Juergen Melzer (AUT)
GEPA/Patrick Steiner
Davis-Cup

Österreich bereit für erste Hürde Südkorea

Für Jürgen Melzer ist die Qualifikationsrunde am Freitag und Samstag in Seoul gegen Südkorea sein insgesamt 39. Davis-Cup für Österreich, erstmals sitzt er aber als Kapitän auf der Bank. Der Sportdirektor des Österreichischen Tennisverbands (ÖTV) könnte im Extremfall sogar mit 40 Jahren noch einmal zum Einsatz kommen, er steht nach dem Ausfall von Philipp Oswald, der CoV-positiv ist, auf der Spielerliste.

„Das wird auch für mich eine neue Situation, und ich bin gespannt, wie ich damit umgehen werde. Die Vorfreude überwiegt auf jeden Fall“, sagte Melzer. Der Nachfolger von Stefan Koubek muss bei seiner Premiere ohne den noch immer nicht auf die Tour zurückgekehrten Dominic Thiem auskommen.

Eröffnen wird die Partie für Österreich Dennis Novak. Die heimische Nummer eins bestreitet am Freitag ab 3.00 Uhr MEZ das Auftaktspiel gegen Nam Ji-sung, Südkoreas Nummer zwei. Novak liegt als 143. der Weltrangliste über 300 Ränge vor dem 28-jährigen Nam (Nr. 462). Im zweiten Einzel im Olympic Park Tennis Court von Seoul trifft Jurij Rodionov im Anschluss auf Südkoreas Topmann Kwon Soon-woo.

Novak gab sich selbstbewusst. „Ich habe in den letzten Jahren bewiesen, dass ich im Davis Cup immer sehr, sehr gute Leistungen bringe. Daran will ich einfach anschließen“, sagte der 28-Jährige. Nam bezeichnete er als soliden Hardcourt-Spieler. Es gelte aber, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. „Wenn ich meine Leistung bringe, bin ich sicher Favorit.“ Rodionov erklärte, dass er sich richtig auf Kwon eingestimmt habe. „Ich habe auf jeden Fall ein Spiel, das sehr unangenehm ist, und mit dem ich ihm wehtun kann, denke ich. Ich habe auch natürlich das Zeug dazu, um ihn zu schlagen.“

Doppel Erler/Miedler eröffnet zweiten Spieltag

Auch im Doppel gab es bei der Auslosung am Donnerstag keine Überraschungen. Das Debütanten-Duo Alexander Erler und Lucas Miedler trifft am zweiten Spieltag (Samstag 3.00 Uhr) auf die südkoreanische Paarung Nam und Song Min-kyu. Danach steht im Einzel der Vergleich der „Einser“ Novak und Kwon auf dem Programm. Der 24-jährige Kwon ist als 65. im Ranking deutlich besser gereiht als der Niederösterreicher.

Ziel der Österreicher ist es, zum zweiten Mal in Folge die lukrative Gruppenphase zu erreichen, die diesmal schon vom 14. bis 18. September ausgetragen wird. Im Vorjahr hatte es in Innsbruck sogar ein Heimspiel gegeben, doch Österreich schied – ebenfalls ohne Thiem – nach Niederlagen gegen Serbien mit Novak Djokovic und Deutschland vor dem erhofften Viertelfinale aus. Es ist durchaus möglich, dass sich der ÖTV im Falle eines Sieges in Seoul erneut für die Austragung bewirbt. Die Schauplätze sind aktuell noch nicht bekannt.

Kwon Soon-woo bestplazierter Spieler

Doch zunächst gilt es, die Hürde Südkorea zu nehmen. Trotz des Fehlens von Thiem und des Auswärtsspiels ist das kein unmögliches Unterfangen, auch wenn Kwon Soon-woo als aktuelle Nummer 65 im ATP-Ranking der bestplatzierte Spieler des Länderkampfes sein wird. Novak hat die bisherigen zwei Duelle mit dem 24-Jährigen 2019 auf Challenger-Niveau jeweils in zwei Sätzen gewonnen. „Wir sind sicher nicht der Favorit in den Partien gegen ihn, aber er ist auch schlagbar und hat viel Druck. Er führt sein Team an und muss wohl beide Einzel gewinnen“, sagte Melzer.

Kwon Soon-woo (KOR)
Reuters/Suhaib Salem
Die Hoffnungen der Gastgeber ruhen auf Kwon Soon-woo

Und gegen die südkoreanische Nummer zwei sind Novak (ATP-143.) und Rodionov (194.) Favorit. Nam Ji-sung ist in der Weltrangliste erst auf Platz 462 zu finden. Gespielt wird im „Best of three“-Modus im Olympic Park Tennis Court auf DecoTurf am Freitag und Samstag jeweils ab 3.00 Uhr (MEZ). Am Freitag sind die ersten beiden Einzel angesetzt. Am Samstag wird zunächst das Doppel, das zum Zünglein an der Waage werden könnte, ausgetragen, dann die Duelle der jeweiligen Topspieler bzw. Nummern zwei im Single.

Ungewöhnlich kalte Bedingungen

Die ÖTV-Truppe ist seit vergangenem Freitag im Land und hat den Jetlag mittlerweile gut weggesteckt und schon „recht viel“ auf dem Platz gearbeitet. „Der Belag ist so wie erwartet sehr zügig. Es ist ein richtig abgespielter Hallenbelag. Da ist in den letzten ein, zwei Jahren oder länger sicher nicht lackiert oder die Körnung erneuert worden“, berichtete Melzer.

Gespielt wird bei ungewöhnlich kalten Bedingungen. „Es gibt keine Heizung und hat circa zwölf Grad. Es wird also sicher kühl werden – vor allem für mich auf der Bank“, sagte der ÖTV-Sportdirektor. Für die Spieler gehe es in Bewegung noch halbwegs. „Aber sonst stehen wir alle in unseren Winterjacken neben dem Court.“ Hexenkessel gibt es keinen, es sind nur etwa 200 geladene Gäste zugelassen.

„Riesengroßes Event im September“

Gelingt der Aufstieg, ist das erste große Ziel erreicht. Das wäre für Melzer „extrem wichtig. Das ist ein riesengroßes Event im September, für das wir uns qualifizieren können. Abermals zu den besten 16 Nationen der Welt zu gehören, wäre für Österreichs Tennissport von enorm hoher Bedeutung.“ Für Melzer, der die Chancen mit 50:50 einstuft, wäre es ein perfekter Einstand in seiner neuen Rolle.

Der Austragungsmodus wurde 2022 leicht verändert. In der Qualifikationsrunde werden in insgesamt zwölf Begegnungen zwölf Qualifikanten für die Finalphase ermittelt. Hinzu kommen die Vorjahresfinalisten Russland und Kroatien sowie dank Wildcards Großbritannien und Serbien. Die 16 Teams spielen in vier Round-Robin-Gruppen im September an vier Schauplätzen, die jeweiligen zwei Gruppenbesten steigen ins Viertelfinale auf. Alle Viertelfinale, Semifinale und das Endspiel gehen dann vom 23. bis 27. November an einem Ort über die Bühne.