Golf

Straka erreicht „surrealen“ Meilenstein

Sepp Straka hat seit Sonntag einen prominenten Eintrag in den heimischen Sportannalen. Der gebürtige Wiener, der auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, feierte mit seinem Triumph beim Honda Classic in Palm Beach Gardens als erster österreichischer Golfer einen Sieg auf der PGA-Tour. „Absolut surreal. Es wird eine Zeit lang dauern, bis ich das verarbeitet habe“, sagte Straka, der nicht zum ersten Mal eine Vorreiterrolle einnahm.

„Es ist verrückt“, kommentierte Straka auf der Tour-Homepage seinen historischen Triumph im US-Bundesstaat Florida. „Es war immer ein Lebenstraum von mir.“ Der Austroamerikaner war mit fünf Schlägen Rückstand als Zweiter hinter Daniel Berger in den Schlusstag gestartet und setzte sich in einem dramatischen Finish schließlich vor Shane Lowry durch. Für seinen Erfolg wurde Straka nicht nur mit einem Eintrag in die Geschichtsbücher, sondern auch mit einer Siegprämie von 1,44 Millionen Dollar (1,28 Mio. Euro) belohnt.

Nach Markus Brier, dem ersten rot-weiß-roten Sieger auf der Europa-Tour, sowie dem an Turniersiegen erfolgreichsten Österreicher Bernd Wiesberger, der im September des Vorjahres als erster Österreicher am Ryder Cup teilnahm, erreichte Straka damit den nächsten Meilenstein im heimischen Golf. Es ist der zweite des 28-Jährigen, denn 2019 war Straka der erste österreichische Profi auf der PGA-Tour. Seit heuer ist mit Matthias Schwab, der in Palm Beach Gardens starker Siebenter wurde, ein zweiter heimischer Spieler mit von der Partie.

Von Wien nach Georgia

Strakas Weg in die Weltklasse führte im Unterschied zu Brier oder Wiesberger schon früh über die USA. Österreichs erster Sieger auf der PGA-Tour kam am 1. Mai 1993 als Josef gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Sam als Sohn eines österreichischen Architekten und einer Amerikanerin zur Welt. Im Alter von 14 Jahren zog Sepp mit seiner Familie nach Valdosta in den US-Bundesstaat Georgia und näher zur Familie der Mutter. Ein entscheidender Schritt für seine Karriere, so Straka, denn: „Das bedeutete eine viel längere Golfsaison.“

Die erste Konkurrenz hatte Straka intern, denn er und sein Bruder duellierten sich fast täglich auf dem Golfplatz. Lange Zeit stand Sepp im Schatten seines Bruders. „So sehr ich es auch gehasst habe, gegen Sam zu verlieren, so oft ist das passiert“, erzählte der Austroamerikaner einmal. Und als die University of Georgia die beiden verpflichtete, wurde Sepp nur entdeckt, weil er der Bruder des talentierten Sam war, auf den die Universität zuerst aufmerksam wurde und vor allem an dem sie interessiert war.

Sepp Straka
APA/AFP/Getty Images/Andy Lions
Strakas Schwung wurde im Wettstreit mit seinem Zwillingsbruder von Jahr zu Jahr besser

Sam war es auch, der Sepp nach vielen Jahren im Fußball – Sam war Stürmer und Sepp Tormann – zum Golf überredet hatte. Beide schafften es ins ÖGV-Nachwuchs-Nationalteam. Zusehends übertrumpfte Sepp, der mit stattlichen 1,91 Metern Körpergröße nicht umsonst den Spitznamen „The Ox“ – „der Ochse“ – trägt, seinen Bruder. Als Amateur holte er mit dem Team Platz zwei bei der Junioren-WM 2011, spielte in den USA zunächst auf der zweitrangigen Web.com-Tour (heute: Korn Ferry Tour) und gab 2016 – längst in den USA lebend – beim Heimturnier in Atzenbrugg sein Profidebüt.

2019 als einschneidendes Jahr

2019 sicherte sich Straka schließlich im letzten Abdruck als erster Österreicher die Spielberechtigung auf der PGA-Tour. Gleich beim ersten Turnier dort verblüffte der 28-Jährige mit einer Erstrundenführung, ehe er auf Rang 46 zurückfiel. Seit damals ist der ehemalige Georgia Bulldog, wie die Studenten der University of Georgia genannt werden, festes Mitglied der PGA.

Ein dritter Platz bei der Barbasol Championship 2019 stand bisher als bestes Ergebnis zu Buche, ehe er am Sonntag auf der wichtigsten und anspruchsvollsten Profigolftour der Welt zuschlug. Straka schraubte damit sein Karrierepreisgeld auf über 5,1 Mio. US-Dollar, verbesserte sich im FedExCup auf Platz 14 und in der Weltrangliste von Platz 176 auf Rang 83 als zweitbester Österreicher nach Wiesberger (67.).

Straka, der bei Olympia 2021 in Tokio nach Zwischenrang vier am Schlusstag eine Medaille verspielte, sicherte sich mit dem Erfolg in Florida die Teilnahme beim Masters in Augusta (7. – 10. April), der PGA Championship (19. – 22. Mai) und im Jänner nächsten Jahres beim exklusiven Tournament of Champions, bei dem auf Hawaii jeweils alle PGA-Saisonsieger am Start sind.