Snooker-Profi Ronnie O’Sullivan
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Snooker

O’Sullivan schnappt sich erneut WM-Krone

Ronnie O’Sullivan ist nach einjähriger Absenz zurück auf dem Snooker-Thron und hat nach Weltmeistertiteln mit dem großen Stephen Hendry gleichgezogen. Der 46-jährige Engländer mit dem Spitznamen „The Rocket“ besiegte am Montagabend Landsmann Judd Trump mit 18:13 und krönte sich damit beim wichtigsten Turnier der Welt zum siebenten Mal als Champion.

Im Crucible Theatre von Sheffield ließ O’Sullivan keinerlei Zweifel an seiner Dominanz, die vierte und letzte Session am Montagabend dauerte nicht mehr besonders lang. Nach 2001, 2004, 2008, 2012, 2013 und 2020 schlug der für sein polarisierendes Auftreten bekannte O’Sullivan ein siebentes Mal zu – der Schotte Hendry schaffte diese Anzahl an Titeln zwischen 1990 und 1999. „Das ist eine große Ehre für mich, die Zahl der WM-Trophäen mit ihm zu teilen. Er hat Snooker auf ein ganz neues Level gehoben“, so Hendry. „Wir können uns den Rekord für ein Jahr teilen“, ließ O’Sullivan nach seinem Sieg wissen.

Für den 46-Jährigen verlief das Finale nach Maß. Schon nach der ersten Session führte er mit 5:3, am Sonntagabend bereits mit 12:5. Widersacher Trump war in weiten Phasen des Duells Statist und konnte „The Rocket“ zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährden. Als Preisgeld erhält er 500.000 Pfund (rund 596.000 Euro).

O’Sullivan dominierte aber nicht nur die letzte Partie, sondern das gesamte 17-tägige Turnier. Vor dem Endspiel besiegte er seinen ewigen Rivalen John Higgins aus Schottland deutlich mit 17:11. Auch die ersten drei Runden gegen seinen Landsmann David Gilbert (10:5) und den Nordiren Mark Allen (13:4) sowie den Schotten Stephen Maguire (13:5) bereiteten dem häufig als Snooker-Genie beschriebenen Akteur von der Insel überhaupt keine Probleme.

Krönung nach Rücktrittsforderungen

O’Sullivans Karriere war von Suchtproblemen und Depressionen begleitet. In dem Gentleman-Sport polarisiert „The Rocket“ wie kein Zweiter, das zeigte sich in Anflügen auch im Finale. In der ersten Session am Sonntag hatte er sich mit Schiedsrichter Olivier Marteel angelegt. Erst verwickelte er den Referee in eine lautstarke Diskussion, später sagte er im TV-Interview: „Ich denke, er sucht nur nach Ärger.“ Im Snooker gilt so eine Aussage schon als Affront.

O’Sullivan dürfte die siebente WM-Krönung auch deshalb besonders gut schmecken, weil ihm unmittelbar vor dem Turnier noch der Abschied nahegelegt wurde. Der iranische WM-Debütant Hossein Vafaei hatte die Umgangsformen des Weltklasseakteurs bemängelt. „Vieles, was er sagt, frustriert mich. Was für eine Legende bist du, wenn du Leute als Idioten bezeichnest?“, sagte Vafaei. Es sei Zeit, O’Sullivan zu sagen: „Geh in Rente, Mann. Tritt zurück.“ Der Engländer reagierte inhaltlich kaum darauf und gab sich ganz gelassen. Die sportliche Antwort präsentierte er nun im Crucible Theatre.

Weiter die Nummer eins

O’Sullivan bleibt auch die Nummer eins der Welt. Das geht aus der Rangliste hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Der Engländer verteidigte seine Spitzenposition vor Trump, der sich von Position vier auf zwei verbesserte.

Zwischen O’Sullivan und Trump liegen in der „Order of Merit“ weniger als 30.000 Pfund. Auch der Engländer Mark Selby und der Australier Neil Robertson können in der nächsten Saison den Sprung auf Ranglistenplatz eins schaffen. Weil O’Sullivan auch vor zwei Jahren Weltmeister wurde und nun das Preisgeld von damals zu verteidigen hatte, war der WM-Titel nötig, um an der Spitze bleiben zu können.