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Fußball

Wacker Innsbruck stellt Profibetrieb ein

Seit Donnerstag ist es fix: Der FC Wacker Innsbruck stellt seinen Profibetrieb ein. Der tief in finanziellen Schwierigkeiten steckende Zweitligist verzichtet auf die Anfechtung der verweigerten Lizenz vor dem Ständigen Neutralen Schiedsgericht der Bundesliga und steht damit als Absteiger fest.

„Die Situation ist unverändert, und somit wäre ein weiterer Protest mit keiner Aussicht auf Erfolg verbunden. Nun geht es einzig und allein um die Rettung des Vereins“, teilte Club-Präsident Kevin Radi in einer Aussendung am Donnerstag mit. Den Innsbruckern wurde die Lizenz in den ersten beiden Instanzen verwehrt. Wie es nun weitergeht, soll laut Club „zeitnah kommuniziert werden“.

Am Verein hängen etwa die Amateure samt Nachwuchsabteilung und das Frauen-Team. Diese will die Tiroler Politik laut Eigenaussage „nicht im Regen stehen lassen“, allerdings fehlte ihr für die Auszahlung von Subventionen zuletzt „Transparenz seitens des Vereins“. Durch die Rettung des Vereins wäre ein Neustart (des Amateurteams) nur eine Liga tiefer in der Regionalliga möglich, bei Insolvenz ist ein Start – ganz unten – in der 2. Klasse unausweichlich.

Aus für Wacker Innsbruck?

Nachdem der krisengeschüttelte Klub keine Lizenz mehr bekommt und den Profibetrieb einstellt, dreht sich alles nur noch um die Frage, ob die Innsbrucker diese Saison überhaupt fertig spielen.

In Tirol deutet aktuell viel auf einen neuerlichen Konkurs wie schon beim Vorgängerverein 2002 hin. Spieler und Angestellte des Vereins bekamen im März ihre Februar-Gehälter überwiesen, seither floss kein Geld mehr. Die Irrungen und Wirrungen bei der Zusammenarbeit mit Investoren hinterließen eine leere Clubkassa. Zahlreiche Profis machten bereits von ihrem Recht Gebrauch und verließen Wacker ablösefrei und unter Wahrung ihrer Ansprüche.

Kevin Radi (Wacker)
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Wie Wacker-Präsident Radi den Verein retten will, ist vorerst noch offen

Mögliche Auswirkungen auf Liga

Die finanziellen Probleme von Wacker Innsbruck könnten nun den Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga beeinflussen. Und zwar dann, wenn Wacker die Saison in der 2. Liga wegen akuten Geldmangels nicht ordnungsgemäß zu Ende spielen kann. Sollte dieses Szenario eintreten, würden gemäß Bundesliga-Regeln sämtliche Resultate der Innsbrucker gestrichen. Davon wären auch die bereits erspielten Punkte der Gegner betroffen. Das hätte wiederum Folgen für das Rennen um Platz eins, in dem derzeit Austria Lustenau zwei Punkte vor dem Floridsdorfer AC liegt.

Die Vorarlberger holten aus den zwei Spielen gegen Wacker drei Zähler, die Wiener nur einen – wenn nun alle Innsbruck-Partien als „Nuller“ für die jeweiligen Gegner gewertet werden, wären Lustenau und der FAC nach aktuellem Stand punktegleich. Das entscheidende Kriterium in diesem Fall wäre der direkte Vergleich, in dem der FAC die Nase vorne hat.

Tatbestand der verschleppten Insolvenz?

Stand Donnerstag verfügten die Tiroler noch über 15 Feldspieler und zwei Torhüter, was für ein Antreten zu einem Match ausreicht. Allerdings beläuft sich die Durchführung einer Heimpartie allein schon durch Aufwendungen für Betriebskosten, Ordner und Security auf etwa 20.000 bis 30.000 Euro. Trotzdem wird die Freitag-Partie am Tivoli gegen SV Horn ausgetragen, wie die Innsbrucker am Mittwoch bekanntgaben. Woher das Geld dafür kommt, darüber gab es keine Informationen – sehr zum Missfallen von Gernot Zirngast, dem Vorsitzenden der Spielergewerkschaft VdF.

Der Steirer hält in diesem Zusammenhang den Strafbestand einer verschleppten Insolvenz nicht für ausgeschlossen. „Spieler bekommen monatelang ihr Geld nicht, aber für die Durchführung eines Heimspiels ist Geld da – da stimmt etwas nicht“, wurde Zirngast in der APA zitiert. Der Gewerkschafter wünscht sich aber auch, dass Wacker die Saison samt letztem Heimspiel am 22. Mai gegen den FC Dornbirn ordnungsgemäß über die Bühne bringt – ansonsten droht tatsächlich das Szenario, dass der FAC am Grünen Tisch zwei Punkte auf Lustenau gutmacht. „Es werden noch harte Wochen“, meinte Zirngast.

Die VdF rät den Innsbruck verbliebenen Spielern, weiter für Wacker einzulaufen. „Wir versuchen, ihnen zu sagen, dass es im Sinne des Sports positiv wäre zu spielen. Sie können sich dadurch auch für andere Vereine in die Auslage spielen“, meinte Zirngast. Der VdF-Chef zeigte sich beeindruckt davon, wie viele Spieler und Angestellte dem Tiroler Verein nach wie vor die Treue halten. „Davor kann man nur den Hut ziehen“, erklärte Zirngast. Die Schulden der Innsbrucker Profiabteilung werden mit zwei Millionen, jene des Vereins mit einer knappen Million Euro beziffert.