Aleksandar Dragovic (AUT)
GEPA/Michael Meindl
Fußball

Test im Zeichen von Abschied und Jubiläum

Es ist Franco Fodas 48. und letztes Länderspiel als österreichischer Fußballteamchef. Die Nationalspieler wollen dem Deutschen am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) gegen Schottland nach viereinhalb Jahren im Amt einen würdigen Abschied bereiten und sich selbst für das Aus im WM-Play-off in Wales (1:2) ein bisschen rehabilitieren. Ebenfalls im Mittelpunkt steht dabei Aleksandar Dragovic, der sein 100. Länderspiel bestreiten wird.

Die Kulisse bei Fodas Abschieds- und Dragovic’ Jubiläumsspiel in Wien wird spärlich sein. Knapp 5.000 Karten waren bis Montagnachmittag verkauft. „Ich weiß, dass es kein einfaches Spiel wird, wenn du ein paar Tage vorher so ein Negativerlebnis hattest“, sagte Foda. Sein Abgang wurde am Montag offiziell. „Es soll unter den Voraussetzungen noch ein guter Abschluss werden, das würde ich mir wünschen“, sagte der Deutsche, der die Auswahl 2017 übernommen und beim Debüt mit 2:1 gegen Uruguay gewonnen hatte.

Er selbst freut sich auf seine letzte Partie im Amt. „Das werde ich noch einmal genießen – auch die Nationalhymne.“ Dazu stehe die ÖFB-Hilfsaktion für die vom Krieg gebeutelte Ukraine im Vordergrund. Sein Team habe zwei Tage gebraucht, um das Aus in Wales zu verdauen. „Klar wird es die eine oder andere Veränderung geben. Ich werde auch versuchen, dass alle Spieler, die beim Lehrgang dabei waren, zum Einsatz kommen“, kündigte Foda an.

ÖFB-Coach Franco Foda
GEPA/Matic Klansek
Das Ende einer Ära: Foda coacht am Dienstag zum 48. und letzten Mal die österreichische Nationalmannschaft

Fußballtestspiel

Dienstag, 20.45 Uhr, live in ORF1

Österreich – Schottland

Wien, Ernst-Happel-Stadion, SR Bognar/HUN

Österreich: Bachmann – Ilsanker, Hinteregger, Dragovic – Lazaro, Laimer, Sabitzer, Baumgartner, Ulmer – Kalajdzic, Arnautovic

Schottland: Gordon – Hendry, Hanley, Tierney – Patterson, Ferguson, Jack, Robertson – McGinn, Armstrong – Adams

Dragovic folgt Herzog in 100er-Club

Einen Fixplatz in der Startelf hat Aleksandar Dragovic. Der 31-Jährige absolviert gegen die Schotten sein 100. Länderspiel, nur Rekordnationalspieler Andreas Herzog (103) hat bisher mehr ÖFB-Partien absolviert als der Innenverteidiger von Roter Stern Belgrad. Dragovic wollte die „schöne Zahl“ ob der Umstände aber nicht in den Vordergrund stellen.

Die Enttäuschung ist nach dem verpassten Turnier in Katar nach wie vor groß. Auch die Kulisse im Ernst-Happel-Stadion steuert auf einen Minusrekord zu. „Natürlich hätte ich lieber ein volles Stadion und im Juni vielleicht ein Finale um die WM“, sagte Dragovic. „Das ist aber leider nicht so.“ Dennoch sei jedes Spiel im Nationalteam für ihn „etwas Besonderes“.

„Schöne Zahl“, aber WM-Teilnahme wäre ihm lieber

Er sei ein Mensch, der immer die Mannschaft in den Vordergrund stelle. „Deswegen ist es sicherlich eine schöne Zahl, der 100er, aber für mich persönlich ist es nicht so ein Höhepunkt.“ Viel lieber hätte er sich mit Österreich erstmals in seiner Karriere für eine WM qualifiziert. 2016 und 2021 nahm Dragovic jeweils an EM-Turnieren teil. „Ich bin ein Mann, der immer für die Mannschaft und für den Erfolg dasteht.“ Am 6. Juni 2009 gab Dragovic mit seinen serbischen Wurzeln ausgerechnet in Belgrad sein Debüt, Serbien behielt damals mit einem 1:0 knapp die Oberhand.

