Ruderin Magdalena Lobnig in Aktion
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Rudern

Lobnig trotz schwerer Vorbereitung bereit

Magdalena Lobnig blickt zuversichtlich dem Weltcup-Auftakt am Freitag in Belgrad entgegen. Und das, obwohl die 31-jährige Kärntnerin aufgrund einer schlimmen Fußverletzung und einer Coronavirus-Infektion eine erschwerte Saisonvorbereitung hatte. „Meine Form ist trotzdem aktuell nicht schlecht, die Formtests im Mai verliefen gut. Ich bin also optimistisch für den ersten Weltcup“, sagte Lobnig, die mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Ruder-Einer bei den Olympischen Spielen in Tokio Geschichte schrieb, im Interview mit ORF.at.

Dass Lobnig zuversichtlich zum ersten Weltcup reist, war lange nicht klar. Mitte September zog sich die 31-Jährige beim Mountainbiken einen Bänder- und Sehnenscheidenriss im rechten Fuß zu und wurde operiert. Anschließend musste die Kärntnerin mehrere Wochen einen Gips tragen. Überhaupt sei es ein schwieriger Winter gewesen: „Ich glaube, ich habe dreimal das Coronavirus gehabt. Ich war zwar zweimal negativ, aber die Symptome waren gleich zu damals, als ich es offiziell gehabt habe. Zudem musste ich mich nach meiner Verletzung zurückkämpfen.“

Lobnig gab nicht auf, absolvierte unzählige Stunden an Physiotherapie und trainierte fleißig weiter. Beim Weltcup in Belgrad steht schließlich der erste große Formtest der Saison an. „Es ist noch sehr früh in der Saison, und die Hauptziele sind erst Mitte September mit der WM und im August mit der EM. Deshalb muss man die Form behutsam aufbauen und schauen, dass man nicht zu früh zu schnell ist. Trotzdem versuche ich natürlich mit einer halbwegs guten Form zum Weltcup zu reisen.“

Ruderin Magdalena Lobnig jubelt
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Lobnig gewann bereits sieben internationale Medaillen im Einer

Der Fokus sei aber natürlich auf die Weltmeisterschaft Mitte September in Racice in Tschechien gerichtet. „Für die EM in München werden wir uns zwar auch dementsprechend vorbereiten, das wird dann schätzungsweise die Generalprobe für die WM sein“, so Lobnig. Generell sei es auch davon abhängig, welche Konkurrentinnen am Start sein werden: „Ich bin sehr gespannt, wie das Feld heuer aussieht, weil nach den Olympischen Spielen gibt es immer einen großen Umbruch in den Bootsklassen und in den Besetzungen. Mal schauen, ob es neue Player gibt und wer von den Alten noch dabei ist.“

Lobnig peilt WM und EM-Medaille an

Nach dem Weltcup in Belgrad wird Lobnig die Henley-Royal-Regatta, eine traditionsreiche Ruderveranstaltung, die jedes Jahr in England auf der Themse stattfindet, rudern. „Es wird mein erstes Mal in Henley sein und ich freue mich schon richtig drauf, dafür lasse ich auch den zweiten Weltcup in Poznan aus.“ Beim Weltcup-Finale in Luzern wird die Kärntnerin wieder am Start sein. Ob sie noch eine weitere Regatta rudern wird, ist derzeit noch nicht sicher.

Zudem stehen die Europameisterschaften und die Weltmeisterschaften fix im Terminplan der 31-Jährigen: „Mein Ziel ist es, bei der WM und EM um Medaillen rudern zu können. Ich habe bei der WM schon zweimal Bronze geholt, deswegen will ich dieses Jahr Silber oder Gold holen. Das ist mein persönliches Ziel, aber man versucht natürlich, den Ball flach zu halten“, meinte Lobnig.

Fußverletzung beeinträchtigt Lobnig

Obwohl ihre Verletzung am Fuß zwar medizinisch so gut wie ausgeheilt sei, beeinträchtigt diese sie dennoch im täglichen Training. „Es ist einfach unangenehm, weil ich spüre meinen Fuß jeden Tag. In der Früh ist er steif, das ist etwas, das nervt. Der Fuß ist einfach nicht so frei, wie er einmal war.“

Beispielsweise sei Laufen noch viel zu anstrengend für den Fuß. Ihr Training bestehe zwar ohnehin hauptsächlich aus Rudern, Radfahren und Krafttraining, „aber selbst da muss ich den Fuß vor jedem Training mobilisieren und schauen, dass ich das Gelenk freibekomme. Beim Rudern stört mich die Verletzung zum Glück weniger, außer, dass ich schwerer in Position komme“, so Lobnig.

