Nicolas Seiwald (Red Bull Salzburg)
AP/Matthias Schrader
Champions League

Bayern erteilt Salzburg Lektion

Vorab hat Salzburg mit einer Sensation spekuliert, am Ende aber eine Lektion erteilt bekommen: Für den FC Salzburg setzte es in einer historischen Champions-League-Saison im ersten Achtelfinale am Dienstag ein 1:7 bei Bayern München als bitteren Schlusspunkt. Die Gäste vermochten nicht an die Leistung vom Hinspiel (1:1) anzuknüpfen, was die Hausherren für ein Statement ausnützten. Salzburg darf dennoch stolz auf die erfolgreichste CL-Saison zurückblicken.

Das änderte auch die höchste Niederlage in der eigenen Europacup-Geschichte nicht. Dennoch schmerzte naturgemäß die Art und Weise des Abschieds aus der Königsklasse. „Es war ein bitterer Abend, da lief einiges gegen uns“, sagte Trainer Matthias Jaissle nach dem Spiel. „Wir haben es nicht geschafft, die Tugenden auf den Platz zu bringen, die uns noch im Hinspiel ausgezeichnet haben. Da sind wir dann nicht die einzige Mannschaft, die hier unter die Räder kommt.“ Ähnlich sah es Verteidiger Rasmus Kristensen: „Heute waren wir schlecht auf allen elf Positionen, dann wird es schwierig hier.“ Und Sportchef Christoph Freund fasste es zusammen: „Es ist eine richtige Lehrstunde gewesen.“

Alle 17 infizierten Spieler waren nach dem CoV-Cluster vor rund zwei Wochen zwar wieder genesen, doch offenkundig konnten sie nicht ihr Leistungsniveau abrufen, welches auf diesem Niveau benötigt wird. „Wir haben immer gesagt, dass das nicht als Ausrede gilt, aber man hat gesehen, dass der eine oder andere Spieler nicht auf 100 Prozent war. Wir waren nicht auf dem Level wie im Hinspiel“, so Jaissle. Anders die Bayern, die zur richtigen Zeit ein Rufzeichen setzen konnten. „Wir haben gezeigt, dass wir da sind“, meinte Robert Lewandowski.

Lewandowski schlägt zurück

Vor drei Wochen hatte der regierende Weltfußballer in Salzburg keinen Stich gemacht, und war auch sonst nicht aufgefallen. Nun hatte er schon nach zwei Minuten die erste Chance und traf schließlich nach zwei von Maximilian Wöber an ihm begangenen Fouls per Elfmeter zur komfortablen Führung. Nach 23 Minuten erhöhte er auf 3:0 und sorgte damit für den frühesten Hattrick in einem CL-Spiel aller Zeiten. Für seine drei Treffer benötigte der Weltklassestürmer nur 10:22 Minuten.

ZIB Nacht mit Champions League (ab 11:45 Minuten)

Der FC Salzburg ist am Dienstag im Achtelfinale der UEFA Champions League klar ausgeschieden.

„Es war ein großer Unterschied zwischen heute und dem Hinspiel. Wenn wir ein bisschen Räume oder Plätze haben, kann immer etwas passieren – das ist unsere große Stärke. Das haben wir in der ersten Hälfte gezeigt“, meinte der 33-jährige Pole. Jaissle zollte den Bayern diesbezüglich Respekt. „Man muss den Münchnern auch ein Lob aussprechen, sie haben die Räume gut besetzt.“ Freund: „Wenn die Bayern ins Spielen kommen, sind sie eines der besten Teams Europas.“

Brenden Aaronson (FC Red Bull Salzburg), Matthias Jaissle (Trainer FC Red Bull Salzburg) und Max Wöber (FC Red Bull Salzburg)
APA/Georg Hochmuth
Salzburg-Trainer Matthias Jaissle musste am Dienstag seine Spieler nach der Lehrstunde von München trösten

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann erklärte nach der Partie, was besser lief als im Hinspiel: „Wir haben weniger über das Zentrum gespielt und mehr über die Flügel, dadurch hatten wir bessere Kontrolle. Wir haben ‚Lewy‘ (Lewandowski, Anm.) schneller an den Ball gebracht.“ Dieser klärte die Aufstiegsfrage früh, danach war Schaulaufen angesagt.

