Jubelnde Frankfurt Spieler nach dem Sieg im Finalspiel der Europa League
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Europa League

Glasner holt mit Frankfurt den Titel

Eintracht Frankfurt hat sich am Mittwoch zum Sieger der Europa League gekrönt. Das Team des österreichischen Trainers Oliver Glasner setzte sich im dramatischen Finale in Sevilla gegen die Glasgow Rangers im Elfmeterschießen mit 5:4 durch, nach 120 Minuten war es 1:1 gestanden. Für die Frankfurter ist es der zweite Europacup-Titel, den ersten hatten sie vor 42 Jahren geholt. Als Belohnung für den sensationellen Erfolgslauf darf der deutsche Bundesligist in der nächsten Saison in der Champions League spielen.

Joe Aribo brachte die Rangers in der 57. Minute nach einem Patzer der Eintracht in Führung, Rafael Borre (69.) gelang keine Viertelstunde später der verdiente Ausgleich. In einer auch ob der andalusischen Hitze kräfteraubenden Partie brachte die Verlängerung dann keinen Sieger.

In der Elferentscheidung begannen die Rangers. Nach sechs erfolgreichen Schützen scheiterte einzig der eingewechselte Aaron Ramsey an Kevin Trapp. Borre verwertete den letzten Elfmeter. Das Team von Glasner holte sich damit nach Erfolgen gegen den FC Barcelona sowie West Ham United und ohne Niederlage den Titel.

Frankfurt siegt im Europa-League-Finale

Eintracht Frankfurt hat 42 Jahre nach dem Erfolg im UEFA-Cup den zweiten Europacup-Titel geholt und damit auch das Ticket für die kommende Champions League gelöst. Nach einer national wenig erfolgreichen Saison krönte der deutsche Bundesligist unter Trainer Oliver Glasner seinen Lauf in der Europa League mit einem Finalsieg über die Glasgow Rangers. Im Endspiel von Sevilla gewann die Eintracht mit 5:4 im Elfmeterschießen. Nach 120 Minuten war es 1:1 gestanden.

Der 47-Jährige wurde damit auch zum ersten österreichischen Trainer seit Ernst Happel im Jahr 1983, der ein Europacup-Finale gewann. Mit Glasner jubelten auch der verletzte Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker. Für die Rangers heißt es hingegen weiter warten. Die Schotten, die vor zehn Jahren in die Insolvenz geschlittert waren, hatten zuletzt 1970 einen europäischen Bewerb gewonnen.

Jubelnde Frankfurt Spieler
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Für die Frankfurter begann direkt nach dem Schlusspfiff eine lange Partynacht

„Großartige Stimmung“ im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan

Die Finalstadt wurde im Vorfeld der Partie zur Spielwiese der Fans. 100.000 Schotten und 50.000 Frankfurt-Anhänger strömten in die andalusische Metropole. „Die Stimmung ist großartig“, freute sich Glasner über die einmalige Atmosphäre. Personell durfte sich der Österreicher ebenfalls freuen, denn Offensivspieler Jesper Lindström wurde rechtzeitig für die Partie fit. Der rekonvaleszente Hinteregger wurde in der Abwehr durch Almamy Toure ersetzt. Bei den Schotten verzichtete Trainer Giovanni van Bronckhorst auf Leon Balogun und Ramsey, der noch zur tragischen Figur werden sollte.

Nach der Eröffnungsfeier erfolgte dann im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan pünktlich um 21.00 Uhr der Anpfiff durch den slowenischen Schiedsrichter Slavko Vincic. Glasner gab seinem Team gleich zu Beginn Anweisungen, was bei dem immensen Lärmpegel im Stadion alles andere als einfach war. Einen Stimmungsdämpfer erlitten die Frankfurter aber schon in der fünften Minute. Sebastian Rode ging nach einer Attacke mit dem hohen Bein von John Lundstram mit einer stark blutenden Wunde am Kopf zu Boden. Unter dem Jubel konnte der Kapitän mit frischem Trikot das Spiel fortsetzen.

Frankfurt Trainer Oliver Glasner
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Frankfurt-Coach Oliver Glasner war in seiner Coachingzone sehr umtriebig

Leidenschaft und Intensität

Die ersten Minuten waren von einer extrem hohen Intensität geprägt, beide Teams schenkten sich nichts und gingen hart zur Sache. Chancen blieben Mangelware. In der zwölften Minute dribbelte Daichi Kamada in den Rangers-Strafraum. Der Ball kam zu Djibril Sow, dessen Weitschuss aber sicher in den Händen von Allan McGregor landete. In der 20. Minute war der 40-jährige Goalie erneut zur Stelle, als er einen Schuss von Ansgar Knauff ins kurze Eck mit den Fingerspitzen abwehren konnte. Die Rangers hatten ihrerseits in den ersten 25 Minuten mehr Ballbesitz (60 Prozent), aber keine konkrete Torchance.

