Tiger Woods (US)
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Golf

Warten auf Woods hält Augusta in Atem

Am Donnerstag erfolgt an der Magnolia Lane von Augusta der Abschlag zum 86. Masters. Vor der ersten Runde beschäftigt aber nicht die Frage, wer Vorjahressieger Hideki Matsuyama das grüne Jackett streitig machen kann, sondern ob Superstar Tiger Woods 14 Monate nach seinem schweren Autounfall zu den Konkurrenten des Japaners zählen wird. Weil sich der 46-Jährige offiziell bis zum ersten Spieltag mit seiner Entscheidung Zeit lassen will, sitzen Fans, Experten und Medien auf Nadeln.

Am Sonntag nahm der Hype um das mögliche Comeback des 15-fachen Major-Siegers und Masters-Gewinners 2019 neue Ausmaße an, nachdem Woods seine Anreise in den US-Bundesstaat Georgia angekündigt hatte. „Ich werde heute nach Augusta aufbrechen, um meine Vorbereitungen und das Training fortzusetzen. Es wird kurz vor Turnierstart eine Entscheidung geben, ob ich antrete“, richtete Woods der Öffentlichkeit via Twitter aus.

Seit seiner Ankunft an der Magnolia Lane wird jeder Schritt und Schwung des 46-jährigen Amerikaners genau verfolgt. Gegen 15.20 Uhr Ortszeit betrat Woods das Trainingsgelände in Augusta und schoss laut ESPN 20 Minuten lang mit allen Schlägern Bälle in die Ferne. Siebenmal schwang der Amerikaner dabei seinen Driver und erzielte laut Medienberichten Weiten zwischen 280 und 320 Yards. Danach begab sich Woods mit seinem Caddie Joe LaCava und seinem Assistenten Rob McNamara auf den Kurs.

Wie sehr sich die Masters-Verantwortlichen das Comeback von Woods wünschen, zeigte auch ein heroisch angehauchtes, kurzes Video über die ersten Schritte des Superstars in Augusta. Die Stadt spielt in der erfolgreichen Karriere von Woods eine zentrale Rolle. Vor 25 Jahren feierte er im Alter von 21 Jahren mit dem Rekordvorsprung von zwölf Schlägen seinen ersten Triumph an der Magnolia Lane. 2019 gelang ihm nach mehreren Knieoperationen ausgerechnet in Augusta der erste Major-Sieg nach elfjähriger Durststrecke. Mit insgesamt fünf Titeln beim Masters ist Woods die Nummer zwei hinter Jack Nicklaus, der sich sechsmal das „Green Jacket“ sichern konnte.

Comeback wäre „phänomenal“

Die Trainingsschwünge nährten daher nicht nur bei den Verantwortlichen, sondern auch bei Woods’ Kollegen die Hoffnung, dass der Gewinner von 82 PGA-Turnieren am Donnerstag sein Comeback geben könnte. „Er hat ausgesehen wie der Tiger vor dem Unfall“, sagte der sechsfache PGA-Turniersieger Billy Horschel, der mit einer „nervösen Vorfreude“ dem möglichen Comeback entgegenblickt. „Es wäre für Golf insgesamt, für das Masters und überhaupt für alle phänomenal, wenn er (Woods, Anm.) mitspielen würde“, sagte auch der Nordire Rory McIlroy.

Tiger Woods
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Vor drei Jahren durfte sich Woods (r.) zum fünften Mal das begehrte „Green Jacket“ anziehen lassen

Bereits Mitte der vergangenen Woche war das Gerücht aufgekommen, dass Woods 14 Monate nach seinem schweren Autounfall ein Comeback beim prestigeträchtigen Turnier an der Magnolia Lane plane. US-Medien – allen voran ESPN unter Berufung auf nicht genannte Quellen – berichteten, dass der fünffache Masters-Champion gemeinsam mit seinem Sohn Charlie und seinem guten Freund Justin Thoma, früher selbst einmal Nummer eins der Weltrangliste, alle 18 Löcher des Augusta National Golf Clubs gespielt habe.

14 Monate langer Weg zurück

Dabei hatte es im Februar 2021 noch so ausgesehen, als sei die Karriere von Woods vorbei. Der Amerikaner zog sich bei einem durch überhöhte Geschwindigkeit selbst verschuldeten Autounfall südlich von Los Angeles mehrere Brüche im rechten Bein zu. Nach Angaben von Woods hatten die Ärzte überlegt, sein Bein wegen der Schwere der Verletzungen zu amputieren. Doch der 46-Jährige kämpfte sich in den vergangenen 14 Monaten zurück ins Leben und auf den Golfplatz.

Verunfalltes Auto von Tiger Woods
Reuters/Mario Anzuoni
Die Bilder des Autowracks ließen viele Beobachter im Februar 2021 schon das Schlimmste befürchten

Seine Konkurrenten zeigten sich von der Rückkehr des Superstars nach seinen schweren Verletzungen nicht überrascht. „Die Sache mit Tiger Woods ist die, dass wenn alle glauben, er kann etwas nicht schaffen, er genau das macht“, sagte Mark O’Meara, der Master-Champion von 1998, zur Willensstärke seines Landsmannes. Für Woods würde sich in Augusta auch der Kreis schließen, denn sein bisher letztes Turnier war das Masters 2020, das aufgrund der Coronavirus-Pandemie vom traditionellen April-Termin in den Herbst verlegt worden war.

Darüber, ob Woods bei einer von den Veranstaltern für Dienstag angesetzten Pressekonferenz bereits die Katze aus dem Sack lässt, dass er bei der 86. Masters-Ausgabe mit dabei ist, kann nur spekuliert werden. Theoretisch kann sich der 46-Jährige bis kurz vor seinem ersten Abschlag am Donnerstag Zeit lassen, denn anders als sonst auf der PGA-Tour gibt es in Augusta keine Deadline – schon gar nicht für einen ehemaligen Masters-Gewinner wie Woods, der ein lebenslanges Startrecht an der Magnolia Lane besitzt.