„Nichts geht über eine olympische Medaille“

Wenige Wochen vor ihrem Fahrradsturz gelang der Kärntnerin mit dem Gewinn der Bronzemedaille in Tokio ihr größter Erfolg: „Nichts geht über eine olympische Medaille. Olympische Spiele sind auch einfach ein anderes Kaliber, weil die Aufmerksamkeit auch dementsprechend groß ist. Und was natürlich schon sehr cool ist, dass ich in Tokio auch ein Stück weit Geschichte geschrieben habe.“ Lobnig war die erste Frau Österreichs, die eine olympische Rudermedaille gewinnen konnte.

Ruderin Magdalena Lobnig mit Medaille in Tokyo
GEPA/Jasmin Walter
Lobnig hat in Tokio mit Bronze im Einer als erste Frau Österreichs eine olympische Rudermedaille geholt

„Die Bronzemedaille war zwar auf jeden Fall mein bisheriger Karrierehöhepunkt, aber es gab auch noch weitere Erfolge, die für mich sehr emotional waren“, erzählte sie. Zu diesen zählen die beiden Bronzemedaillen bei der WM 2017 und 2018 sowie der Europameistertitel 2016. Zudem gewann Lobnig dreimal Silber bei Europameisterschaften (2013, 2018, 2020).

„Generell waren die letzten Jahre sehr erfolgreich für mich. Es gibt Athletinnen, die räumen einmal bei Olympia ab und zeigen dann nie mehr was. Ich war die letzten Jahre konstant im Medaillenbereich, und so war die Bronzemedaille in Tokio einfach die Bestätigung, dass ich es auch verdient habe“, sagte die Kärntnerin.

Erfolg in Tokio als Motivation

Ihr Erfolg bei den Olympischen Spielen erscheint Lobnig teilweise immer noch surreal: „Ich muss mir manchmal das Rennen nochmal anschauen, damit ich verstehe, was ich in Tokio eigentlich geleistet habe. Dies rückt manchmal in weite Ferne, wenn das Training hart wird. Dann fühle ich mich manchmal so schwach, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, was ich letztes Jahr geleistet habe.“

Doch wenn sie sich dann das Olympiarennen angeschaut hat, fühle sie sich wieder stark und unbezwingbar. Allerdings merkt Lobnig, dass diese Saison ein nacholympisches Jahr ist: „Ich versuche zwar schon sehr viel zu trainieren. Aber in einem olympischen Jahr gibst du alles, weil es sind schließlich Olympische Spiele. Ich will nicht sagen, dass heuer die Luft raus ist, aber es ist etwas schwieriger, sich immer für eine zweite Einheit aufzuraffen. Mein Körper ist auch einfach noch ein bisschen müde von den letzten Jahren, weil da habe ich die ganze Zeit krass durchgezogen.“

Doppel-Zweier als Abwechslung

Wichtig sei daher, dass die Motivation im Training hochgehalten werde. Damit die Einheiten körperlich und mental gut wegzustecken seien, wird versucht, das Training abwechslungsreich zu gestalten. Zudem ging Lobnig in der Vorbereitung bei verschiedenen Regatten in unterschiedliche Bootsklassen an den Start. Unter anderem ist sie mit ihrer Schwester im Doppel-Zweier angetreten.

Generell würde es Lobnig reizen, ihren Fokus mal nicht auf den Einer zu legen und eine neue Herausforderung anzunehmen. „Aber dafür müsste meine Schwester, die momentan die zweitschnellste Ruderin in Österreich ist, den letzten Schritt machen.“ Allerdings arbeitet ihre Schwester Vollzeit, und das sei mit dem Trainingspensum und dem Aufwand dahinter schwer vereinbar. Lobnig sagte deshalb: „Solange der Zweier nicht so um die Medaillen rudern kann, wie ich das im Einer mache, ist mein Fokus auf den Einer gelegt.“

„Fernziel“ ist Paris 2024

Im Hinterkopf denkt Lobnig bereits an die Olympischen Spiele in Paris: „Paris 2024 ist absolut mein Fernziel, obwohl so fern ist es gar nicht mehr, deshalb kann man es schon als Ziel definieren“, meinte die Kärntnerin und fügte hinzu: „Doch damit ich bis 2024 voll durchziehen kann, darf ich es dieses Jahr mal nicht so streng sehen, wenn in einer Woche mal die Umfänge nicht ganz stimmen. Es geht jetzt auch darum, die Laune beizubehalten und das Team so auszubauen, dass es mich wieder Richtung Spiele tragen kann.“