Nach 26 Minuten gab es aufgrund der hohen Temperaturen über 30 Grad die geplante Trinkpause. Kurz davor hatte Aribo mit einem Schuss aus 20 Metern, der knapp vorbeiging, die erste von zwei Gelegenheiten für die Schotten in der ersten Hälfte. Bei der zweiten drehte Frankfurt-Goalie Trapp einen Kopfball von Lundstram problemlos über die Latte (37.) Die klar besseren Torszenen hatten die Frankfurter. Filip Kostic verzog seinen Schuss nach einem Sprint über gut 60 Meter am langen Eck vorbei (32.). 11:3 führten die Frankfurter mit Torschüssen, mit 0:0 ging die Partie aber in die Pause.

Eitracht Frankfurt Fans
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Die Frankfurt-Fans sorgten ganz in Weiß für eine eindrucksvolle Kulisse im Stadion

Frankfurt mit Chancen, Rangers treffen

Personell unverändert kamen beide Teams aus den Kabinen, wobei Frankfurt gleich wieder mehr Zug zum Tor entwickelte. Ein abgefälschter Schuss von Lindström ging nur knapp vorbei (49.). Die Frankfurt-Fans, die nun direkt hinter dem Rangers-Tor saßen, hatten den Torjubel schon auf den Lippen. Vier Minuten später verlängerte Rode per Kopf einen langen Ball auf Borre. Der Kolumbianer zog aufs Tor und wurde von Connor Goldson im Strafraum gelegt. Weder für Referee Vincic noch den VAR reichte das für einen Elfer.

Die Rangers-Fans durften einmal tief durchatmen und nur kurz darauf über den ersten Treffer jubeln. Ein weiter Abschlag von Goalie Trapp kam umgehend retour. Frankfurt-Verteidiger Tuta stolperte über seine eigenen Beine und ermöglichte Aribo freie Bahn aufs Tor. Der Nigerianer ließ sich nicht zweimal bitten und schob den Ball vorbei an Trapp zur 1:0-Führung (57.). Für Aribo war es der erste Treffer in dieser EL-Saison. Pechvogel Tuta musste gleich danach verletzt ausgetauscht werden.

Rangers Spieler Joe Aribo jubelt
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Joe Aribo hob sich seinen ersten Torjubel in dieser EL-Saison für den richtigen Moment auf

Frankfurt meldet sich zurück

Die Frankfurter brauchten ein wenig, um den Rückschlag zu verdauen. Das Glasner-Team fing sich aber bald. Nach Vorarbeit von Rode tauchte Kamada alleine vor McGregor auf, der Japaner hob den Ball über den Rangers-Goalie, aber auch knapp über das Tor (67.). Die Frankfurter Bemühungen wurden kurz darauf aber belohnt. Kostic brachte einen Ball flach zur Mitte. Goldson und Bassey waren sich uneinig. Borre ging dazwischen und bugsierte den Ball über die Linie (69.).

Gleich danach gab es die zweite Trinkpause und bei Frankfurt den zweiten Wechsel. Für Lindström brachte Glasner Jens Petter Hauge. In der Schlussphase wollte kein Team das letzte Risiko eingehen, um innerhalb der regulären Spielzeit die Entscheidung herbeizuführen. Die Angst vor einem Fehler, einer womöglich fatalen Unachtsamkeit überwog. Für den gezeichneten Rode war dann die Partie in der 90. Minute zu Ende, Kristijan Jakic kam in die Partie. Die fünfminütige Nachspielzeit verstrich, womit die Partie in die Verlängerung ging.

Frankfurt Spieler Rafael Santos Borre trifft zum 1:1
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Rafael Borre war zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle und erzielte den Ausgleich

Über torlose Verlängerung ins Elferschießen

Damit wurde auch die Fitness zum Faktor im Endspiel. Van Bronckhorst nahm seinen insgesamt dritten Wechsel vor und brachte den kanadischen Teamspieler Scott Arfield. Nach einem Abwehrfehler von Bassey lief Borre über die Flanke aufs Tor, der Rangers-Verteidiger konnte den Schuss des Frankfurters aber mit viel Einsatz gerade noch blocken (96.). Bei den Spielern stellten sich die ersten Krämpfe ein. Bei Frankfurt musste Even N’Dicka raus, für ihn kam Christopher Lenz. Bei den Rangers ersetzte James Sands den Torschützen Aribo.

