Der Sieger warnte nach dem Rennen aber vor zu viel Euphorie, es sei ja erst ein Rennen in der neuen Saison absolviert. Dann räumte der Monegasse allerdings doch ein: „Wir sind jetzt im Rennen um den Titel, das ist großartig.“ Und er freue sich schon auf die nächsten harten Zweikämpfe mit dem spät im Rennen ausgeschiedenen Weltmeister Max Verstappen. Er sei schließlich „auch ein aggressiver Fahrer in der Art, wie ich mit anderen kämpfe“, betonte Leclerc. „Dass wir endlich gezeigt haben, all die Arbeit, die wir in den letzten zwei Jahren reingesteckt haben, hat etwas gebracht, fühlt sich unglaublich schön an“, lobte er aber auch das Team.
Ferrari hat jedenfalls den ersten Eindrücken nach ein starkes und zuverlässiges Auto für diese Saison gebaut, der Motor dürfte der beste im Feld sein. Leclerc profitierte von diesem Gesamtpaket und gewann am Sonntag das dritte Formel-1-Rennen seiner Karriere. Sein Teamkollege Sainz wiederum profitierte vom späten Doppel-Aus bei Red Bull. Dieser Auftakt sei „natürlich toll“, sagte Teamchef Mattia Binotto nach zuletzt zwei schwachen Jahren. Man müsse für eine WM-Tendenz aber vier oder fünf Rennen abwarten.
Neue Regeln bringen Ferrari-Comeback
Mit dem Doppelerfolg plus schnellste Rennrunde plus Poleposition beim Formel-1-Saisonauftakt in Bahrain hat Ferrari die hohen Erwartungen der Experten bestätigt. Charles Leclerc und Carlos Sainz haben nach ihrer Galavorstellung Lust auf mehr.
So lange wollte sich die Presse in Italien nicht zurückhalten. „Leclerc Erster, Sainz Zweiter: Ferrari ist zurück. Rote Euphorie“, schrieb „La Gazzetta dello Sport“. Und weiter: „Es ist keine Fata Morgana in der Wüste. Es ist alles wahr. Die neue Ära der Formel 1 beginnt in Bahrain mit einem mitreißenden Triumph.“ Für den „Corriere della Sera“ war es eine „rote Wiederauferstehung. Eins und zwei für Leclerc und Sainz, Ferrari kehrt zu alter Größe zurück. Es ist das Ferraristische Neujahr, die Feier der Befreiung nach dem schwarzen Band von 45 Grands Prix ohne Sieg.“
„Brutales Rennen“ für Red Bull
Auch das Fazit von Red-Bull-Teamchef Christian Horner war eindeutig, allerdings gar nicht euphorisch. „Es war ein brutales Rennen für uns“, sagte der Engländer nach dem Desaster, es sei der „schlimmste Alptraum“. Verstappen und sein Teamkollege Sergio Perez mussten ihre Autos auf Podestkurs liegend auf den letzten Kilometern abstellen.
„Wir haben kein Benzin mehr vom Tank zum Motor bekommen. Es ist etwas, das nie aufgetreten ist. Ohne Power geht natürlich nichts“, sagte Motorsportdirektor Helmut Marko. Red Bull muss das Problem schnellstens lösen. Verstappen macht sich aber noch keine Sorgen. „Wir konnten nicht zeigen, was in uns steckt. Wir haben aber Potenzial“, sagte der Niederländer.
Hamilton in neuer Rolle
Irgendwo zwischen Ferrari und Red Bull verlief der Saisonauftakt für Mercedes. Der Konstrukteursweltmeister der vergangenen Jahre ist derzeit nicht schnell genug, um ganz vorne mitzumischen. Die Silberpfeile haben deutlich mehr als Ferrari und Red Bull mit den neuen Aerodynamikanforderungen zu kämpfen.

Das bedeutet auch, dass sich Rekordweltmeister Lewis Hamilton zumindest zu Beginn mit der Rolle des Jägers anfreunden muss. „Wenn man sich die Hackordnung ansieht, erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass man um die Meisterschaft mitfahren kann“, räumte Teamchef Toto Wolff ein. Nach dem Ausfall des Red-Bull-Duos waren die Ränge drei und vier für Hamilton und seinen neuen Teamkollegen George Russell das Maximum. „Wir hatten ziemlich zu kämpfen“, sagte Hamilton und fand das Ergebnis daher „ziemlich beachtlich“.
Der siebenfache Weltmeister dämpfte aber zugleich Hoffnungen auf einen raschen Umschwung. „Aber wir sind gemeinsam schon so lange das beste Team und wissen alle genau, dass wir den Kopf unten halten und weiterarbeiten müssen, denn wir haben noch einen langen Weg vor uns. Wir müssen unsere Wochenenden optimal nutzen, dann werden wir irgendwann wieder in den Kampf an der Spitze eingreifen können“, sagte der Brite.
Magnussen lässt Haas jubeln
Einen Glücksgriff dürfte Haas gemacht haben. Der Däne Kevin Magnussen bescherte dem Team in seinem ersten Rennen nach der Rückholaktion als sensationeller Fünfter gleich zehn Zähler. Im Vorjahr war das US-Team punktelos geblieben. „Verrückt“ fand das Magnussen.
Und Mick Schumacher hat nun einen deutlich gefährlicheren Teamkollegen als den Russen Nikita Masepin, von dem sich Haas vor Kurzem getrennt hatte. Gegen Magnussen muss sich der Deutsche erst einmal behaupten. „Er hat einen Riesenjob gemacht, von daher bin ich sehr, sehr happy fürs Team“, sagte Schumacher, der nach einem unverschuldeten Startunfall mit Platz elf sein bestes Karriereergebnis in der Formel 1 holte. Das gibt ihm Zuversicht. „Wir haben noch recht viel ungenutztes Potenzial im Auto“, sagte er.