Enttäuschung bei Artem Dovbyk
Reuters/Matthew Childs
WM-Qualifikation

Ukraine trauert Happy End nach

Der Traum der ukrainischen Fußballer, ihren unter dem russischen Angriffskrieg leidenden Landsleuten die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2022 in Katar zu erfüllen, ist am Sonntag im Cardiff City Stadium gegen Wales geplatzt. Nach der ausgerechnet durch ein Eigentor verschuldeten 0:1-Niederlage gegen die Waliser war die Trauer über das verpasste Happy End zwar groß, die Gedanken drehten sich aber schnell wieder um Wichtigeres.

Die Sorge der ukrainischen Fußballer galt bald wieder den Menschen in ihrer vom russischen Krieg geplagten Heimat und dem Frieden auf der Welt. „Ich möchte dem Rest der Welt noch einmal sagen: Wir müssen alle zusammenstehen, wir müssen gegen den Krieg zusammenhalten. Wir müssen den Krieg stoppen. Denn heute ist es die Ukraine, morgen kann es ihr Land sein. Jeder möchte in Frieden leben“, sagte Oleksandr Sintschenko kurz nachdem die Hoffnung auf die zweite WM-Teilnahme nach 2006 geplatzt war.

Der Defensivspieler des englischen Meisters Manchester City war nach dem unglücklichen 0:1 im Play-off-Finale am Sonntag gegen Wales ebenso geknickt und traurig wie seine Teamkollegen. Beherzt hatten sie für ihren Traum von der Weltmeisterschaft in Katar und die damit verbundene Freude für ihre Landsleute gekämpft. Doch ein Eigentor ihres Kapitäns Andrij Jarmolenko, der in der 34. Minute einen Freistoß von Wales’ Kapitän Gareth Bale per Kopf ins eigene Tor ablenkte, beendete im Dauerregen von Cardiff die WM-Hoffnungen.

Wales feiert, Ukraine trauert

Großer Jubel auf der einen Seite, bittere Enttäuschung auf der anderen. Nach der 0:1-Niederlage gegen Wales im Play-off-Finale verpasst die Ukraine die Weltmeisterschaft in Katar. Die Walliser hingegen dürfen sich über ihre zweite WM-Teilnahme freuen.

Lob von Trainer und Legende

Trotzdem gab es von Trainer Oleksandr Petrakow nach der knappen Niederlage nur Lob. „Ich kann keinen einzigen meiner Spieler auch nur irgendwie kritisieren. Wir haben alles getan, was wir konnten“, sagte der Teamchef, „aber ich möchte wirklich, dass sich die Menschen in der Ukraine an unsere Bemühungen erinnern.“ Die Ukraine war überlegen, hatte mehr Torchancen, nur konnten Sintschenko und seine Kollegen sie nicht nutzen.

Teamchef Oleksandr Petrakow
APA/AFP/Paul Ellis
Teamchef Oleksandr Petrakow musste tatenlos zusehen, wie der WM-Traum im walisischen Regen zerrann

Die ukrainische Fußballlegende Andrej Schewtschenko drückte via Twitter seinen Stolz auf die Fußballer in Blau und Gelb aus. „Ihr habt bewiesen, dass wir immer bis zum Ende kämpfen werden, egal was passiert, und immer zusammen bleiben“, schrieb der 45-Jährige. „Nicht alles im Leben wird durch das Ergebnis bestimmt. Ruhm der Ukraine!“ Bei der vergangenen Europameisterschaft hatte Schewtschenko das Team noch selbst als Coach betreut.

Vom Notnagel zum Qualihelden

Der große Gefeierte in Cardiff war Wales-Tormann Wayne Hennessey, der die ukrainischen Stürmer zur Verzweiflung brachte. Der 35-Jährige ist Ersatztorhüter bei Burnley und hat den damals verletzten Stammtorhüter Danny Ward im März gegen Österreich so gut vertreten, dass er von Interimsteamchef Rob Page auch diesmal den Vorzug gegenüber Ward erhalten hatte. „Der Spieler des Spiels heute war der Torhüter von Wales, das heißt, dass wir richtig gut waren, eine Menge Chancen herausgespielt, aber leider nicht getroffen haben“, sagte Sintschenko.

Abwehr von Torman Wayne Hennessey
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Goalie Hennessey hielt den knappen Erfolg der Hausherren mit seinen Paraden fest

Wales feierte damit das Ende seines 64 Jahre währenden WM-Fluchs. Nicht zuletzt dank Bale, der schon im März beim 2:1 im Halbfinale gegen Österreich mit zwei Treffern der Matchwinner war, sind die Briten erstmals seit 1958 in Schweden und erst zum zweiten Mal überhaupt bei einer Weltmeisterschaft dabei. Beim Turnier vom 21. November bis 18. Dezember treffen sie in der Gruppe B auf England, den Iran und die USA.

„Das ist das beste Ergebnis in der Geschichte des walisischen Fußballs“, sagte Bale. „Ich freue mich einfach, dass wir zu einer Weltmeisterschaft fahren. Es bedeutet alles, es ist das, woraus Träume gemacht sind. Ich bin sprachlos. Ich bin so froh. Wir haben es für diese großartigen Fans getan“, sagte der Offensivstar, der mit den Walisern bei der Europameisterschaft 2016 das Halbfinale erreicht hatte.

Liga in Ukraine vor Neustart

Die Ukraine hat nun andere Ziele. Trotz des Krieges soll im Land bald wieder Fußball gespielt werden, der nationale Verband will im August die Meisterschaft neu starten. „Ich habe mit Präsident Selenskyj darüber gesprochen, wie wichtig der Fußball ist, um abzulenken“, sagte Verbandspräsident Andrej Pawelko der Nachrichtenagentur AP. Der Fußball habe eine große Kraft, damit die Menschen in der Ukraine wieder an eine Zukunft glauben könnten.

Der Spielbetrieb der Premier Liga war am 24. Februar ausgesetzt worden. Pawelko habe auch mit den Chefs von FIFA und UEFA gesprochen, um einen sicheren Weg für die Austragung von Heimspielen der Nationalmannschaften des Landes zu finden, berichtete die AP.