ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick
Reuters/David Klein
Fußball

Rangnick überrascht mit erstem ÖFB-Kader

Neo-Teamchef Ralf Rangnick hat am Montag per ÖFB-Aussendung seinen ersten Kader nominiert. Größte Überraschung dabei ist, dass Routinier Aleksandar Dragovic nicht aufscheint. Neben Dragovic, der am 29. März gegen Schottland sein 100. Länderspiel absolvierte, stehen auch Goalie Daniel Bachmann und Andreas Ulmer nur auf Abruf. Ebenfalls nicht dabei im 25-Mann-Kader sind Martin Hinteregger und Florian Grillitsch, die allerdings an Verletzungen laborieren.

Als Tormann ist Martin Fraisl, der beim deutschen Bundesliga-Aufsteiger Schalke 04 nach einer starken Saison keinen neuen Vertrag erhielt, erstmals statt Watford-Legionär Daniel Bachmann dabei. „Er ist einer, der spannend ist, den alle einmal im Training sehen wollen“, sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. Zum Debüt könnte auch Offensivspieler Hannes Wolf kommen, der 23-Jährige brachte es während seines Leihengagements im Frühjahr in Englands zweiter Liga für Swansea City in 19 Ligapartien auf zwei Tore und drei Assists. Sein Stammverein ist Borussia Mönchengladbach.

Die Nichtberücksichtigung von Dragovic, der am Sonntag mit Roter Stern Belgrad serbischer Meister wurde, war sicher die größte Überraschung. Nur noch drei Partien fehlen dem 31-Jährigen auf Rekordspieler Andreas Herzog (103). Rangnick und auch Schöttel selbst hätten mit Dragovic persönlich telefoniert. „Er war enttäuscht, weil er gerne dabei gewesen wäre, ich kann seine Enttäuschung auch verstehen“, so der 55-Jährige. „Wir alle wissen, was wir an Drago haben und schätzen ihn. Aber auf dieser Position haben wir auch eine überdurchschnittlich hohe Qualität und Quantität“, sagte Schöttel.

Rangnick nominiert seine ÖFB-Auswahl

Der neue ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick hat heute mit der Nominierung seines ersten Kaders überrascht: Aleksandar Dragovic wird bei den kommenden Nations-League-Spielen nicht dabei sein.

Dragovic holte am Sonntag mit Roter Stern den serbischen Meistertitel und spielt am Donnerstag das Cupfinale. „Anschließend möchte ich die vergangenen Tage in Ruhe aufarbeiten und verdauen. Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Gerade weil es ein Neustart ist, hätte ich mich gerne gezeigt und versucht mich im Training aufzudrängen. Wir werden sehen, wie sich alles weiterentwickelt, dem Nationalteam wünsche ich jedenfalls viel Erfolg“, teilte Dragovic der APA mit.

Lienhart, Danso und Wöber als Nachfolger

Philipp Lienhart (25) bringe schon über Jahre Leistung beim deutschen Bundesligisten SC Freiburg, der 2022 mit Cupfinale und Platz sechs in der Liga aufzeigte. Kevin Danso (23) habe in der französischen Ligue 1 im Lens-Dress auf Anhieb reüssieren können und Salzburgs Maximilian Wöber (24) auf Champions-League-Ebene sein Können gezeigt. Auch Conference-League-Finalist Gernot Trauner (Feyenoord) ist nach über einem Jahr wieder im Kader. „Es ist der Zeitpunkt da, dass sich der Teamchef im Training und Spiel diese Spieler anschauen will, daher ist die Entscheidung so gefallen“, erklärte Schöttel.

Weniger überraschend kam das Fehlen von Julian Baumgartlinger, der es wegen seiner Knie-OP nur auf sechs vor allem Kurzeinsätze für Leverkusen in der Liga brachte. „Er ist noch immer unser Kapitän. Er hatte sehr viel Verletzungspech, hat am Schluss gerade einmal eine Stunde gespielt. Wenn du gegen den Weltmeister, Vizeweltmeister und EM-Halbfinalisten spielst, ist das der falsche Zeitpunkt, um Spieler einzuberufen, die nicht zu 100 Prozent fit sein können“, sagte Schöttel.

