Training der ÖFB-Spieler in Bad Tatzmannsdorf
GEPA/Michael Meindl
ÖFB

Rangnicks Plan findet bei Spielern Zuspruch

Die ersten Trainingseinheiten unter dem neuen österreichischen Teamchef Ralf Rangnick haben bei den Spielern Eindruck hinterlassen. Vor allem die Stärkung des Wir-Gefühls durch den neuen Trainer und der von kollektivem Druck auf den Gegner geprägte Pressing-Fußball stießen bei der Offensivabteilung auf Zuspruch. „Ich glaube, dass es sehr, sehr gut passen kann“, meinte etwa Christoph Baumgartner.

Der 22-jährige Baumgartner ist zwar kein Kind der Red-Bull-Schule, trotzdem ist dem Niederösterreicher der vom neuen Teamchef bevorzugte Spielstil nicht fremd. „Es ist aber nicht so, dass nur Red Bull so spielt. Jeder von uns hat das in seiner Karriere schon gespielt – wenn auch vielleicht nicht so konsequent und so intensiv.“ Nun gelte es, die Abläufe „so schnell wie möglich in die Köpfe reinzubekommen“.

Er selbst sei ein Spieler, der gerne in Ballbesitz ist, meinte Baumgartner. „Um in Ballbesitz zu kommen, muss man den Gegner unter Druck setzen. Das verkörpert Ralf Rangnick wie kein anderer“, sagte der Legionär beim deutschen Bundesligisten Hoffenheim. „Man sieht, wie strukturiert, wie klar die Idee ist. Gerade in Umschaltmomenten ist er ein absoluter Vorreiter.“

Der Fokus liegt beim ÖFB-Team auf Offensive

Nach zwei Trainingstagen und drei Einheiten unter dem neuen ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick ist die Marschrichtung klar: Der Fokus liegt auf der Offensive. Die Laufstärke und nicht das Alter ist entscheidend.

Erfahrung als großer Trumpf

Rangnick sei schon alleine aufgrund seiner Karrierestationen ein Trainer, von dem jeder Spieler sehr viel lernen könne. „Man hat direkt gemerkt, wie viel Erfahrung der Mann hat“, sagte Baumgartner. „Er hat viele Facetten des Sports gesehen.“ Der Deutsche habe Hoffenheim oder Leipzig nach oben gebracht, zuletzt mit Manchester United aber auch einen absoluten Großclub betreut.

Bei seiner TSG Hoffenheim sei man weiter voll des Lobes für den Ex-Coach, versicherte Baumgartner. Rangnick hatte den Club von 2006 bis 2010 trainiert und ins deutsche Oberhaus geführt. Seit dessen Bestellung zum Teamchef des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) Ende April hat sich Baumgartner bei langgedienten Spielern und Mitarbeitern erkundigt. Eine Erkenntnis: Mitunter könne es unter Rangnick auch hart zugehen. „Weil er hart und schonungslos Sachen anspricht. Das ist aber positiv, weil das etwas ist, das uns weiterbringt“, betonte Baumgartner.

Training der ÖFB-Spieler in Bad Tatzmannsdorf
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Baumgartner (links neben Rangnick) und Co. hörten den Ausführungen des Teamchefs genau zu

Auch Stürmer müssen aktiv sein

Der Spielstil Rangnicks nimmt auch die Stürmer wie Sasa Kalajdzic in die Pflicht. „Das Wort, das er am meisten herausgestrichen hat, ist das Wir“, sagte der 24-jährige Wiener über die ersten Tage unter Rangnick. „Was er sich vorstellt, ist, dass wir sehr, sehr intensiv spielen, aktiv gegen den Ball. Seine Philosophie ist intensiv und offensiv.“

Wie sein Sturm-Konkurrent Marko Arnautovic muss sich auch Kalajdzic auf neue Aufgaben einstellen. „Von mir wird gefordert sein, wenn ich spiele, dass ich als Spitze der Erste bin, der gegen den Ball arbeitet.“ Dazu sei er bereit.

„Red-Bull-Fußball, was ist das?“

Mit der Theorie, dass das ÖFB-Team durch die Bestellung von Rangnick ab sofort „Red-Bull-Fußball“ spielen werde, kann Konrad Laimer wenig anfangen. Der Mittelfeldmann kickte von 2014 bis 2017 für Red Bull Salzburg und steht seither bei RB Leipzig unter Vertrag. Von einer einheitlichen Spielweise in dieser Zeit könne aber keine Rede sein, betonte der Salzburger am Dienstag im Camp in Bad Tatzmannsdorf.

