Nottingham Forrest Spieler jubelnd mit Pokal
AP/Mike Egerton
Fußball

Nottingham Forest meldet sich zurück

23 endlose Jahre haben die Fans von Nottingham Forest auf diesen Moment gewartet. Am Sonntag bescherte ein Eigentor den „Tricky Trees“ einen 1:0-Sieg im Championship-Play-off über Huddersfield Town und besiegelte die Rückkehr des Europacup-Siegers von 1979 und 1980 in die Premier League. Nottingham darf sich nun nicht nur auf Duelle mit Manchester City oder Liverpool freuen, sondern auch auf einen wahren Geldregen.

Vor 80.019 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion unterlief Huddersfield-Abwehrspieler Levi Colwill in der 43. Minute das entscheidende Eigentor, das Nottingham nach Zweitligameister FC Fulham und dem AFC Bournemouth das dritte Aufstiegsticket sicherte. Finanzexperten zufolge ist der Sprung in die höchste englische Liga dank Einnahmen aus Sponsoring und Fernsehgeldern mindestens 170 Millionen Pfund (200 Millionen Euro) wert.

Dabei hatte die Saison für Forest alles andere als ruhmreich begonnen. Nach sieben Spieltagen mit sechs Niederlagen und nur einem Remis lag der Club nur auf dem letzten Tabellenplatz. Erst mit Coach Steve Cooper, der Chris Hughton im September des Vorjahres ablöste, kehrte der Erfolg nach Nottingham zurück. „Er ist gekommen und hat uns diese Hoffnung gegeben, uns diesen Glauben gegeben“, meinte Kapitän Joe Worrall. „Er hat uns einfach mit Freundlichkeit aufgerichtet und die Fans verehren ihn absolut.“

Absturz in Drittklassigkeit

Die Sehnsucht der Fans nach den Erfolgen früherer Tage ist jedenfalls groß. Nottingham mischte vor 40 Jahren unter dem legendären Trainer Brian Clough den europäischen Fußball auf und gewann 1979 und 1980 den Europapokal der Landesmeister, den Vorläufer der Champions League. Der bittere Gang in die Zweitklassigkeit vor 23 Jahren dauerte dann länger als erwartet und leitete eine lange Durststrecke ein. 2004 folgte als erste Europacup-Sieger überhaupt gar der Absturz in die Drittklassigkeit, erst 2008 schaffte Forest den Wiederaufstieg in die zweite Liga.

Archivbild von Brian Clough aus dem Jahr 1993
Reuters
Unter Trainer Brian Clough erlebte der Club Ende der 1970er Jahre seine bislang erfolgreichste Zeit

Trotz mehrerer Anläufe wurden erst 2017 mit der Übernahme des Clubs durch den griechischen Reeder Evangelos Marinakis, dem auch Olympiakos Piräus gehört, die Weichen Richtung Premier League gestellt. Als dann im Vorjahr auch noch der frühere US-Nationalspieler Dane Murphy zum Geschäftsführer bestellt und der Kader erfolgreich reduziert und verjüngt wurde, war nach den Anlaufschwierigkeiten zu Saisonbeginn der Weg in die englische Topliga vorgezeichnet.

Glanzzeiten mit zwei Europacup-Triumphen

Die Rückkehr der „Tricky Trees“ bzw. der „Garibaldi Reds“, wie der Club auch genannt wird, lässt vor allem Fußballnostalgiker in Erinnerungen schwelgen. Als sich in den 1970ern zunächst die arrivierten Topclubs die Titel im Europacup der Landesmeister unter sich ausmachten, schickte sich ausgerechnet ein englischer Aufsteiger an, die Dominanz zu brechen. Nach Feyenoord Rotterdam, Ajax Amsterdam, Bayern München und Liver­pool folgte die erste Glanztat von Nottingham Forest, das dabei ohne große Stars auskam. Bekanntester Spieler war Goalie Peter Shilton, der es auch auf insgesamt 125 Länderspieleinsätze brachte.

Zunächst ließ der Club die „Reds“ gerade aus der zweiten Liga gekommen als Aufsteiger hinter sich und schaltete den Titelverteidiger in der darauffolgenden Saison gleich in der ersten Runde des Europacups der Landesmeister aus. Es folgte ein Erfolgslauf, der dank eines Treffers von Trevor Francis mit einem 1:0-Sieg im Finale gegen Malmö FF gekrönt wurde. Als Titelverteidiger durfte Forest auch im nächsten Jahr antreten und setzte sich diesmal im Endspiel gegen den Hamburger SV mit 1:0 durch. Torschütze war John Robertson (20.). Nottingham Forest ist damit der einzige Club, der den Europapokal der Landesmeister öfter gewonnen hat als die nationale Meisterschaft.

Absturz und Comeback nach langer Wartezeit

Seine Glanzzeiten hatte der Club, der unter anderem auch zweimal (1898, 1959) den FA-Cup gewinnen konnte, aber hinter sich. Im Europacup der Landesmeister kam im folgenden Jahr das Aus bereits in der ersten Runde gegen den bulgarischen Meister ZSKA Sofia, in der Meisterschaft reichte es nur zu Tabellenplatz sieben. Zwar gab es auch danach noch einige Achtungserfolge, wie etwa den Einzug ins Halbfinale des UEFA-Cups 1983/84, die Krone Europas war seitdem aber außer Reichweite. 1993 stieg man in die First Division ab. Es folgte ein Hin und Her zwischen erster und zweiter Liga, bis 1999 das lange Warten begann, das am Sonntag zumindest vorerst beendet wurde.

Entsprechend groß war die Freude und Erleichterung über das Comeback im Konzert der Großen. Am Montag bereiteten Tausende Fans Worrall und Co. einen begeisterten Empfang in Nottingham und verwandelten den Platz vor dem Rathaus in ein rot-weißes Meer. „Ich bin so stolz auf die Spieler, das Betreuerteam und die Fans“, sagte der 25-Jährige. „Wir haben wirklich gut gespielt, nicht nur in dieser Saison, sondern auch davor. Ich habe viele gute Leute kommen und gehen sehen, die alle etwas beigetragen haben. Es ist eine große Ehre, der Kapitän zu sein.“