Aleksandar Dragovic (AUT)
Aleksandar Dragovic (AUT)
GEPA/Christian Ort GEPA/Johannes Friedl

„Es ist Wahnsinn. Er macht sein 100. Länderspiel, das ist unglaublich“, meinte Foda. Auch Teamkollege Marko Arnautovic sprach von einer „enormen Zahl“. Das Jubiläum vor so wenigen Fans zu feiern, werde für Dragovic aber „nicht so leiwand sein“. Der 100er sei ein großes Ziel von ihm gewesen, verriet Arnautovic. „Ich bin extrem stolz darauf, dass er das geschafft hat“, sagte der 32-Jährige über seinen Freund, der wie er serbische Wurzeln hat. Arnautovic selbst ist mit 97 Länderspielen als Nummer drei im ÖFB-Ranking nicht mehr weit weg von einer dreistelligen Zahl. Im Juni in der Nations League könnte es so weit sein.

„Wir haben uns ausgemacht, wenn wir dann im Juni zurückkommen, dass wir dann mit der Mannschaft essen gehen“, sagte Arnautovic über sich und Dragovic. Als definitive Entscheidung, seine Nationalteamkarriere fortzusetzen, wollte der Stürmer das nicht verstanden wissen. „Ich komme auch so manchmal nach Wien.“ Nach dem 1:2 in Wales hatte er in der Emotion seinen Rücktritt angedeutet, Neuigkeiten gibt es aber vorerst in dieser Angelegenheit keine.

„Wir sind es ihm schuldig“

Zunächst steht auf dem Programm, dem scheidenden Teamchef einen würdigen Abschied zu bereiten. „Er hat in den letzten viereinhalb Jahren alles gegeben für das Nationalteam, 100 Prozent“, sagte Dragovic. „Deswegen sind wir es ihm auch schuldig, dass wir uns 90 Minuten aufopfern und das hoffentlich mit einem guten Ergebnis zu Ende bringen.“ Ähnlich sah es Arnautovic: „Für uns ist es normal, dass wir dem Trainer noch ein perfektes Abschiedsspiel geben wollen.“

Es wäre eine Trendwende. Vier Partien in Folge ist das ÖFB-Team gegen Schottland sieglos, der letzte Heimerfolg datiert aus dem Jahr 1978. Zuletzt spielte man in der WM-Quali in Glasgow 2:2 und verlor in Wien 0:1. Die Schotten sind seit Anfang September, einem 0:2 in Dänemark, sieben Partien ungeschlagen, haben sechs davon gewonnen. Nach ihrem 1:1 am Donnerstag in Warschau gegen Polen werden sie in Wien aber aller Voraussicht nach nicht in Bestbesetzung antreten.

„Ich werde vielleicht ein bisschen mehr rotieren als sonst im zweiten Spiel eines Länderspielfensters“, kündigte Schottlands Teamchef Steve Clarke an. Gut möglich, dass zum Beispiel die Defensivstars Kieran Tierney (Arsenal) und Scott McTominay (Manchester United) eine Pause erhalten. Kapitän Andy Robertson (Liverpool) steht dafür nach überstandener CoV-Infektion wieder zur Verfügung.

Hälfte der Ticketerlöse kommt Ukraine zugute

Die Hälfte des Ticketerlöses geht an Hilfsorganisationen in der Ukraine. Gut ein Drittel der erwarteten Zuschauer dürften Schotten sein. In Wien hat das ÖFB-Team im Vorjahr nur ein einziges Spiel gewonnen – fast auf den Tag genau vor einem Jahr gegen die Färöer (3:1). Gegen Dänemark (0:4) und Schottland setzte es Niederlagen, in der EM-Vorbereitung gegen die Slowakei gab es lediglich ein 0:0.

ÖFB-Teamspieler mit den meisten Länderspielen

Spiele Tore
1. Andreas Herzog 103 26
2. Aleksandar Dragovic * 99 2
3. Marko Arnautovic * 97 32
4. Toni Polster 95 44
5. Gerhard Hanappi 93 12
6. David Alaba * 92 14
7. Karl Koller 86 5
8. Bruno Pezzey 84 9
. Julian Baumgartlinger * 84 1
. Friedl Koncilia 84 0
11. Herbert Prohaska 83 10
12. Christian Fuchs 78 1
13. Sebastian Prödl 73 4
14. Marc Janko 70 28
15. Hans Krankl 69 34
. Andreas Ivanschitz 69 12
* aktuell im Nationalteam aktiv

ÖFB-Teamchefs mit den meisten Länderspielen

1. Hugo Meisl 133 1913-1914, 1918-1937
2. Josef Hickersberger 56 1988-1990, 2006-2008
3. Marcel Koller 54 2011-2017
4. Herbert Prohaska 51 1993-1999
5. Leopold Stastny 48 1968-1975
. Franco Foda 48 * 2017-2022
7. Walter Nausch 47 1948-1954
* inklusive Schottland-Länderspiel am Dienstag