Jubel der ungarischen Teamspieler Dominik Szoboszlai und Adam Szalai
Reuters/Bernadett Szabo
Nations League

Ungarn stellt England in „Geisterspiel“ Bein

Ungarn hat einen perfekten Start in die UEFA Nations League erwischt. Die Auswahl von Teamchef Marco Rossi setzte sich am Samstag daheim gegen England mit 1:0 (0:0) durch und feierte damit den ersten Sieg über die „Three Lions“ seit 60 Jahren. Das Goldtor erzielte der Ex-Salzburger Dominik Szoboszlai per Elfmeter. Trotz des Zuschauerverbots war die Puskas Arena in Budapest dank eines Tricks gut gefüllt, Buhrufe sorgten aber für eine schalen Beigeschmack.

Dass trotz des vom Europäischen Fußballverband (UEFA) angeordneten Geisterspiels wegen diskriminierenden Verhaltens seiner Fans Zuschauer auf der Tribüne saßen, verdankten die Ungarn einem Griff in die Trickkiste. Gemäß UEFA-Regularien dürfen bei angeordneten „Geisterspielen“ Kinder bis zum Alter von 14 Jahren trotzdem ins Stadion, wenn sie eingeladen und von einem Erwachsenen begleitet werden. Medienberichten zufolge waren knapp 40.000 Besucher registriert worden.

Als das englische Team wie gewohnt kurz vor Anpfiff als Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung auf die Knie ging, waren Buhrufe zu hören. Die Absicht des europäischen Dachverbands, Ungarn wegen einschlägiger Aktionen seiner Fans während der EM-Spiele gegen Portugal, Frankreich und Deutschland zu bestrafen, wurde damit geradezu konterkariert. Die UEFA hatte festgelegt, dass Ungarns Nationalteam zwei Pflichtspiele daheim ohne Zuschauer austragen muss. Für eine dritte Partie gilt eine Bewährung von zwei Jahren.

„Ich habe keine Ahnung, warum Menschen während dieser Geste buhen“, sagte Englands Coach Gareth Southgate. Sein Team mache solche Aktionen in erster Linie, um zu versuchen, „die Leute aufzuklären“, sagte der 51-Jährige zum Grund für das Knien. Er wollte aber keine direkte Kritik an den Fans in Budapest üben. Viele Jüngere wüssten wohl gar nicht, warum sie überhaupt buhen. „Sie werden von älteren Erwachsenen beeinflusst“, sagte Southgate.

„Three Lions“ wirken saft- und kraftlos

Gespielt wurde aber trotzdem. Über weite Strecken gaben die von Kapitän Harry Kane angeführten „Three Lions“ ein enttäuschendes Bild ab. Zwar war ein Bemühen erkennbar, die Engländer wirkten aber müde, ließen Intensität vermissen und Abstimmungsprobleme erkennen. In der 65. Minute stufte der Schiedsrichter einen nicht sonderlich außergewöhnlichen Zweikampf im englischen Strafraum als Elfmeterfoul des kurz zuvor eingewechselten Reece James ein. Der Ex-Salzburger Szoboszlai verwandelte mit einem Flachschuss in die linke Ecke sicher zum 1:0.

Elfmeter des Ungarn Dominik Szoboszlai gegen England
Reuters/Lee Smith
Szoboszlai ließ sich die Chance vom Punkt nicht nehmen und bescherte Ungarn den ersten Sieg über England seit 60 Jahren

Danach geriet Ungarn nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Es war erst die zweite Niederlage Englands gegen Ungarn in einem Pflichtspiel. Den ersten Sieg hatte Österreichs Nachbarland bei der WM 1962 in Chile geholt. „Wir müssen in uns gehen und zurückkommen. Wir müssen uns genau anschauen, wie wir gespielt haben und wie wir von da weitermachen, denn es kommen wichtige Spiele auf uns zu“, sagte Verteidiger Conor Coady. Am Dienstag wartet auf England bereits das Duell mit Deutschland.

Auch England greift für Heimspiel in Trickkiste

Das englische Team muss sein erstes Heimspiel in der Nations League am 11. Juni in Wolverhampton gegen Italien ebenfalls ohne Zuschauer bestreiten. Dazu war der Verband wegen der Ausschreitungen rund um das EM-Finale vor einem Jahr im Londoner Wembley-Stadion verurteilt worden. Dabei sollen ebenfalls die UEFA-Regularien zum Stadionbesuch von Kindern angewendet werden, es werden zwischen 2.000 bis 3.000 Fans erwartet.