Die Fans auf den Tribünen waren mindestens so gezeichnet wie die Protagonisten auf dem Feld. Für Sow ging es nicht weiter, ihn ersetzte Ajdin Hrustic, der in der 107. Minute knapp vorbeischoss. Auf der Gegenseite hatte Frankfurt-Goalie Trapp einen Schuss von Barisic prallen gelassen. Ein Weitschuss von Ryan Kent landete bei Trapp (113.), Jakic schoss auf der Gegenseite knapp drüber (114.). Die Rangers waren dann dem Lucky Punch näher. Aus kurzer Distanz scheiterte Kent an Trapp (118.), in der 121. Minute entschärfte der Frankfurt-Goalie einen Freistoß von James Tavernier.

Die Entscheidung musste somit vom Punkt fallen. Die ersten drei Schützen beider Teams traten souverän auf. Lenz, Hrustic und Kamada trafen für Frankfurt, für die Rangers waren Tavernier, Davis und Arfield erfolgreich. Danach trat der extra für das Elferschießen in der 117. Minute eingewechselte Ramsey an und scheiterte an Trapp. Damit war Frankfurt im Vorteil: Kamada und Kostic behielten die Nerven, verwandelten ihre Elfmeter souverän und machten Frankfurt damit zum Sieger der Europa League. Am Rasen gab es danach kein Halten mehr für die Deutschen. Die Feierlichkeiten nahmen ihren Lauf.

Stimmen zum Spiel:

Oliver Glasner (Frankfurt-Coach): „Es war eine brutale Anspannung, ein Schlagabtausch von beiden Mannschaften. Wir waren beide gefühlt stehend k. o. Die Jungs haben im Elferschießen die Nerven bewahrt. Wir sind wieder zurückgekommen nach dem Rückstand. Ich bin so stolz auf die Mannschaft, unglaublich. Ich werde heute einmal auch die Sau rauslassen, morgen auch und vielleicht übermorgen. Wenn es nicht mehr geht, werde ich in den wohlverdienten Urlaub gehen. Es war eine Wahnsinnssaison mit einem schwierigen Start. Dass wir hier dann als Europa-League-Sieger stehen, ich kann es gar nicht glauben.“

Giovanni van Bronckhorst (Glasgow-Trainer): „Es ist eine große Enttäuschung. Ein europäisches Finale zu spielen und es zu verlieren, wird immer wehtun. Du tust alles, um es zu gewinnen, aber es wird im Elfmeterschießen entschieden, und es ist eine Lotterie. Es ist nicht zu unseren Gunsten ausgegangen, aber ich kann meinen Spielern nicht die Schuld geben, nach allem, was sie gegeben haben. Es war ein sehr enges Spiel. Es ist eine große Enttäuschung.“

Martin Hinteregger (Frankfurt-Verteidiger, im Finale nicht dabei): „Was war das für ein Spiel. Noch im Elfmeterschießen zu gewinnen, das passt zu diesem Spiel. Es ist unglaublich, was hier heute geliefert wurde. Die Reise geht weiter in der Champions League.“

Europa League, Finale

Mittwoch:

Eintracht Frankfurt – Glasgow Rangers 1:1 n. V., 5.4. i. E.

Sevilla, Estadio Ramon Sanchez Pizjuan, 43.000 Zuschauer, SR Vincic (SLO)

Torfolge:
0:1 Aribo (57.)
1:1 Borre (69.)

Elfmeterschießen:
0:1 – Tavernier trifft
1:1 – Lenz trifft
1:2 – Davis trifft
2:2 – Hrustic trifft
3:3 – Kamada trifft
3:3 – Ramsey scheitert an Trapp
4:3 – Kostic trifft
4:4 – Roofe trifft
5:4 – Borre trifft

Eintracht: Trapp – Toure, Tuta (59./Hasebe), N’Dicka (100./Lenz) – Knauff, Rode (90./Jakic), Sow (106./Hrustic), Kostic – Lindström (70./Hauge), Kamada – Borre

Rangers: McGregor – Tavernier, Goldson, Bassey, Barisic (117./Roofe) – Lundstram, Jack (74./Davis) – Wright (74./Sakala/117. Ramsey), Kamara (91./Arfield), Kent – Aribo (101./Sands)

Gelbe Karten: Keine bzw. Aribo, Wright

Die Besten: Kostic, Sow, Trapp, Borre bzw. Tavernier, Bassey, Kent