Giorgio Chiellini (Juventus)
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Fußball

Chiellini sagt nach 17 Jahren Ciao

Die Ära von Giorgio Chiellini beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin geht mit der ersten titellosen Saison des Clubs seit 2010/11 zu Ende. Der 37-jährige Abwehrspieler kündigte am Mittwoch nach dem mit 2:4 nach Verlängerung verlorenen Cupfinale gegen Inter Mailand in Rom seinen Abschied von der „Alten Dame“ an, nach 17 Jahren.

„Ich überlasse meinen Platz den vielen Jungen, im nächsten Jahr werde ich nicht mehr hier sein“, sagte der Europameister. Am Montag zu Hause gegen Lazio Rom und am Sonntag darauf bei Fiorentina wird Chiellini in der Liga seine Abschiedsvorstellung im Juve-Dress geben. „Es war zu 100 Prozent meine Entscheidung. Ich bin glücklich, dass ich mich auf so einem hohen Level verabschieden kann. Das war immer mein Wunsch. Ich werde immer der größte Juve-Fan bleiben“, sagte der kampfstarke Innenverteidiger.

Chiellini war 2005 von Fiorentina nach Turin gekommen. Mit Juve wurde er neunmal Meister und fünfmal Cupsieger, er bestritt 559 Partien. Als Kapitän der italienischen Nationalmannschaft feierte er im vergangenen Sommer den EM-Titel. Am 1. Juni gibt Chiellini seinen Abschied von der „Squadra Azzurra“ im Duell des Europameisters gegen Südamerika-Champion Argentinien im Londoner Wembley-Stadion. Seinen Rücktritt vom Nationalteam hatte er schon früher bekanntgegeben.

Karriereende noch offen

Ob im Sommer auch die aktive Karriere Chiellinis zu Ende geht, wird sich weisen. „In den nächsten Wochen werde ich das gut abwägen. Ich habe keine Eile“, hielt sich der Spieler mit den drittmeisten Juve-Einsätzen nach Alessandro del Piero und Gianluigi Buffon alle Optionen offen. Medienberichten zufolge ist ein Wechsel in die Major League Soccer (MLS) ein Thema.

Giorgio Chiellini (Juventus) mit dem italienischen Meisterpokal
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Neunmal holte Chiellini mit Juventus die italienische Meisterschaft

Gegen Inter lief bis zur Schlussphase dank eines Doppelschlags von Alex Sandro (50.) und Dusan Vlahovic (52.) alles nach Plan. Ein verwandelter Foulelfmeter von Hakan Calhanoglu (80.) zum 2:2 hauchte Inter allerdings neues Leben ein und in der Verlängerung versetzte Ivan Perisic als Doppeltorschütze (99./Elfmeter, 102.) dem Titelverteidiger den Todesstoß. „Es war eine gute Leistung, wir sind aber am Ende zurückgefallen, auch weil einige Spieler nicht ganz fit waren. Es ist enttäuschend, aber wir werden aus diesen Erfahrungen lernen“, sagte der in der 104. Minute ausgeschlossene Juve-Trainer Massimiliano Allegri.

Er sieht sich mit Kritik konfrontiert, sein Vertrag läuft allerdings längerfristig bis Ende Juni 2025. Dass der Druck auf ihn steigt, ist ihm bewusst. „Wir bleiben in dieser Saison ohne Titel. Diese Wut müssen wir für nächste Saison bewahren, weil wir da wieder auf die Gewinnerstraße zurückkehren müssen“, verlautete Allegri.

Perisic sorgt für Misstöne bei Inter

Inter könnte hingegen wie im Jahr des letzten Cuperfolges 2011 wieder das Double gewinnen. Dafür müsste aber in der Liga noch der zwei Zähler vorausliegende Lokalrivale AC Milan eingeholt werden. „In den letzten zwei Spielen wollen wir die Saison so gut wie möglich abschließen“, sagte Inter-Coach Simone Inzaghi. Den Supercup hat sein Team diese Saison auch gewonnen, Inzaghis erstes Jahr im Amt ist also schon ein erfolgreiches. „Es ist mehr als ein Jahrzehnt her, dass Inter den Cup gewonnen hat, deshalb freut es mich für den Club, die Spieler und die Fans. Sie sollen diese Momente richtig genießen“, so Inzaghi.

Sein Team habe gezeigt, dass es niemals aufgibt – und hatte dazu vorne Perisic. Dem war aber nicht nur zum Feiern zumute, da es intern zwischen ihm und den Inter-Bossen knirscht. Der Vertrag des 33-Jährigen läuft Ende Juni aus – Sportchef Giuseppe Marotta sagte vor dem Cupfinale, dass er an eine Verlängerung glaube. Darauf angesprochen aber giftete Perisic: „So geht man nicht mit wichtigen Spielern um, man wartet nicht bis zum letzten Moment. Auch das gehört zur Wahrheit, das sollt ihr wissen.“

Ivan Perisic (Inter Mailand)
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Ivan Perisic schnürte einen Doppelpack, giftete aber Richtung Führungsriege

Offenbar fühlt sich der Angreifer („Ich fühle mich als Anführer hier“) nicht wertgeschätzt. Bei Inter stehen zumeist Stürmer wie Lautaro Martinez im Fokus, zuletzt wurde auch über ein großes Interesse an Juve-Profi Paulo Dybala spekuliert.