ÖFB Teamtraining
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Frage des Spielstils wirft Schatten voraus

Mit dem Freundschaftsspiel gegen Schottland geht am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) in Wien die Ära von Teamchef Franco Foda nach viereinhalb Jahren zu Ende. Schon nach dem Aus im WM-Play-off in Wales (1:2) begann die allgemeine Ursachenforschung. Dabei rückte die Spielphilosophie in den Fokus, schließlich gilt es, Spieler aus der Red-Bull-Pressing-Schule mit klassischen Ballbesitz-Kickern zu einem schlagkräftigen Kollektiv zu formen.

ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel wies zuletzt auf die beiden Gruppen hin und betonte, wie wichtig es sei, diese unterschiedlichen Zugänge zum Fußball unter einen Hut zu bringen. Schon zuletzt zeigte sich dann Stefan Lainer, der als Ex-Salzburg-Profi zu den Spielern mit Red-Bull-Hintergrund zählt, über die Diskussion einigermaßen verwundert.

„Ballbesitz und Pressing – das eine schließt das andere nicht aus. Wir haben sowohl gute Spieler gegen den Ball als auch Spieler, die mit dem Ball Qualität haben. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso da zwei Gruppen sein sollen“, sagte der Borussia-Mönchengladbach-Legionär.

Stefan Lainer (AUT)
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„Ballbesitz und Pressing schließen sich nicht aus“, sagt Mönchengladbachs Stefan Lainer

Für den Rechtsverteidiger wird bei dieser Thematik zu wenig auf Details geachtet. „Es gibt nicht nur Red Bull oder Nicht-Red-Bull, es gibt so viel dazwischen. Es wäre zu einfach zu sagen, wir haben viele Red-Bull-Spieler, wir lassen Pressing spielen. Es gibt so viele Varianten von Pressing“, betonte Lainer. Zudem werde die Spielweise in Salzburg oder Leipzig vom jeweiligen Trainer adaptiert, und er selbst habe zum Beispiel nie mit Marcel Sabitzer gemeinsam in Salzburg gespielt.

Laimer: „Heutzutage ist bei jedem Team Pressing dabei“

Ähnlich wie Lainer äußerte sich auch Konrad Laimer, ein weiterer Kicker aus der Red-Bull-Schule. „Es hat keinen Sinn, den Plan von einem Verein zu übernehmen. Wir kommen alle von unterschiedlichen Vereinen“, meinte der RB-Leipzig-Mittelfeldspieler und ergänzte: „Heutzutage ist im Fußball bei jedem Team Pressing dabei.“

Konrad Laimer (AUT) und Neco Williams (WAL)
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Laimer gilt als „Pressingmaschine“, einen Plan von einem Verein zu nehmen, hält er für wenig sinnvoll

Einig sind sich Lainer und Laimer auch darin, dass es am Teamchef liegt, eine Mannschaft aus Spielern mit unterschiedlichen Qualitäten in die Balance zu bringen. „Es ist eine spannende Herausforderung für den Teamchef, aus dem vorhandenen Material das Beste herauszuholen“, so Lainer. „Wenn es nicht gut funktioniert, sind wir alle dafür verantwortlich. Nicht nur der Trainer, auch die Spieler.“

Leistungen der Spieler schwanken zu stark

Über die Schwankungen werde mannschaftsintern regelmäßig diskutiert. "Natürlich ist das ein Thema, an das wir Spieler denken. Wir müssen Lösungen finden, dass wir konstant Leistungen bringen. Immer nur zu reden, wir müssen und sollen jetzt, dann funktioniert es für ein, zwei Spiele und dann wieder nicht, das ist natürlich nichts“, sagte Laimer. Wie man aus diesem Schlamassel rauskommt, weiß der 24-Jährige nicht. „Ich habe leider nicht die perfekte Antwort parat. Wenn es so einfach wäre, hätten wir längst schon dies und das geändert.“

Ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung könnte am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) gelingen, wenn es in einem Testspiel in Wien gegen Schottland geht. Man sei trotz der äußerst bitteren Niederlage gegen Wales motiviert, beteuerte Lainer. „Jedes Länderspiel ist für jeden etwas Besonderes. Wir freuen uns jetzt, dass wir die Chance haben, den Lehrgang mit einem positiven Ergebnis abzuschießen.“ Allerdings musste der 29-Jährige zugeben: „Dass die Stimmung nicht am Höhepunkt ist, ist klar. Es geht weiter, man muss nach vorne schauen. Jeder ist dafür verantwortlich, sich in den Spielmodus zu bringen.“

Marcel Sabitzer und Aleksandar Dragovic (AUT)
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Am Dienstag gegen Schottland wollen die Spieler zunächst eine Reaktion auf das WM-Aus zeigen

Das mangelnde Publikumsinteresse – die Tribünen im knapp 50.000 Fans fassenden Ernst-Happel-Stadion werden ziemlich leer sein – ist Lainer bewusst. „Es liegt an uns, dass wir das wieder ändern“, sagte er und kündigte an, man werde „das Herz am Platz lassen für Österreich“.