„Red-Bull-Fußball, was ist das? Ist das Pressing? Ich kann es nicht einmal beschreiben“, sagte Laimer. „Ich spiele fünf Jahre in Leipzig und habe gefühlt immer andere Sachen gespielt.“ Zwischen dem aktuellen Leipzig-Coach Domenico Tedesco und Rangnick, der die Sachsen 2018/19 als Trainer betreute, gebe es klare Unterschiede. „Das ist ganz normal. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen.“

Auch bei Rangnick selbst seien im Vergleich zu dessen Leipzig-Zeit neue Inhalte dazugekommen. „Das ist schon wieder ein paar Jahre her, er hatte andere Stationen und hat ein bisschen etwas anderes erlebt. Man lernt immer wieder dazu. Natürlich sind auch ein paar Sachen dabei, die man kennt, das ist bei jedem Trainer so, ein paar Lieblingssachen ziehen sich durch“, meinte Laimer.

Laimer sieht „riesiges Potenzial“

Der Amtsantritt des Deutschen bedeute für keinen Teamspieler völliges Neuland, erklärte der 25-Jährige. „Pressing, das Spiel gegen den Ball, das hat jeder in irgendeiner Weise bei seinem Verein. Es geht um Grundprinzipien, die wir versuchen, im Training zu erarbeiten.“ Diesbezüglich bat Laimer um Geduld. „Das geht alles nicht von heute auf morgen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gute Spiele abliefern werden, wenn wir das umsetzen, was verlangt wird.“

Konrad Laimer bei der Pressekonferenz
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Laimer glaubt an eine erfolgreiche Zukunft für das Nationalteam unter Rangnick

Laimer hofft, dass mit Rangnick endlich der langfristige Erfolg Einzug hält. „Es steckt riesiges Potenzial in der Mannschaft. Wir haben ein richtig gutes Team mit einer guten Breite an Spielern, die Woche für Woche auf Topniveau spielen. Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht hier auch schaffen sollten. Das Wichtigste ist aber, dass wir nicht nur immer reden, wir müssen es auch konstant auf dem Platz zeigen. Das haben wir in den letzten Jahren vermissen lassen.“

Rangnicks Amtsantritt bezeichnete der 20-fache Teamspieler als Neustart. „Man merkt auch im Training von der Intensität und Laufbereitschaft, dass jeder wirklich will. Es wird sehr interessant, wie sich die Sache weiterentwickelt. Es gibt einen gewissen Matchplan, an den sich die Mannschaft halten muss, aber natürlich ist es nicht von der ersten Minute an durchgetaktet. Wir spielen immer noch Fußball, da gibt es immer noch freie Entscheidungen“, sagte Laimer.

Trimmel erwartet keine Umstellungsprobleme

Christopher Trimmel, mit 35 Jahren der älteste Spieler im aktuellen ÖFB-Kader, hat vom neuen Teamchef bisher „nur positive Eindrücke“ gewonnen. „Schon im Vorfeld habe ich nur Positives gehört. Jeder kennt sein Standing, nicht nur in Deutschland, mittlerweile in der ganzen Welt. Er ist ein sehr guter Trainer, sehr strukturiert. Die Herausforderung ist jetzt, den ganzen Input in so kurzer Zeit in die Mannschaft zu bringen“, sagte der Burgenländer.

Das Switchen auf Rangnicks Philosophie werde nicht allzu schwer fallen, vermutete Trimmel. „Man merkt zwar, dass es viele Spieler gibt, die es aus ihren Clubs vielleicht nicht so gewohnt sind. Da stellt man die eine oder andere Frage, dafür sind die Einheiten auch da. Ich bin aber guter Dinge, dass wir das schnell umsetzen können.“

Für den Verteidiger selbst bedeutet der Teamchefwechsel keine gravierenden taktischen Änderungen. „Wir spielen bei Union Berlin in gewissen Phasen einen ähnlichen Fußball, daher ist die Umstellung nicht so groß.“ Eine Erkenntnis ist für Trimmel aber klar: „Das Anlaufen und das Mittelfeld-Pressing gehen nur gemeinsam. Wenn ein Spieler eine Situation verpasst, könnte es für die anderen schwierig werden.“

Rangnick hat „super Gefühl“

Rangnick zeigte sich unterdessen von den Gegebenheiten in Bad Tatzmannsdorf angetan. Man habe „Topbedingungen, sehr gute Plätze und ein wunderbares Hotel“, meinte der 63-Jährige nach der zweiten Einheit. Am Dienstagnachmittag gab es für die Teamkicker kurzfristig trainingsfrei, für Mittwoch sind dann zwei weitere Einheiten vorgesehen, ehe am Donnerstag das Abschlusstraining vor dem Abflug nach Kroatien erfolgt. Der Auftakt zur UEFA Nations League gegen den Vizeweltmeister erfolgt am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF1) in Osijek.

Die bisherigen Trainings seien „knackig“ gewesen, besonderer Wert sei auf taktische Inhalte gelegt worden, so Rangnick. Die ersten Erfahrungen mit dem Team hinterließen bei ihm ein „super Gefühl“. Man spüre, dass die Mannschaft eine „richtige Einheit“ sei.

ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel erzählte, dass Rangnick selbst einen „richtig guten ersten Eindruck“ hinterlassen habe. „Die Ansprache von Ralf war für alle Beteiligten sehr beeindruckend. Er bringt es klar auf den Punkt, betont ständig das Wir-Gefühl, das es benötigt.“