Jubel der Liverpool-Spieler Virgil van Dijk und Mohamed Salah
AP/Alberto Saiz
Champions League

Liverpool feiert „Heldentat“

Auf elf Probleme in der ersten Hälfte folgten zwölf magische Minuten in Hälfte zwei. Liverpool brauchte am Dienstagabend 45 Minuten, um den Überlebensdrang von Villarreal im Halbfinal-Rückspiel der UEFA Champions League zu begreifen. Doch dann setzte sich die große Klasse der Engländer einmal mehr in diesem Frühjahr durch – und drei Tore ebneten den Weg zu Liverpools zehntem Endspiel im höchsten Europacup-Bewerb.

Die in Liverpool viel beschworene Magie von Trainer Jürgen Klopp musste dieses Mal in der Halbzeitansprache wirken. „Wir hatten elf Probleme in der ersten Hälfte, wenn man so will“, sagte der Deutsche mit Blick auf das 0:2 zur Pause. Der Vorsprung aus dem Heimspiel war in Spanien rasch verspielt, doch noch schneller war das Unheil wieder abgewendet. „So wie wir reagiert haben, das war besonders“, sagte Klopp und berichtete ansatzweise von seiner Ansprache in der Kabine: „Ein bisschen Taktiktafel, ein bisschen erklärt, wo wir hinwollen.“

Paris am 28. Mai lautete das Ziel. Und so ist Liverpool seinem Ziel, aus einer starken Saison eine historische werden zu lassen, wieder einen Schritt näher. Vor dem CL-Finale gegen Real Madrid können die „Reds“ am 15. Mai den FA-Cup gegen Chelsea holen, und am 22. Mai, dem letzten Spieltag der Premier League, vielleicht doch noch am derzeit einen Punkt voranliegenden Tabellenführer Manchester City vorbeiziehen. Mit jedem Sieg kommen die vier möglichen Titel näher.

Liverpool-Trainer Jürgen Klopp gratuliert Kostas Tsimikas
AP/Alberto Saiz
Trainer Jürgen Klopp durfte nach seiner erfolgreichen Halbzeitansprache am Ende jubeln

Fragen nach Quadruple nerven Klopp

Die Fragen nach dem Quadruple, das noch keinem Team auf der Insel gelungen ist, werden häufiger. „Das ist einfach Quatsch mit diesem Quadruple-Mist“, meinte Klopp am Mittwoch gewohnt pointiert. Er will die möglichen Erfolge offensichtlich nicht zu nah an sich heranlassen, weiß aber: „Die Spannung ist da, ich muss nicht viel machen. Wir spielen jedes Spiel, das auf dem Spielplan möglich war.“

Im CL-Finale, dem dritten binnen fünf Jahren, wartet Real Madrid. Und mit den „Königlichen“ hat Liverpool nach der 1:3-Finalniederlage 2018 in Kiew noch eine Rechnung offen. „Wir haben damals verloren, deshalb freut es mich, dass wir wieder gegen Real spielen. Hoffentlich werden wir dieses Mal gewinnen“, sagte Stürmer Mohamed Salah.

Der Dienstag in Villarreal hatte einen Spielfilm zu bieten, den zuvor kaum jemand erwartet hatte. Boulaye Dia (3.) und Francis Coquelin (41.) hatten ein alles in die Waagschale werfendes Villarreal in Führung gebracht. Aus Liverpool-Sicht machte sich aber besonders die Einwechslung von Luis Diaz bezahlt, der in der 67. Minute traf. Davor waren Fabinho (62.), danach Sadio Mane (75.) erfolgreich.

Duell der „Mentalitätsmonster“

Er habe seinem Team vor der Partie gesagt, er wolle die Schlagzeile lesen: „Die Mentalitätsmonster waren in der Stadt“, sagte Klopp, der gar nicht schlecht ins Spanische übersetzte: „Mentalidad monstruoso.“ Diesen Beinamen reklamierte an diesem Abend auch Villarreal für sich.

„Auf die heutige Nacht können wir stolz sein. Wir haben bis zum Ende an uns geglaubt“, betonte Villarreals Torjäger Gerard Moreno stolz. „Die erste Hälfte war unglaublich, sicher eine der besten der Saison. Das Match lief so, wie wir es haben wollten, aber der physische Aufwand machte sich bemerkbar. Und sie sind einfach sehr, sehr gut.“

Das spanische Fachblatt „Marca“ sah nicht weniger als eine „Heldentat" vom Europa-League-Sieger 2021. „Was Villarreal geschafft hat, ist Fußballgeschichte. (…) Das war’s, aber die erste Hälfte wird niemand vergessen. Nicht einmal Klopp selbst.“ Klopps Gegenüber, Unai Emery, der dank seiner Europa-League-Siege längst als Experte für K.-o.-Phasen gilt, meinte indes lapidar: „Wir haben gezeigt, dass wir nicht ohne Grund bis hierhergekommen sind.“