Nadal mit Pokal in Paris
Reuters/Benoit Tessier
French Open

Roland Garros feiert „Sonnenkönig“ Nadal

Rafael Nadal hat es tatsächlich wieder geschafft. Allen Problemen und Schmerzen im linken Fuß zum Trotz gewann der 36-jährige Spanier am Sonntag mit einem souveränen 6:3 6:3 6:0 über den Norweger Casper Ruud das French-Open-Finale und holte zum 14. Mal den Titel in Paris. Die Medien verneigten sich danach vor „Rafael XIV., dem Sonnenkönig“ und sprachen von „Gott auf Erden“. Seine Fans ließ Nadal nach der Partie mehr zittern als zuvor im Spiel, erst nach bangem Warten lüftete er das Geheimnis über seine Zukunft.

Mehr als vier Minuten lang redete Nadal nach seinem 14. Triumph bei den French Open, ehe er endlich die Worte sprach, die alle in diesem Moment unbedingt hören wollten. „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich werde weiter kämpfen“, sagte Nadal und brachte die 15.000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier damit zum Ausrasten. Nadal macht weiter, das war die Botschaft des Tages.

War während des Turniers und noch während des Endspiels in Frankreichs Hauptstadt spekuliert worden, dass Nadal ob seiner chronischen Schmerzen im deformierten linken Mittelfußknochen (Müller-Weiss-Syndrom) nach verwertetem Matchball sein Karriereende bekanntgeben könnte, beeilte sich der 22-fache Major-Gewinner danach festzustellen, dass er in Wimbledon spielen will: „Ich werde dort sein, wenn mein Körper dafür bereit ist.“

Die Zukunft von Tennisstar Nadal

Am Tag nach seinem 14. Sieg bei den French Open stehen weiter viele Fragezeichen hinter der sportlichen Zukunft von Rafael Nadal. Der 22-fache Grand-Slam-Sieger möchte nur mehr bei Turnieren antreten, wenn sein Körper bereit dafür ist.

Wimbledon als nächstes große Ziel

Wimbledon sei ein Turnier, dass er nicht verpassen wolle, sagte Nadal. Da spielt es für ihn offenbar auch keine Rolle, dass beim London-Klassiker wegen des Teilnahmeverbots für Aktive aus Russland und Weißrussland diesmal keine Weltranglistenpunkte vergeben werden. Ein Major-Titel ist es allemal. Und genau diesen hat Nadal schon zweimal gewonnen, 2008 und 2010. Drei weitere Male war er unterlegener Finalist.

Dass er in Wimbledon schon mehr als ein Jahrzehnt nicht mehr gewonnen hat, hält Nadal nicht davon ab, dort erneut zuzuschlagen. Bewiesen erst heuer bei den Australian Open, bei denen der Mallorquiner unerwartet nach 13 Jahren Pause seinen insgesamt zweiten Melbourne-Titel geholt hat. Nach der Australien-Premiere, 2009, kassierte Nadal bei den French Open im Achtelfinale gegen den Schweden Robin Söderling seine erste von bisher nur drei Niederlagen auf Paris-Sand. Die Chance auf den „Grand Slam“ war dahin.

Rod Laver als „Edelfan“ von Nadal

Diesmal gab sich Nadal nach seinem zweiten Triumph „down under“ aber in Roland Garros keine Blöße, zwei von vier Titeln für den „Grand Slam“ hat er damit in der Tasche. Insgesamt war er knapp zwölf Stunden in den drei Matches davor auf dem Platz gestanden, trotzdem gab er im Finale nur sechs Games ab – das macht Nadal so schnell keiner nach. Es ist nach wie vor die wohl schwierigste Aufgabe im Tennis, auf dem Court Philippe Chatrier gegen Nadal zu gewinnen – ganz speziell in Endspielen, was 14 Siege in 14 Anläufen verdeutlichen.

