“

Damit spielte der 27-jährige Mittelfeldmann auf die desolaten 31 Minuten vor der Pause an, als sich die furios aufspielenden Bochumer durch die Treffer von Christopher Antwi-Adjei (14.), Jürgen Locadia (38./Handelfmeter), Christian Gamboa (40.) und Gerrit Holtmann (44.) belohnten. Mehr als drei Tore in der ersten Hälfte kassierten die Bayern zuletzt 1975 in Frankfurt (0:5 zur Pause). So hatte sich der von der Hintermannschaft einige Male im Stich gelassene Torwart Sven Ulreich, der den verletzten Nationalkeeper Manuel Neuer vertrat, den Nachmittag sicher nicht vorgestellt.

Nagelsmann spart sich Kabinenpredigt

Trotz der eines Tabellenführers unwürdigen Leistung ersparte Nagelsmann seinen Spielern zur Pause eine Kabinenpredigt: „Wenn man in der Halbzeit 1:4 hinten liegt, muss man als Trainer nicht noch reinschreien. Dann muss jeder Spieler selber wissen, das war offensichtlich Grütze, was wir in den ersten 45 Minuten gemacht haben.“

Ganz anders war logischerweise die Stimmung bei den Bochumern. „Wie wir die erste Halbzeit gespielt haben, war für mich wie von einem anderen Stern“, freute sich Holtmann. Ähnlich groß war die Freude bei Gamboa. Auf die Frage, wie das Team den unerwarteten Erfolg feiern werde, antwortete der Abwehrspieler aus Costa Rica mit lautem Gelächter: „Drei Punkte, drei Bier.“

Von der Bochumer Party bekamen die meisten Bayern nichts mehr mit. Schon kurz nach dem Schlusspfiff war ein Großteil der Mannschaft frustriert in der Kabine verschwunden. ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer kam in der Schlussviertelstunde wie so oft nur zu einem Kurzeinsatz.

Jubelnde Salzburg Spieler.
GEPA/Philipp Brem
Salzburg feiert mit einem Sieg bei Rapid eine gelungene Generalprobe vor dem Champions-League-Duell gegen Bayern

Salzburg mit gelungener Generalprobe

Am Mittwoch steht nun das Spiel in Salzburg (21.00 Uhr) an. Im Gegensatz zu den Münchnern legte Red Bull mit einem 2:1-Sieg bei Rapid eine gelungene Generalprobe hin. Der heimische Serienmeister kann zudem nach der Lockerung der CoV-Maßnahmen erstmals wieder auf die Unterstützung von 30.000 Zuschauern zählen.

„Man hat gesehen, unsere Mentalität ist in Ordnung. Das gibt uns den nötigen Rückenwind für das Spiel gegen die Bayern“, sagte RB-Trainer Matthias Jaissle im Bezug auf die Rapid-Partie. Die Mentalität könnte in dem Champions-League-Duell also den Unterschied machen. Bayern-Coach Nagelsmann gab sich zuversichtlich: „Mir wird nicht bange.“