Gernot Trauner (Feyenoord)
GEPA/Pro Shots/Kay int Veen
Conference League

Trauner lebt bei Feyenoord seinen Traum

Die fußballerischen Festspielwochen gehen für Österreichs Legionäre weiter. Nach dem Triumph von Frankfurt-Trainer Oliver Glasner in der Europa League schickt sich Gernot Trauner an, mit Feyenoord Rotterdam den Premierentitel in der UEFA Europa Conference League zu erobern. Der 30-jährige Oberösterreicher lebt in Rotterdam seinen Traum und könnte am Mittwoch (21.00 Uhr) gegen die AS Roma prominenten Beispielen folgen.

Denn Feyenoord hat mit einigen Österreichern sehr gute Erfahrungen gemacht, allen voran mit Trainer Ernst Happel und Spieler Franz Hasil, die 1970 beim Triumph im Europacup der Landesmeister mitwirkten. „Das ist absolut präsent hier und man wird auch immer wieder darauf angesprochen, umso mehr freut es mich, wenn ich hier auch etwas Besonderes bewirken kann“, erklärte Trauner im Gespräch mit ORF.at

Der Verteidiger wechselte im Spätsommer 2021 vom LASK erstmals in seiner Karriere ins Ausland und steht nun nicht nur sensationell in einem Europacup-Finale, sondern spielte sich auch in die Herzen der Feyenoord-Fans. Trauner lebt in den fußballverrückten Niederlanden seinen persönlichen Traum: „Es ist schon eine gelungene Saison, ich habe mir nie gedacht, in einem Europacup-Finale spielen zu dürfen.“

AS Roma vs. Feyenoord um Europacup-Titel

Das erste Finale in der Bewerbsgeschichte der Fußball-Conference-League bestreiten am Mittwoch in Tirana (ALB) AS Roma und Feyenoord Rotterdam.

Premierensaison übertrifft Erwartungen

Noch gelungener wäre die Saison, wenn am Mittwoch die Trophäe in den Nachthimmel von Tirana gestemmt werden könnte. Alleine, dass Trauner dieses Finale bestreiten kann, übertraf aber die Erwartungen.

„Mit so etwas kann man nicht rechnen. Wir sind damals in der zweiten Qualirunde fast ausgeschieden, darüber scherzen wir noch heute. Aber es braucht auch Glück, wenngleich wir in fast allen Spielen das bessere Team waren“, schilderte Trauner, der mit seinem Team im gesamten Hauptbewerb keine Niederlage einstecken musste. In der Liga wurde man hinter Ajax Amsterdam und PSV Eindhoven Dritter, nur im Cup kam früh das Aus. Noch nicht getroffen zu haben ist der früheren Offensivwaffe bei Standardsituationen auch noch ein Dorn im Auge.

Gernot Trauner (Feyenoord) jubelt mit seinen Teamkollegen
Reuters/Stephane Mahe
Trauner hat sich in einer Saison bei Feyenoord zu einer Stammkraft und zu einem Publikumsliebling entwickelt

Nun wartet im Finale die AS Roma mit einem gewissen Jose Mourinho auf Feyenoord. Trauner kennt den portugiesischen Starcoach schon aus seiner Zeit beim LASK, als man Tottenham mit 0:3 unterlag, aber im Rückspiel daheim auch ein 3:3 abringen konnte. „Wir werden nicht Favorit sein, sie haben Qualität auf und abseits des Platzes, gegen Mourinho-Teams ist es immer schwierig“, weiß Trauner zu berichten.

„Das wird eine riesige Aufgabe“

Auf der anderen Seite entscheide nicht immer nur fußballerische Qualität in einem Finale. „Es braucht eine gute Tagesverfassung, Nerven, Glück, Mentalität. Das alles haben wir schon gezeigt.“ Trauner hofft auf gute Umschaltmomente („Da können wir ihnen wehtun“) und wie im Halbfinal-Rückspiel im Hexenkessel in Marseille die Null zu halten. „Das wird eine riesige Aufgabe, wir schmeißen alles rein.“

Während die Italiener erst am Samstag ihre Meisterschaft beendeten, haben die Niederländer schon eine Woche länger frei und nützten das für ein Trainingslager in Lagos in Portugal. Auch um sich an die heißen Temperaturen in Tirana zu gewöhnen und um Abstand zu gewinnen. „Das Interesse in Rotterdam ist enorm, viele Leute sprechen dich an, in Lagos konnten wir uns dann auf das Wesentliche konzentrieren.“

Sollte tatsächlich der vierte Europacup-Triumph nach 1970 (Meistercup), 1974 und 2002 (jeweils UEFA-Cup) folgen, dürfte sich in Rotterdam Ähnliches wie in Frankfurt abspielen. „Schon nach dem Aufstieg gegen Marseille herrschte Ausnahmezustand. Aber es ist überhaupt sehr speziell hier. Es wird Fußball gelebt, fast jedes Spiel ist ausverkauft, nicht nur gegen die guten Gegner. Es ist Lebensinhalt.“

Trauner hat Glasner viel zu verdanken

Das gefällt Trauner, der sich in den vier Jahren beim LASK entscheidend weiterentwickelte. Maßgeblichen Anteil daran hatte Glasner, den er auch schon aus gemeinsamen Rieder Zeiten kannte. Trauner zeigte schon früher sein Talent auf, wurde aber immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. „Oliver hat von den Trainern den größten Anteil an meiner Entwicklung. Unter ihm bin ich stabil geworden, er hat auch erkannt, dass ich in der zentralen Abwehrposition noch besser als im Mittelfeld aufgehoben wäre.“

Der damalige LASK-Trainer Oliver Glasner und Spieler Gernot Trauner im Jahr 2017
GEPA/Matthias Hauer
Trauner und Glasner arbeiteten früher gemeinsam beim LASK, nun sind sie erfolgreich im Ausland tätig

Dass Glasner als dritter heimischer Trainer nach dem eingebürgerten Bela Guttmann und Happel einen Europacup-Triumph feierte, überrascht Trauner nur bedingt. „Man hat schon gemerkt, dass seine Handschrift greift, nicht nur in Österreich. Er hat eine super Idee vom Fußball, hat sie auch auf höherem Niveau adaptiert. Es gehört zu so einem Erfolg natürlich auch Glück dazu, aber er hat sich das verdient.“

Niederlande statt China

Trauner will in den Niederlanden nun seine eigene Geschichte schreiben, ein lukratives Kapitel in China ließ er aus. „Es war kurz ein Thema, aber das Gesamtpaket hat hier besser gepasst“, erzählte Trauner, der auch schon mit dem früheren China-Legionär Marko Arnautovic darüber gesprochen hatte. Der dreifache Familienvater, der seinen Vertrag bis 2025 erfüllen will („Ich will Teil dieses Weges sein“), scheint sich offenkundig richtig entschieden zu haben, die vorzeitige Krönung könnte nun in Albanien folgen.

Für zusätzliche Motivation sorgt auch die Wiedereinberufung ins Nationalteam nach über einem Jahr. Neo-ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick („Eine interessante Wahl“) holte Trauner ins Aufgebot für die Nations-League-Spiele im Juni. Und idealerweise stößt er wie Real-Legionär David Alaba, der im Finale der Champions League am Samstag gegen Liverpool spielt, als Europacup-Sieger zur ÖFB-Auswahl.