Georg Hackl und Markus Prock
ÖRV/Ebermann
Rodeln

ÖRV erhofft sich von Hackl zusätzliche PS

Zwei Tage nachdem Georg Hackl die Katze gegenüber deutschen Medien aus dem Sack gelassen hatte, wurde der Transfer der lebenden Rodellegende ins österreichische Trainerteam auch vom Österreichischen Verband (ÖRV) bestätigt. Bei seiner Präsentation machte ÖRV-Präsident Markus Prock klar, was er sich von seinem langjährigen deutschen Konkurrenten erhofft: Die in den Rodlerinnen und Rodler schlummernden PS sollen durch den „Schorsch“ im Eiskanal entfesselt werden.

Hackl war seit 2006 im deutschen Verband tätig, zumindest bis 2026 wurde der 55-jährige Berchtesgadner, der neben seinen drei Olympiasiegen in Folge auch zehn WM-Titel in seiner Vita stehen hat, an den österreichischen Verband gebunden. „Ich war mit Schorsch immer wieder im Austausch, jetzt, wo sich die Möglichkeit ergeben hat, ihn nach Österreich zu lotsen, haben wir zugeschlagen. Ich bin sehr froh, aber auch stolz, dass er sich für uns entschieden hat“, sagte ÖRV-Präsident Prock bei der Präsentation des Trainerteams.

Daran, dass die österreichisch-deutsche Kombination im Trainerteam erfolgreich Früchte tragen wird, ließ Prock keinen Zweifel. „Schorsch unter österreichischer Fahne heißt vor allem auch, dass wir die PS der österreichischen Rodler und Rodeln auf den Boden bringen wollen“, sagte Prock, „wir haben im vergangenen Jahrzehnt vieles richtig gemacht. Die anhaltenden Erfolge motivieren, es noch besser zu machen, mittelfristig wollen wir an der Rodelgroßmacht Deutschland vorbeiziehen und zur Nummer eins im Eiskanal werden. Dafür braucht es viel Herz und Leidenschaft sowie neue Impulse.“

ÖRV bestätigt Trainercoup

Österreichs Rodelverband (ÖRV) hat am Donnerstag bei einem Medientermin in Innsbruck den bereits vor Tagen durchgesickerten Trainercoup bestätigt: Nach der Bestellung von Christian Eigentler zum Cheftrainer wurde mit der deutschen Rodellegende Georg „Schorsch“ Hackl die prominente Verstärkung offiziell.

Einen konkreten Wunsch für die Ära Hackl äußerte der ebenfalls erst vor Kurzem präsentierte neue Cheftrainer Christian Eigentler: „Wir wollen Synergien zwischen dem System Österreich und dem System Deutschland finden und weiterentwickeln“. Die diesbezüglichen Inputs von Hackl seien „bereits unglaublich“, fügte Peter Penz noch hinzu, der künftig mit Hackl für Materialfragen zuständig sein wird.

Mentalität und Prock geben Ausschlag

Die Zeiten, in denen sich Prock und Hackl im Eiskanal um Bestzeiten matchten, sind lange vorüber, ein neues Kapitel wird geschrieben. Statt etwaigen Breitseiten gegen Ex-Rivalen Prock und dessen Heimat streute Hackl dem Alpenland und dem ÖRV-Präsidenten gleichermaßen Rosen. „Mir gefällt die österreichische Mentalität, und Markus hat mir den Wechsel wirklich sehr schmackhaft gemacht“, sagte er, „wir leben beide für den Rodelsport, sind ehrgeizig und wollen etwas bewegen. “

V.l.: Christian Eigentler ÖRV-Cheftrainer, Georg Hackl und Markus Prock ÖRV-Präsident
APA/EXPA/Erich Spiess
Cheftrainer Eigentler (l.), Hackl (M.) und Präsident Prock (r.) wollen Österreich zur Nummer eins machen

Für den neuen ÖRV-Coach schließt sich laut eigener Aussage nunmehr ein Kreis. Endlich könne er mit Prock, den er bereits seit Jahrzehnten kenne und dessen langjähriger Rivale er gewesen sei, zusammenarbeiten, meinte Hackl sichtlich gut gelaunt: „Der ÖRV hat ambitionierte Ziele und ist beim Material und Schlittenbau dank seiner Partnerschaften mit Topnnternehmen auf einem sehr interessanten und vielversprechenden Weg.“

Keine Kampfansagen

Laut Hackl haben nicht nur das ansprechende finanzielle Angebot, sondern auch sportlich-inhaltliche Herausforderungen zum Seitenwechsel beigetragen. „Das Angebot war aber natürlich lukrativ“, wiederholte er am Donnerstag abermals, aber er sei auch in „Deutschland zufriedenstellend entlohnt worden“. Wesentlich mehr gereizt habe ihn aber, dass er sich „in Österreich technisch einbringen kann“ und dort auch Freiräume habe, so Hackl. Ab Mai wolle er nunmehr Technik- und vor allem Materialfragen „systematisch angehen“, hielt er fest.

Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Peking in der Teamstaffel mit Thomas Steu, Madeleine Egle, Wolfgang Kindl und Lorenz Koller
GEPA/Harald Steiner
Die Medaillen bei Großereignissen sollen sich von Silber – wie hier bei Olympia – auf Dauer in Gold verwandeln

Trotz aller Technik- und Materialexpertise und der Vorschusslorbeeren ließ sich Hackl, dessen Vertrag zumindest den Zeitraum des Olympiazyklus umfassen soll, nicht zu einer Kampfansage an seine nunmehrigen Konkurrenten in Deutschland hinreißen. „Jetzt steht harte, konsequente und konzentrierte Arbeit an“, sagte er stattdessen. Nur diese und nicht große Ansagen würden nämlich zu den entsprechenden Ergebnissen führen, so die Rodelikone.