Fußball

Keine Spiele in Russland: CL-Finale in Paris

Die russische Invasion der Ukraine hat wie erwartet auch zur Verlegung des Champions-League-Finales geführt. Wie der Europäische Fußballverband (UEFA) am Freitag mitteilte, wird das Endspiel am 28. Mai nicht in Wladimir Putins Heimatstadt St. Petersburg, sondern im Stade de France in Paris ausgetragen. Zudem wurde entschieden, dass russische und ukrainische Teams ihre Spiele künftig auf neutralem Boden austragen müssen.

Auswirkungen haben die Beschlüsse unter anderem auch auf das Achtelfinale in der Europa League von Spartak Moskau sowie das europäische Play-off zur WM-Endrunde in Katar, in dem Ende März drei Tickets vergeben werden. In einem Halbfinal-Weg sollte Polen am 24. März ursprünglich in Russland antreten. Kämen die Russen in das Finale, wären dort am 29. März Schweden oder Tschechien der Gegner. Die Ukraine spielt in ihrem Halbfinale am 24. März in Schottland und könnte bei einem Weiterkommen auswärts auf Österreich treffen, das zunächst in Wales gastiert. Das letzte Wort hat allerdings der Internationale Fußballverband (FIFA), in dessen Zuständigkeitsbereich der Bewerb fällt.

In der WM-Qualifikation hatten die Verbände aus Polen, Schweden und Tschechien ihre Weigerung zur Austragung der Play-off-Spiele Ende März in Russland schon zuvor deponiert. „Die Unterzeichner dieses Appells ziehen es nicht in Betracht, nach Russland zu reisen und dort Fußballspiele zu spielen“, steht in einem Brief an die Generalsekretärin der FIFA, Fatma Samoura, den der polnische Verband am Donnerstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte. Die „militärische Eskalation“ habe schwerwiegende Auswirkungen auf die Sicherheit der Teams und Betreuer.

FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte sich diesbezüglich dazu am Donnerstagabend nach einer Council-Sitzung des Weltverbands geäußert, wollte aber noch abwarten: „Wir sind in Kontakt mit den Verbänden, die diese Qualifikationsspiele noch austragen müssen. Mit dem russischen Verband und den anderen. Wir sind dabei, die Lage zu analysieren. Im Moment ist es so, dass wir die Lage weiter beobachten.“ Das Council-Bureau, der Ratsausschuss der FIFA, werde sich der Frage annehmen „und wird Entscheidungen treffen, sobald es nötig ist“.

UEFA-Dank an Frankreichs Staatschef Macron

Schneller reagiert hat unterdessen die UEFA, wo bereits am Donnerstag durchgesickert war, dass St. Petersburg die Gastgeberrolle für das wichtigste Vereinsfinale in dieser Saison wegen des militärischen Angriffs Russlands aberkannt werden wird. Mit einem schnellen Beschluss für einen Ersatzort war aber noch nicht gerechnet worden. In einer Mitteilung bedankte sich die UEFA am Freitag nun beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron „für seine persönliche Unterstützung und sein Engagement, das prestigeträchtigste Spiel des europäischen Clubfußballs in einer Zeit einer beispiellosen Krise nach Frankreich zu verlegen“.

Der Kreml bedauerte die Verlegung des Spiels. „Es ist natürlich schade, dass diese Entscheidung getroffen wurde“, sagte der Sprecher des russischen Präsidenten Putin, Dmitri Peskow, der Agentur TASS zufolge. In der Gasprom-Arena auf der Krestowski-Insel hatten 2018 mehrere WM-Spiele und 2021 mehrere EM-Spiele stattgefunden. 2017 feierte die deutsche Nationalmannschaft dort mit dem Gewinn des Confed-Cups ihren bisher letzten größeren internationalen Erfolg.

Russischer Verband reagiert mit Unverständnis

Der Präsident der Russischen Fußballverbandes (RFS) und Vorstandschef von Gasprom, Alexander Djukow, kritisierte die Verlegung. „Wir glauben, dass die Entscheidung, das Finale der Champions League zu verlegen, von politischen Gründen diktiert ist. Der RFS hält sich immer an das Prinzip, den Sport aus der Politik herauszuhalten, und kann diese Entscheidung deshalb nicht unterstützen“, sagte Djukow laut Verbandsangaben am Freitag. Djukow gehört seit 2021 dem UEFA-Exekutivkomitee an.

Bereits in den vergangenen beiden Spielzeiten musste aufgrund der CoV-Pandemie der Finalaustragungsort gewechselt werden, 2020 wurde das Endspiel nach Lissabon und 2021 nach Porto verlegt. 2023 ist Istanbul als Finalort vorgesehen, 2024 London und 2025 München. St. Petersburg ist die Heimatstadt des russischen Staatschefs Putin. Der staatliche russische Energiekonzern Gasprom gehört zu den größten Sponsoren der UEFA. Über die Zukunft dieser Partnerschaft gab es am Freitag vom europäischen Dachverband keine Angaben.

Schalke entfernt Hauptsponsor Gasprom vom Trikot

Bereits zuvor eingestellt worden war der Spielbetrieb im ukrainischen Fußball. Clubs wie Sorja Luhansk und Schachtjor Donezk, die aus den bereits seit 2014 von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebieten der Ostukraine kommen, trainieren und spielen schon seit mehreren Jahren nicht mehr in ihrer Heimat.

Auf Vereinsebene gab es eine erste Reaktion beim deutschen Fußballzweitligisten Schalke 04, der nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nicht mehr mit dem Schriftzug seines russischen Hauptsponsors Gasprom auflaufen wird. Das gab der Verein am Donnerstag bekannt. „Mit Blick auf die Ereignisse, Entwicklung und Zuspitzung der vergangenen Tage“ habe sich der Club dazu entschieden, hieß es in der Mitteilung. Der Schritt erfolge nach Gesprächen mit Gasprom Germania.

„Stattdessen wird Schalke 04 auf der Brust der Königsblauen stehen“, teilte der Verein mit. Am Morgen war bereits bekanntgeworden, dass der von den USA im Zuge des Ukraine-Konflikts mit Sanktionen belegte Geschäftsmann Matthias Warnig sein Mandat im Schalker Aufsichtsrat niedergelegt hatte. Warnig ist der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Nord Stream 2 AG, die eine Tochterfirma des Energiekonzerns Gasprom ist.

Auch Austria möchte „Zeichen setzen“

In Österreich schloss sich der Aktion am Freitag die Wiener Austria an, deren zweite Mannschaft Young Violets als Reaktion auf den Ukraine-Krieg in der Admiral 2. Liga vorerst ohne das Gasprom-Logo auf dem Trikot einlaufen wird. Gasprom ist seit August 2018 als Sponsor der Austria offiziell nur im Nachwuchsbereich tätig. Der Club erhält dafür eine Summe im siebenstelligen Bereich.

„Mit großer Bestürzung verfolgen wir die Entwicklung rund um den russischen Angriff auf die Ukraine“, schrieb die Austria in einem Statement. Auch der Club wolle in dieser Situation „ein Zeichen setzen“. Die Young Violets sind am Freitagabend in Graz gegen den GAK im Einsatz. Die weitere Vorgangsweise auf Basis der aktuellen Vertragssituation soll in den bereits laufenden Gesprächen mit dem Konzern zeitnah entschieden werden. Der Vertrag der Austria mit Gasprom läuft bis Sommer 2023.