Nicolas Otamendi (Argentinien) gegen Jorginho (Italien)
AP/Dave Thompson
Finalissima 2022

Kraftprobe zwischen Italien und Argentinien

29 Jahre nach dem letzten Prestigeduell zwischen dem regierenden Fußballeuropameister und dem Sieger der Copa America kommt es am Mittwoch (20.45 Uhr) zu einer Neuauflage des Kräftemessens zwischen den beiden Kontinenten. Bei der Finalissima 2022 stehen einander im Londoner Wembley-Stadion Italien und Argentinien gegenüber und kämpfen zum dritten Mal um den CONMEBOL – UEFA Cup of Champions. Ein besonderes Erlebnis wird das Spiel in jedem Fall für Lionel Messi und Giorgio Chiellini.

Zum ersten Mal ausgetragen wurde der Kontinentalvergleich 1985 als Artemio-Franchi-Pokal. Damals setzte sich Frankreich daheim in Paris im Prinzenparkstadion gegen Uruguay mit 2:0 durch. Die zweite und bis dato letzte Ausgabe entschied Argentinien mit Diego Maradona acht Jahre später im heimischen Mar del Plata gegen Dänemark im Elfmeterschießen mit 5:4 für sich. Dank der 2021 beschlossenen intensiveren Kooperation des Europäischen Fußballverbandes (UEFA) und des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL erlebt das Duell nun ein – vorerst auf drei Spiele limitiertes – Comeback.

Superstar Lionel Messi hat damit die Chance, nach dem Gewinn der Copa America 2021 seinen zweiten großen Titel mit dem Nationalteam zu gewinnen. Ein Duell mit Italien ist für den 34-Jährigen, der die Auswahl von Teamchef Lionel Scaloni als Kapitän auf den Platz führen wird, jedoch eine Premiere. Beide Partien seit seinem Debüt im Nationalteam vor mittlerweile fast sieben Jahren verpasste er verletzungsbedingt. 2013 gewann Argentinien ein freundschaftliches Länderspiel in Rom mit 2:1, beim letzten Vergleich setzten sich die „Gauchos“ 2018 bei einem Test im City of Manchester Stadium mit 2:0 durch.

Der argentinische Fußballstar Lionel Messi beim Training
AP/Bruna Prado
Zum ersten Mal überhaupt wird Messi im Wembley-Stadion gegen die „Squadra Azzurra“ auflaufen

Italien muss Schock nach WM-Aus verdauen

Damit prolongierten die Argentinier gegen die „Squadra Azzurra“ eine Erfolgsserie. In den letzten 15 Duellen gab es zwar sechs Siege für Italien und fünf Remis, seit einem 1:3 im Jahr 1987 haben die Argentinier aber keines der nächsten fünf Spiele gegen die „Azzurri“ verloren, in den letzten drei Duellen gingen immer die Südamerikaner als Sieger vom Platz. Auch die jüngste Vergangenheit spricht für Messi und Co. Italien erkämpfte sich zwar im Vorjahr bei der Euro 2020 den EM-Titel, blieb im Play-off der WM-Qualifikation aber mit einer 0:1-Niederlage sensationell gegen Nordmazedonien auf der Strecke.

Nach dem „schönsten Tag seiner Karriere“ mit dem EM-Titel und der anschließenden „größten Enttäuschung“ hofft Roberto Mancini nun, sich zumindest einigermaßen rehabilitieren zu können. „Wir hätten uns für die WM qualifizieren müssen, aber einige Dinge sind nicht für uns gelaufen“, erklärte der 57-Jährige. „Wir haben eine junge Mannschaft, die Fans stehen hinter uns. Ich muss mich noch für eine Mannschaft in Wembley entscheiden. Di Lorenzo könnte in der Startelf stehen, genauso Spinazzola.“

Letzter großer Auftritt von Chiellini

Auf der großen Fußballbühne ein letztes Mal auflaufen wird Altstar Chiellini. Nach dem Abschied von Juventus Turin sagt der 37-Jährige nun auch Italiens Nationalteam fast zwei Dekaden nach seinem Debüt mit seinem 117. Länderspieleinsatz „Ciao“. Dort, wo er vor knapp einem Jahr den EM-Pokal in den Nachthimmel gestemmt hatte. Im November 2004 debütierte er in den Nationalfarben. „Ich habe mir den größten Traum erfüllt“, erzählte der Verteidiger diese Woche auf seiner letzten Pressekonferenz als Nationalspieler.

Der italienische Fußballer Giorgio Chiellini mit dem EM-Pokal 2021
AP/Riccardo De Luca
Im Vorjahr führte Chiellini Italien bei der Euro 2020 als Kapitän zum Europameistertitel

„Als Kind hätte ich nie daran denken oder gar darauf hoffen können, so weit zu kommen“, sagte der Abwehrrecke. Bei Weltmeisterschaften war Chiellinis „Squadra Azzurra“ 2010 und 2014 eine Enttäuschung. In den Geschichtsbüchern der Endrunde in Brasilien ist der Verteidiger dennoch verewigt, und zwar als Bissopfer von Uruguay-Star Luis Suarez. Die WM blieb auch zum Abschluss ein Ärgernis. Wie vor vier Jahren patzte Italien in der Qualifikation und wird das Turnier in Katar nur als Zuschauer erleben. „Leider hat das nicht geklappt“, meinte Chiellini.

Er glaube aber an das Schicksal. Dieses habe ihm schließlich die „notti magiche“, die magischen Nächte der EM 2021, beschert. Das Achtelfinale gegen Österreich (2:1 n. V.) versäumte er damals verletzt. „Ich wollte immer auf hohem Niveau aufhören“, sagte Chiellini. „Und das habe ich nun geschafft.“ Was er nach dem Abschied von der Nationalmannschaft und auch von Juventus nun mache, das sei nicht entschieden. Womöglich zieht es ihn für die Nachspielzeit seiner Karriere noch einmal etwas weiter weg, die amerikanische Major League Soccer (MLS) lockt.

Di Maria zieht nach WM Schlussstrich

Vom nahenden Ende seiner internationalen Laufbahn spricht auch der Argentinier Angel Di Maria, der nach der WM in Katar im Herbst seine Karriere im Nationalteam beenden wird. Der 34-Jährige, der im letzten Juli im Finale der Copa America gegen Brasilien den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg erzielte und Argentinien zum ersten großen Titel seit 28 Jahren schoss, spielte bisher 121 Mal für die „Albiceleste“ und schoss dabei 24 Tore. Di Maria verlässt Paris Saint-Germain im Sommer, wo er dann spielt, ist noch unklar.