Regelmäßige Einsätze als Kriterium

Ob das bereits ein eingeleiteter Umbruch im ÖFB-Team sein wird – mit dem 36-jährigen Ulmer fehlt ein weiterer Routinier – oder nur eine Momentaufnahme, wird sich erst zeigen. „Dafür ist es zu früh, Fakt ist, dass der Teamchef Leute einberufen hat, die auch regelmäßig gespielt haben“, sagte Schöttel. Er war wegen des Kaders wie auch Tormanntrainer Robert Almer und Spielanalyst Stefan Oesen in Videositzungen in den letzten Tagen mit Rangnick und dessen Kotrainer Lars Kornetka in Kontakt. Am Schluss war dann auch schon der neue zusätzliche Assistenztrainer Peter Perchtold dabei. Die Letztentscheidung traf natürlich Rangnick.

Der war allerdings in den letzten Wochen aufgrund seiner Aufgabe als Cheftrainer bei Manchester United noch in England voll gefordert. „Wir verstehen, dass, wenn du Trainer von Manchester United bist, du bis zum letzten Tag alles geben musst. Wir haben das gut hinbekommen, Lars Kornetka hat da eine Schlüsselrolle gespielt, war hier in Wien, sehr umtriebig und hat ihm berichtet“, sagte Schöttel. Ab Sonntag ist das nicht mehr nötig, da wird Rangnick auch erstmals in Österreich im Trainingscamp in Bad Tatzmannsdorf live zu sehen sein. „Es wird dann vieles einfacher sein“, sagte Schöttel, der sich schon auf diesen Tag freut.

Wenig Vorbereitungszeit auf Nations League

Viel Trainingszeit bis zum Debüt bleibt nicht. Am 3. Juni geht es auswärts gegen Kroatien, ehe es mit den Heimspielen in Wien gegen Dänemark und Frankreich sowie dem Gastspiel bei den Dänen Schlag auf Schlag geht. „Es ist der erste Lehrgang eines neuen Trainers. Egal wie der Teamchef heißen würde, es wäre für jeden eine große Herausforderung“, betonte Schöttel.

Der Sportdirektor sagte, man wolle dabei gar nicht so sehr auf die Spiele und Ergebnisse schauen. „Wir konzentrieren uns darauf, dass der Beginn funktioniert. Es ist sehr vieles neu, jeder Trainer hat eine neue Herangehensweise. Wir wollen gut in den Lehrgang starten und die Abläufe bestmöglich hinbekommen.“

ÖFB-Kader für Nations League

Tor: Martin Fraisl (FC Schalke 04/GER), Heinz Lindner (FC Basel/SUI), Patrick Pentz (FK Austria Wien)

Verteidigung: David Alaba (Real Madrid/ESP), Kevin Danso (RC Lens/FRA), Marco Friedl (SV Werder Bremen/GER), Stefan Lainer (Borussia Mönchengladbach/GER), Philipp Lienhart (SC Freiburg/GER), Stefan Posch (TSG 1899 Hoffenheim/GER), Gernot Trauner (Feyenoord Rotterdam/NED), Christopher Trimmel (1. FC Union Berlin/GER), Maximilian Wöber (FC Red Bull Salzburg)

Mittelfeld: Christoph Baumgartner (TSG 1899 Hoffenheim/GER), Konrad Laimer (RB Leipzig/GER), Valentino Lazaro (Benfica Lissabon/POR), Dejan Ljubicic (1. FC Köln/GER), Marcel Sabitzer (FC Bayern München/GER), Xaver Schlager (VfL Wolfsburg/GER), Nicolas Seiwald (FC Red Bull Salzburg), Hannes Wolf (Swansea City/WAL)

Angriff: Marko Arnautovic (FC Bologna/ITA), Michael Gregoritsch (FC Augsburg/GER), Sasa Kalajdzic (VfB Stuttgart/GER), Andreas Weimann (Bristol City/ENG), Karim Onisiwo (1. FSV Mainz 05/GER)

Auf Abruf: Daniel Bachmann (FC Watford/ENG), Pavao Pervan (VfL Wolfsburg/GER), Alexander Schlager (LASK); Aleksandar Dragovic (Roter Stern Belgrad/SRB), Andreas Ulmer (FC Red Bull Salzburg); Julian Baumgartlinger (Bayer 04 Leverkusen/GER), Stefan Ilsanker (Eintracht Frankfurt/GER), Florian Kainz (1. FC Köln/GER), Louis Schaub (1. FC Köln/GER), Romano Schmid (SV Werder Bremen/GER), Alessandro Schöpf (Arminia Bielefeld/GER), Patrick Wimmer (Arminia Bielefeld/GER); Junior Adamu (FC Red Bull Salzburg), Marco Grüll (SK Rapid), Ercan Kara (Orlando City SC/USA)