Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann und Spieler des VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach
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Fußball

Entsetzen über Bochumer Becherwurf

Der Auftakt der 27. Runde der deutschen Bundesliga zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach hat am Freitagabend für einen Skandal und Entsetzen gesorgt. Nachdem ein aus dem Publikum geworfener Becher Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann am Hinterkopf getroffen hatte, wurde die Partie zuerst unter- und schließlich abgebrochen. „Das ist peinlich und nicht akzeptabel“, sagte ein schockierter Bochumer Assistenztrainer Markus Gellhaus.

Der an der Seitenlinie engagierte Gittelmann war in der 68. Minute von einem Getränkebecher am Kopf getroffen worden, der von einer Tribüne mit hauptsächlich Bochumer Fans geworfen wurde. Schiedsrichter Benjamin Cortus unterbrach daraufhin sofort die Partie. Später teilte der Stadionsprecher mit, dass die Partie abgebrochen wird. Die Gladbacher waren zu diesem Zeitpunkt mit 2:0 vorne gelegen, auch dank eines Assists des österreichischen Teamverteidigers Stefan Lainer.

„Bei einem tätlichen Angriff auf einen Spieloffiziellen, in dem Fall den Schiedsrichterassistenten, ist ein Spielabbruch einfach alternativlos“, sagte Schiedsrichter Cortus. Der Becher habe Gittelmann klar am Kopf getroffen, sagte Cortus. „Er war benommen, ist ins Krankenhaus gebracht worden und wird dort entsprechend untersucht“, sagte der Hauptschiedsrichter. Florian Heft, Cortus’ zweiter Assistent, habe Gittelmann ins Krankenhaus begleitet.

Schiedsrichterassistent Christian Gittelmann kniet, nachdem er von einem Becher getroffen wurde
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Für den sichtlich mitgenommenen Assistenten Gittelmann endete die Partie in Bochum im Krankenhaus

Mönchengladbach wird den Sieg in Bochum nun wohl am „grünen Tisch“ zugesprochen bekommen, würde damit um einen Punkt an Bochum vorbei auf Rang elf ziehen und hätte einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. Es gibt einen Präzedenzfall aus dem Jahr 2011. Damals wurde in Hamburg im Spiel FC St. Pauli gegen den FC Schalke 04 ebenfalls ein Schiedsrichterassistent von einem Becher getroffen. Die Partie wurde so wie diesmal beim Stand von 2:0 für Schalke abgebrochen und später auch 2:0 für die Gäste gewertet.

„Nicht akzeptabel“

„Als Erstes können wir uns nur in aller Form entschuldigen für den Vorfall“, sagte Bochums Sportdirektor Sebastian Schindzielorz im Streamingdienst DAZN und bezeichnete den Vorfall als „nicht akzeptabel“. Er wünschte Gittelmann gute Besserung und bedauerte die Geschehnisse: „Es ist natürlich sehr, sehr schade: Es ist das erste Mal, dass wir wieder vor 25.000 Zuschauern spielen können und das Spiel keinen sportlichen Ausgang findet.“ Gladbachs Sportchef Roland Virkus schloss sich an: „Es macht kein gutes Bild, das muss man ganz klar sagen. Das gehört sich nicht. Es ist einfach ärgerlich.“

Der Wurf sorgte auch bei den Spielern für Unverständnis und Wut. „Sehr traurig, dass sich sowas VfL Bochum Fan nennt!“, schrieb Bochums Torhüter Manuel Riemann auf Instagram. Riemanns derzeit verletzter Teamkollege Simon Zoller wurde ebenfalls deutlich. „Wir, der VfL Bochum, schreiben seit knapp 2 Jahren eine unfassbare Geschichte. Diese Aktion ist einfach nur respektlos gegenüber all denen, die sich jeden Tag den Arsch aufreißen, um diese Reise zu erleben! Geschweige denn dem Linienrichter! DU hast im Stadion nichts verloren!“, schrieb der 30-Jährige auf Twitter.

Gladbach klar auf Siegeskurs

Bis zu dem skandalösen Vorfall hatte Mönchengladbach die Weichen sicher auf Sieg gestellt. Lainer hatte vor 25.000 Zuschauern den zweiten Treffer von Breel Embolo (61.) mit einem Zuspiel zur Mitte vorbereitet. Den ersten Treffer hatte Alassane Plea (55.) erzielt. Lainer stand im Gegensatz zum Heim-2:0 gegen Hertha BSC diesmal wieder in der Startformation. Auf der Trainerbank ersetzte Korainer Christian Peintinger den wegen eines positiven Coronavirus-Tests fehlenden Adi Hütter. Auch Bochum musste aus diesem Grund ohne Cheftrainer Thomas Reis auskommen.

Übrigens: Der letzte Becherwurf mit Folgen in Österreich ist noch nicht lange her. Im Hinspiel der Europa-League-Qualifikation zwischen Sturm Graz und Larnaka (0:2) am 9. August 2018 wurde der Schiedsrichterassistent von einem aus dem Zuschauerbereich geworfenen Becher getroffen. Das Spiel konnte erst nach einer 40-minütigen Unterbrechung fertig gespielt werden. Der Täter wurde unmittelbar nach dem Wurf identifiziert und ist später auch bestraft worden. Die UEFA sanktionierte den Becherwurf mit einem „Geisterspiel“.

Deutsche Bundesliga, 27. Runde

Freitag, 18. März:
Bochum Mönchengladbach abgebrochen
Samstag, 19. März:
Fürth Freiburg 15.30 Uhr
Hertha BSC Hoffenheim 15.30 Uhr
Mainz Bielefeld 15.30 Uhr
Stuttgart Augsburg 15.30 Uhr
Bayern München Union Berlin 18.30 Uhr
Sonntag, 20. März:
Leipzig Frankfurt 15.30 Uhr
Wolfsburg Leverkusen 17.30 Uhr
Köln Dortmund 19.30 Uhr

Tabelle: