Nations League

ÖFB-Team unterliegt Dänen um Mitternacht

Österreichs Nationalmannschaft hat sich nach einem denkwürdigen Fußballabend im Wiener Ernst-Happel-Stadion Dänemark mit 1:2 (0:1) beugen müssen. Das zweite Spiel in der UEFA Nations League konnte erst mit 90-minütiger Verspätung beginnen, nachdem ein Stromausfall den zweiten Wiener Gemeindebezirk lahmgelegt hatte. So wurde die Partie am Montag um 22.15 Uhr angepfiffen und endete am Dienstag um 00.08 Uhr. Das Tor zum dänischen Sieg von Jens Stryger Larsen fiel dabei kurz vor Mitternacht (84.).

Schon kurz nach 20.00 Uhr zeichneten sich erste Probleme ab, die Videowall im Happel-Stadion funktionierte nicht, und vor allem das Flutlicht ließ sich nicht einschalten. Immerhin ging der Ton, Stadionmoderator Andy Marek überbrückte in Alleinunterhaltermanier die Wartezeit mit den geduldigen Fans, die nur vereinzelt pfiffen.

Teamchef Ralf Rangnick brachte bei seiner Heimpremiere neun Neue in der Startelf, seine Mannschaft kassierte aber nach gut 20 Minuten den Rückstand durch Pierre-Emile Höjbjerg (27.). Zur Pause wurde Marko Arnautovic eingewechselt und kam zu seinem 100. ÖFB-Einsatz. Der Jubilar legte den Ausgleich durch Xaver Schlager auf (67.) und vergab selbst die Führung mit einem Stangentreffer (74.). „Joker“ Stryger traf schließlich mit einem sehenswerten Schuss zum Sieg.

Ausgleich durch Schlager (67.)

Nach einem tollen Zuspiel von Arnautovic schießt Schlager ein und gleicht aus.

Das zweite Spiel der Gruppe A1 zwischen Kroatien und Frankreich endete zeitlich programmgemäß und sportlich mit einem 1:1. Damit führt in der Tabelle Dänemark (6) vor Österreich (3). Weiter geht es bereits am Freitag (20.45 Uhr, live in ORF1) mit dem Spiel gegen Weltmeister Frankreich. Das Spiel ist restlos ausverkauft und sollte bei passender Stromversorgung auch ein echtes Highlight werden.

„Out of the Dark“ nach 90 Minuten

Rangnick hoffte auf ein gut gefülltes Stadion, immerhin kamen mit 18.700 Zuschauer dreimal so viele wie beim letzten Mal im März, als sein Landsmann und Vorgänger Franco Foda mit einem 2:2 gegen Schottland verabschiedet worden war. Die Anwesenden an einem lauen Abend im Juni hatten nach diesem Spiel einiges zu erzählen.

Handylichter im Stadion
ORF.at/Christian Wagner
Die Fans überbrückten die Wartezeit mit Stadionmoderator Marek und ihren Handys

Gemeinsam mit Marek („Ronny, spü wos“) und den Taschenlampen auf ihren Handys vertrieben sie sich die Zeit, die Lichterwelle zum Donauwalzer sollte ein unvergessenes Schauspiel bieten. Der Stadion-DJ bewies auch Humor, nach Coldplays „A Sky Full of Stars“ gingen exakt bei Falcos „Out of the Dark“ die Lichter wieder an.

Eine zweite Aufwärmphase später kamen die Teams für das Spiel auf das Feld. „Es hat schon eine Zeit lang nicht danach ausgesehen“, wusste Marek, um dann seine traditionellen Worte mit so viel Nachdruck wie noch nie darzulegen. „Jetzt gehts los“, schrie er ins Mikrofon.

Neun Neue in Österreichs Startelf

Rangnick rotierte gegenüber dem 3:0 in Kroatien durch, gleich neun Neue bekamen ihre Chance von Anfang an, nur Konrad Laimer und Schlager waren erneut dabei. Im Tor gab Patrick Pentz sein Startelfdebüt, der Austria-Goalie wurde in der Liga zweimal hintereinander als bester seines Fachs ausgezeichnet. Als Kapitän führte der dreifache Champions-League-Sieger David Alaba das Team auf das Feld, Arnautovic nahm vorerst auf der Bank Platz.

Patrick Pentz (Österreich)
GEPA/Johannes Friedl
Patrick Pentz durfte erstmals von Beginn an das österreichische Tor hüten

Auf der anderen Seite brachte der dänische Coach Kasper Hjulmand, der Österreich unter Rangnick eine rosige Zukunft prophezeit, vier Neue gegenüber dem ebenfalls überraschenden 2:1 in Frankreich.

Salzburgs Rasmus Kristensen rutschte in die Startelf, Christian Eriksen blieb. Sechs Tage, ehe sich sein Zusammenbruch jährt, stand der 30-Jährige in Wien wieder in der Startelf. Hier hat der Mittelfeldspieler übrigens vor über zwölf Jahren sein Debüt für Dänemark gegeben und damit nun schon zwei denkwürdige Fußballabende in Wien erlebt. Eriksen bekam von allen Fans übrigens einen lauten Sonderapplaus.

Österreich spielt, Dänemark trifft

Die Fans bewiesen trotz des langen Wartens volle Energie, der Funke sprang alsbald auf die Mannschaft auf dem Feld über. Nach einem offenen Beginn erspielte sich Österreich mehr Spielanteile, stand wie schon in Kroatien hoch und präsentierte sich aggressiv. Mit einem 4-2-2-2-System versuchte man die dänische Dreier- bzw. Fünferkette auszuhebeln. Das gelang einmal fast in Perfektion: Alaba mit dem Pass auf rechts zu Christoph Baumgartner und dessen Zuspiel verpasste Sasa Kalajdzic an der zweiten Stange nur knapp (16.).

Gefahr für das Tor der Dänen (16.)

Mit einem scharfen Stanglpass kommen die Österreicher knapp nicht zum Torerfolg.

Eine Minute davor wurde ein Foul an ihm im Strafraum nicht gegeben, eine Minute später traf er die Stange, doch Passgeber Dejan Ljubicic stand zuvor im Abseits. Die Fans honorierten diese Phase („Immer wieder Österreich“), doch die Dänen präsentierten sich in einer Aktion eiskalt und gingen so auch in Führung: Nach einem Freistoß ging es schnell über rechts, die Hausherren waren immer einen Schritt zu spät, dazu fälschte Friedl Kristensens Hereingabe ab und Höjbjerg traf (27.).

1:0 für Dänemark (28.)

Höjbjerg bringt die Gäste nach einer halben Stunde in Führung.

Die Führung kam aus dem Nichts, war aber spätestens sechs Minuten später verdient. Plötzlich tauchte Yussuf Poulsen alleine vor Pentz auf, und der Goalie verhinderte mit einer sehenswerten Fußparade das 0:2, Friedl klärte vor dem einschussbereiten Eriksen (33.). In der letzten Viertelstunde gelang den Österreichern wenig bis gar nichts in der Offensive, was auch den sicher stehenden Dänen geschuldet war. Kurz vor der Halbzeit hatte Laimer noch eine gute Ausgleichschance, die aber Goalie Kasper Schmeichel zunichtemachte (41.). Der Schlussmann war auch bei Alabas direktem Versuch nach einer Ecke auf dem Posten (43.). Die Fans quittierten die in Summe gute Leistung mit Beifall.

100. Länderspiel von Arnautovic

Wie schon in Kroatien tauschte Rangnick dreimal zur Pause, neben Marcel Sabitzer und Michael Gregoritsch kam auch Arnautovic: Der 33-Jährige zog damit nach Andreas Herzog (103) und Aleksandar Dragovic (100) in den Club der Österreicher mit zumindest 100 Länderspielen ein – das an diesem Abend applausfreudige Publikum feierte ihn dafür.

Marko Arnautovic (Österreich) jubelt
GEPA/Michael Meindl
Arnautovic spielte zum 100. Mal für Österreich, die Stange verhinderte einen Treffer

Arnautovic, der in Kroatien sehenswert getroffen hatte, brachte gleich Schwung in die Partie und kam zu einer Chance. Nach Zuspiel von Laimer traf der Stürmer aber den Ball nicht gut genug (50.), Friedl beförderte eine Alaba-Ecke über das Tor (56.). Danach hatte Österreich auch Glück: Zunächst parierte Pentz einen Schuss von Eriksen (57.), danach verzog „Joker“ Andreas Skov Olsen alleine vor Pentz (58.).

Schlager erzielt Ausgleich, Stryger trifft zum Sieg

Österreich gab aber nicht auf und kämpfte weiter um den Ausgleich. Schlager sollte erst noch über das Tor zielen (64.), drei Minuten später traf er aber. Gregoritsch setzte Goalie Schmeichel nach einem Pass von Joachim Andersen erfolgreich unter Druck, der Ball kam zu Arnautovic. Dessen bedachten Pass verwertete Schlager ins lange Eck (67.).

Im Finish, das rund um die Geisterstunde stattfand, fanden nun beide Teams Chancen vor. Eriksen traf aus der Distanz die Stange (70.), Arnautovic aus der Nähe. Der Wiener hatte Schmeichel nach Danso-Zuspiel schon umkurvt, doch mit Links belohnte er sich in seinem Jubiläumsspiel nicht (74.). Der Ex-Austrianer Stryger Larsen sorgte dafür, dass sich das Warten der dänischen Fans gelohnt hatte. Zu zaghaft attackiert, traf der Ex-Austrianer mit einem Schlenzer (84.).

Arnautovic trifft die Stange (74. Min)

Arnautovic trifft nach einem schönen Danso-Zuspiel die Stange.

Österreich warf noch einmal alles hinein, musste aber die nächste Niederlage gegen die Dänen hinnehmen, die schon in der WM-Qualifikation zweimal erfolgreich waren. Denn Gregoritsch traf nur noch ins Außennetz (88.). Der starke EM-Halbfinalist ist in der Entwicklung weiter als Österreich, aber der zweite Auftritt der Österreicher unter Rangnick macht den heimischen Fans Hoffnung – das zeigte auch die aufmunternde Reaktion nach dem Schlusspfiff.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): „Im Moment fühlt sich das Ergebnis überhaupt nicht gut an. Wir hätten mindestens den Punkt verdient gehabt. Wir haben in eigenem Ballbesitz zwar noch nicht alles so gemacht, wie wir uns das vorstellen, haben gerade im letzten Drittel nicht immer die richtige Entscheidung getroffen. Wir hatten trotzdem Chancen für drei Spiele.“

„In Sachen Energie und Power, die wir auf den Platz gebracht haben, kann niemand sagen, wir hätten nicht alles reingehauen. Das war top. Bei eigenem Ballbesitz haben wir nicht alles richtig gemacht, da brauchen wir sicher noch mehr Ballruhe, mehr Präzision, vor allem auch im letzten Drittel den richtigen Ball zu spielen. Wenn jetzt schon alles perfekt laufen würde, wäre es auch unnormal. Trotzdem ist es schade, den einen Punkt hätte das Team absolut verdient gehabt.“

Kasper Hjulmand (Dänemark-Teamchef): „Es war schwierig. Aber das Spiel letztes Jahr war auch schwierig. Die österreichische Mannschaft hat uns sehr viel gepresst, es war ein sehr, sehr schwieriges Spiel für uns. Mit dieser Mannschaft ist es immer eine Möglichkeit zu gewinnen, wir haben eine super Mentalität. Wir haben Glück gehabt, Österreich hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Ich finde, dass Österreich auch mit Franco ein super Spiel gemacht hat, auch in Kopenhagen. Aber wir sehen Ralf Rangnick auf dem Platz und was er sehen will.“

UEFA Nations League, Gruppe A1

Montag:

Österreich – Dänemark 1:2 (0:1)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.700 Zuschauer, SR Collum (SCO)

Torfolge:
0:1 Höjbjerg (27.)
1:1 Schlager (67.)
1:2 Stryger Larsen (84.)

Österreich: Pentz – Trimmel, Posch (63./Danso), Alaba, Friedl (78./Wöber) – Laimer, X. Schlager, N. Seiwald, D. Ljubicic (46./Arnautovic) – Baumgartner (46./Sabitzer), Kalajdzic (46./Gregoritsch)

Dänemark: Schmeichel – Vestergaard (52./Cornelius), Andersen, Nelsson – Kristensen, Eriksen, Höjbjerg, Jensen (80. Delaney), Maehle (66./Stryger Larsen) – Braithwaite (52./Skov Olsen), Poulsen (51./Damsgaard)

Gelbe Karten: keine bzw. Poulsen, Jensen