Chancen vergeben, Fehler bestraft

Dabei hatte Salzburg durch Nicolas Capaldo und Nicolas Seiwald selbst zwei Topchancen, doch Kingsley Coman mit einer sensationellen Abwehr nach Vollsprint und Rückkehrer Manuel Neuer im Tor verhinderten einen Rückschlag für die Bayern, der laut Nagelsmann seine Mannschaft wohl zum Nachdenken angeregt hätte. Oder wie es Müller erklärte: „Wir hatten in der Anfangsphase diese Situation, die Salzburg wirklich einen Dosenöffner hätte geben können.“

Die Münchner hielten das Tempo fortan hoch und bestraften die Salzburger Fehler eiskalt. „Bei uns ist es darum gegangen, Haltung zu zeigen, Charakter zu zeigen. Die Jungs müssen lernen, dass sie dann in so einem Spiel trotzdem keinen Millimeter nachgeben. Mich ärgert, dass wir zum Schluss da auch noch das eine oder andere Tor herschenken“, sagte Freund.

Auf der anderen Seite war es den Bayern spürbar wichtig, nach zuletzt viel Kritik ein Zeichen zu setzen. „Aufgrund der Wichtigkeit des Spiels haben wir in der zweiten Hälfte auch nicht aufgehört. Die Spielfreude war schon da“, so Müller. Auch Nagelsmann gab zu: „Es ist immer gefährlich, der größere Druck lag zweifelsfrei bei uns. Von dem her sind wir froh, dass wir gewonnen haben.“

Stolz auf historische Saison bleibt

Aber auch wenn der Schlusspunkt ein bitterer war, am Ende konnte Salzburg stolz auf diese Europacup-Saison zurückblicken. „Ich möchte der Truppe insgesamt nochmal ein Lob ausprechen. Wir haben etwas Historisches erreicht mit dem Einzug ins Achtelfinale, das darf man nicht vergessen“, sagte Jaissle und verwies auf das erstmalige Überwintern in der Königsklasse, das nach neuerlichem Umbruch überraschend kam. Schließlich schaffte das die jüngste Mannschaft samt jüngstem Coach.

„Ich denke, wir können stolz sein auf unsere Leistungen in der Champions League in der ganzen Saison“, meinte auch Tormann Philipp Köhn. „Wir schauen jetzt nach vorne, auf Meisterschaft und Cup – darauf müssen wir uns konzentrieren.“ Selbiges Ziel gab Freund aus: „Jetzt müssen wir wieder aufstehen, das ist wichtig. Es kommen der Schlager gegen Sturm und dann das Cup-Halbfinale.“ Rund 50 Millionen Euro an CL-Einnahmen sind zudem ein großes Trostpflaster. Wie die Gewissheit, mit dem wahrscheinlichen Titel in der Bundesliga für die kommende Saison ein Fixticket für die Königsklasse zu haben.

Champions League, Achtelfinal-Rückspiel

Dienstag:

Bayern München – Salzburg 7:1 (4:0)

Allianz Arena, 25.000 Zuschauer, SR Turpin (FRA)

Torfolge:
1:0 Lewandowski (12./Elfmeter)
2:0 Lewandowski (21./Elfmeter)
3:0 Lewandowski (23.)
4:0 Gnabry (31.)
5:0 Müller (54.)
5:1 Kjaergaard (70.)
6:1 Müller (83.)
7:1 Sane (86.)

Bayern: Neuer – Pavard, Süle (66./Nianzou), Hernandez (60./Upamecano) – Kimmich, Musiala (66./Roca) – Gnabry (46./Sarr), Müller, Sane, Coman (66./Choupo-Moting) – Lewandowski

Salzburg: Köhn – Kristensen, Solet (46./Piatkowski), Wöber, Ulmer – Capaldo, Camara (67./Tijani), Aaronson, Seiwald (46./Sucic) – Adamu (62./Kjaergaard), Adeyemi (62./Sesko)

Gelbe Karten: keine

Hinspiel 1:1, München mit dem Gesamtscore von 8:2 im Viertelfinale