Jubelnde Villareal Spieler
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Champions League

„Dorfclub“ Villarreal mischt bei Großen mit

Die Außenseiter haben es in der UEFA Champions League schwer. Wenn es sich am Ende der Saison zuspitzt, haben die finanzstarken Clubs die Nase in der Regel vorne. Doch immer wieder gelingt es auch kleineren Clubs, die großen das Fürchten zu lehren. In diesem Jahr ist das der spanische Provinzclub Villarreal unweit von Valencia, der schon im vergangenen Jahr mit dem Triumph in der Europa League für Aufsehen sorgte. Nun stellt sich das starke Kollektiv um Erfolgstrainer Unai Emery Bayern München in der Königsklasse in den Weg.

Das „Gelbe U-Boot“, wie der Club aus dem Osten Spaniens seit den 1960ern wegen der Trikotfarbe und des Beatles-Superhits „Yellow Submarine“ genannt wird, gewöhnt sich schön langsam an große Siege gegen große Namen. Im vorigen Mai besiegte die Emery-Truppe im Finale der Europa League Manchester United und holte so den ersten großen Titel in der 99-jährigen Vereinsgeschichte. Zuvor hatte man nur zweimal den damaligen Intertoto Cup gewonnen und eine Meisterschaft in der dritten spanischen Liga feiern dürfen.

Noch nie war übrigens ein europäischer Pokal in eine so kleine Stadt wie Villarreal gegangen, die nur gut 50.000 Einwohner zählt. „Ein Dorf erobert Europa“, titelte damals die Zeitung „El Pais“. Der gute Lauf setzte sich in dieser Saison in der Königsklasse nahtlos fort. Nachdem die Spanier in der Gruppenphase die starken Italiener von Atalanta Bergamo sowie Young Boys Bern hinter sich gelassen hatten, war im Achtelfinale kein Geringerer als Juventus Turin dran. Der Favorit wurde nach einem 1:1 im Hinspiel in Villarreal dann in Turin mit 3:0 souverän aus dem Wettbewerb gefegt. In der Liga nur aktuell Siebenter, gelingt es dem „U-Boot“, international immer wieder ganz oben aufzutauchen.

Erfolgsgarant Emery

Im Estadio de la Ceramica, das aufgrund des hiesigen Industriezweiges tatsächlich eine Keramikfassade hat, aber nur 23.500 Zuschauer fasst, werden die Fans am Mittwoch wieder aus voller Kehle die Clubhymne singen. Die beginnt mit „Die Hoffnung eines ganzen Dorfes …“. Eine Hoffnung, die nun in erster Linie auf Emery ruht. Zwischen 2014 und 2021 holte er nämlich nicht weniger als elf Titel, darunter dreimal die Europa League mit dem FC Sevilla. Hinter Josep Guardiola und Rafael Benitez ist Emery der aktive spanische Trainer mit den meisten Titeln.

Villarreal Trainer Unai Emery
AP/Antonio Calanni
Unai Emery ist nach Guardiola und Benitez der erfolgreichste aktive spanische Trainer

Aber die Hoffnung ruht auch auf einem guten Kader. Neben den gefährlichen Offensivkräften wie Gerard Moreno, Yeremy Pino und Arnaut Danjuma zeichnen sich Nationalspieler wie Torwart Gero Rulli, Abwehrmann Juan Foyth und Spielmacher Giovani Lo Celso (alle Argentinien), Stürmer Boulaye Dia (Senegal) und Innenverteidiger Pau Torres aus, der in Spaniens Nationalmannschaft zur Stammelf gehört.

Erstklassige Akteure sind zudem im Mittelfeld die Franzosen Francis Coquelin und Etienne Capoue sowie die technisch extrem starken Spanier Dani Parejo und Manu Trigueros. Hinten räumt der eisenharte Raul Albiol mit 36 immer noch kompromisslos ab.

Immer wieder internationale Höhepunkte

Die Qualität – auch taktisch sehr gut eingestellt zu sein – musste auch Salzburg zuletzt zur Kenntnis nehmen. Erst 2021 scheiterte man im EL-Sechzehntelfinale und hatte in beiden Spielen (0:2 Heimspiel, 1:2 auswärts) das Nachsehen. Zwei Jahre davor ging Rapid auswärts in der Gruppenphase desselben Bewerbs mit 0:5 unter, daheim gelang ein 0:0. In großen Spielen hat Villarreal aber gelernt, über sich hinauszuwachsen, 2006 stand man schon im CL-Halbfinale und scheiterte nur knapp an Arsenal (Gesamtscore 0:1), zehn Jahre später im Semifinale der Europa League an Liverpool, bereits 2004 im UEFA-Cup-Halbfinale an Valencia.

Pau Torres (Villarreal) und Patson Daka (RedBull Salzburg)
GEPA/Jasmin Walter
Vor einem Jahr setzte sich Villarreal auf dem Weg zum Gewinn der Europa League auch gegen Österreichs Meister Salzburg durch

La Ceramica wird am Mittwoch im Viertelfinal-Hinspiel gegen die Bayern ausverkauft sein. Die bescheidenen Villarrealenses, die vor allem vom Orangenanbau und eben von der Keramikindustrie leben, wollen gegen die Deutschen nicht eine Sekunde lang mit dem Anfeuern aufhören, auch wenn ihr Team zurückliegen sollte – das versichert zumindest Toni. „Wir sind sture Dorfbewohner, wir geben nie auf“, sagte der 70 Jahre alte Fan der dpa vor dem Duell.

„Wir haben große Lust“

Moreno hofft unterdessen, dass man gegen die Bayern „wieder Geschichte schreiben“ wird. „Wir wissen natürlich, dass uns ein Favorit zugelost wurde, eine der besten Mannschaften der Welt. Aber gegen Juve dachten auch alle, wir würden untergehen“, sagte der 29-Jährige.

„Wir haben große Lust auf das, was da auf uns zukommt“, sagte Emery vor der misslungenen Generalprobe am Samstag im Ligaduell bei UD Levante (0:2). Man stehe vor „großen Spielen gegen große Gegner“ und wolle dabei gut aussehen, sagte der Coach. Der Tabellensiebente der Primera Division hat zwar drei der vier vergangenen Ligaspiele verloren – unter anderem gegen zwei Abstiegskandidaten. Aber „gegen Bayern wird es ein ganz anders Spiel sein“, versicherte Emery.