„Ich hoffe, du kannst dich jetzt ein bisschen erholen, auf halbem Weg zum Slam“, twitterte Rod Laver in Richtung Nadal. Der 83-jährige Australier hatte es 1962 und 1969 geschafft, alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Jahr zu gewinnen. Sonst war das 1938 dem US-Amerikaner Donald Budge gelungen. Im Vorjahr war Novak Djokovic nur einen Matchsieg von diesem Coup entfernt, doch der Russe Daniil Medwedew vereitelte das im Finale der US Open.

„Roland Garros faktisch sein Besitz“

Egal wie Nadal in Wimbledon abschneiden wird, Paris liegt dem „Sandplatzkönig“ jedenfalls zu Füßen. „Nadal, Gott auf Erden. Seit Nadal spielt, ist Roland Garros faktisch sein Besitz. Von 18 möglichen Titeln hat er nur vier ausgelassen“, schrieb „El Pais“. „Mit seinem 14. Triumph in Roland Garros hat Nadal einmal mehr seine brutale Überlegenheit auf Sand, seinem Lieblingsbelag, unter Beweis gestellt. Es ist eine erstaunliche Überlegenheit, für die es in der Geschichte des Sports kaum Vergleiche gibt.“ „AS“ krönte Nadal zu „Rafael XIV., dem Sonnenkönig.“

Nadal und Ruud nach dem Spiel
Reuters/USA Today Sports/Susan Mullane
Ruud blieb vor, im und nach dem Finale bei den French Open fast nur die Rolle eines Nebendarstellers

Die spanische „Sport“ schrieb von einem „Außerirdischen auf Erden“. Nadal habe „seine Dominanz auf Sand mit beispielloser Autorität durchgesetzt. Sein Niveau hat eine derartige Perfektion erreicht, dass er fast unbesiegbar ist. Die Ergebnisse sind wie von einem anderen Stern.“ Für die „Mundo Deportivo“ sei es „schwer, einen anderen Vergleichsmaßstab als die Zahl der Siege zu finden. Im Tennis ist derjenige der Beste, der die meisten Grand Slams gewinnt. Und Rafa Nadal hat 22 aufzuweisen, zwei mehr als so außergewöhnliche Konkurrenten und Partner wie Djokovic und Federer. Deshalb ist Nadal der Beste der Geschichte.“

Dauerschmerzen im linken Fuß

Angesichts des Rasens von Wimbledon sind die Voraussetzungen in London natürlich ganz andere. Gleich bleiben wird jedoch die Frage, ob Nadals Körper weiter mitspielt. „Ich kann meinem Doktor nicht genug danken“, ließ er wissen. Vor jedem seiner Spiele ließ sich Nadal Spritzen gegen seine chronischen Beschwerden im Fuß verpassen. „Ich habe mit einem betäubten Fuß gespielt, die Nerven wurden blockiert.“ Zudem habe er während des Turniers entzündungshemmende Mittel genommen.

Dauerlösung soll das aber keine sein, auch keine Option für das Wimbledon-Turnier, das am 27. Juni beginnt. „Roland Garros ist Roland Garros. Jeder weiß, was mir dieses Turnier bedeutet“, sagte Nadal. Von nun an müsse es aber eine andere Lösung für seine chronischen Fußbeschwerden geben. „Ich respektiere Wimbledon sehr, es ist immer ein wichtiges Ziel im Jahr. Aber nein, ich werde so etwas für Wimbledon nicht wieder machen.“ Dieses Fragezeichen steht also noch über Nadals Wimbledon-Antreten.

Er setzt freilich darauf, dass sein Arzt eine andere, dauerhafte Lösung findet. „Es ist offensichtlich, dass ich so nicht weitermachen kann und will.“ Wichtig werde sein, erneut die für die Schmerzen verantwortlichen beiden Nerven zu betäuben. „Das ist es, was wir versuchen, in der kommenden Woche dauerhaft hinzubekommen.“ Radiofrequenzinjektionen sollen ihm dafür verpasst werden – damit Nadal für den nächsten Durchmarsch bereit ist.