Nations League

Österreich knöpft Weltmeister Punkt ab

Österreichs Fußballnationalteam hat am Freitag am dritten Spieltag der UEFA Nations League gegen niemand Geringeren als den Weltmeister aus Frankreich ein 1:1 (1:0) geholt. Vor 44.800 Zuschauern im Wiener Ernst-Happel-Stadion gingen die Gastgeber nach einem Traumangriff durch Andreas Weimann (37.) in Führung, Superstar Kylian Mbappe rettete Frankreich als „Joker“ den Punkt (83). Der spielerische Aufwärtstrend ging dabei weiter.

Denn Österreich brachte die Nummer drei der Welt an den Rand einer Niederlage. Vor der Pause hatten die Gäste zwar mehr vom Spiel, aber kaum Chancen, Österreich stand sehr gut, und schließlich gelang ein Angriff aus dem Lehrbuch. In der zweiten Hälfte machten die Gäste dann Dauerdruck, PSG-Superstar Mbappe besorgte schließlich den verdienten Ausgleich nach einem schnell vorgetragenen Angriff.

Die heimischen Fans feierten den Punkt wie einen Sieg, zumal man in der Nations League auch weiterhin vorne mitmischt. Im Parallelspiel gewann Kroatien in Dänemark mit 1:0, die Gruppe A1 bleibt damit ausgeglichen. Die Dänen (6) führen weiterhin vor Österreich (4), Kroatien (4) und Frankreich (2), das sieglos bleibt. Am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) steigt dann das ÖFB-Gastspiel in Kopenhagen.

Mbappe zum Ausgleich (83. Minute)

Schneller, schneller, Mbappe: Der Joker „stach“ zum 1:1.

Weltmeister füllt das Happel-Stadion

Erstmals seit 2018, als Rekordweltmeister Brasilien in aller Freundschaft in Wien gastierte, war das Prater-Oval praktisch wieder voll. Das hatte freilich in erster Linie mit dem Starensemble des aktuellen Titelträgers zu tun, wobei zunächst Stürmerstar Mbappe nur auf der Bank Platz nahm. Aber wenn Karim Benzema oder Antoine Griezmann sich die Ehre geben, lockt das auch die Massen wieder ins Happel-Stadion.

Fans vor dem Happel-Stadion
ORF.at/Bernhard Kastler
„Gemma Wödmasta schaun“: Erstmals seit 2018 war das Ernst-Happel-Stadion wieder ausverkauft

Auch die Aufbruchsstimmung rund um Neo-Teamchef Ralf Rangnick tat ihr Übriges, um wieder für gefüllte U-Bahnen und Straßen rund um den Prater, vor allem aber für eine gute Stimmung im Stadion zu sorgen.

Ehrungen für Trio vor Spielbeginn

Vor Anpfiff gab es Auszeichnungen für David Alaba als „Österreichs Fußballer des Jahres“, Sebastian Prödl für 73 Länderspiele („Schön, dass so viele deswegen gekommen sind“) und Marko Arnautovic, der am Montag sein 100. Länderspiel für Österreich absolviert hatte.

Marko Arnautovic (AUT) erhält von ÖFB-Präsident Gerhard Milletich eine Auszeichnung für 100 Länderspiele
GEPA/Johannes Friedl
Marko Arnautovic wurde vor Spielbeginn für seine 100 Länderspiele ausgezeichnet

Im Gegensatz zu Montag, als das Duell mit Dänemark (1:2) von einem Stromausfall überschattet worden war und am Ende sich auch noch ein 40 Zentimeter großes Loch im Rasen, auftat, konnte dieses Highlightspiel pünktlich begonnen werden. Rangnick kündigte mutig an: „Angriff ist gegen so ein Team die beste Verteidigung.“

Pentz erspielt sich Vorteil im ÖFB-Tor

Wie schon gegen die Dänen begann Patrick Pentz wieder im Tor, damit hat der Noch-Austria-Tormann im Kampf um die Position als Nummer eins die Nase vorn. In der Verteidigung kehrten Gernot Trauner, Maximilian Wöber und Stefan Lainer an die Seite von Kapitän David Alaba zurück. Das Mittelfeld bot keine Überraschung, Konrad Laimer und Xaver Schlager durften einmal mehr starten. Mit Marko Arnautovic stürmte Andreas Weimann, beide waren Teil von sechs Umstellungen.

Frankreich-Teamchef Didier Deschamps, der im Vorfeld seinem Team nach langer Saison fehlende Frische attestierte, änderte die Startelf an sieben Positionen gegenüber dem 1:1 in Kroatien. Neben Benzema und Griezmann hütete Kapitän Hugo Lloris wieder das Tor. Der hatte vorab gesagt: „Sie pressen gut, wirken frisch und verteidigen hoch. Es wird sehr schwierig für uns“, prophezeite der 35-Jährige. Er sollte recht behalten.

Taktik prägt erste Hälfte

Zunächst spielte aber die Taktik eine Hauptrolle. Österreich überließ Frankreich den Ball, stand diesmal nicht so hoch, aber vor allem gut. Letzteres galt aber auch für die Franzosen, so wirkten sich Fehler in der Anfangsphase auch nicht wirklich aus. Die Gäste sorgten in Folge eines Distanzschusses von Aurelien Tchouaemi (13.) erstmals für echte Gefahr, die resultierte wenig überraschend aus einem Standard.

Pentz klärt stark nach Freistoß (18. Minute)

Der Goalie wehrt gleich zweimal ab.

Nach einem Gelb-Foul von Nicolas Seiwald – auch Stefan Lainer war schon früh vorbelastet – brachte Griezmann die Flanke unangenehm vor das Tor, Pentz wehrte in die Mitte ab, und Benzema köpfelte auf den Kasten zurück. Doch der Keeper klärte erneut und Maximilian Wöber endgültig (18.). Das Spiel beruhigte sich danach wieder.

Weimann vollendet Traumangriff

Österreich ließ sich nicht aus der Reserve locken und warf die Pressingmaschine phasenweise an. Bei Ballgewinn sollte es aber schnell gehen, so kam Weimann zu einer guten Strafraumaktion, doch Benjamin Pavard antizipierte schneller. Die folgende Ecke von Marcel Sabitzer fand Lainers Kopf, der Ball landete aber in Lloris’ Händen (28.). Auf der anderen Seite prüfte Benzema Pentz nach einem unnötigen Ballverlust von Arnautovic am Sechzehner mit einem Schuss (32.).

Die Partie plätscherte ein wenig dahin, Österreich blieb konzentriert und lauerte auf den einen Moment, um zuzuschlagen. Und der kam in der 37. Minute. Der wieder überragende Laimer provozierte den Ballverlust, sein Kompagnon Schlager luchste Benzema das Leder ab, und dann folgte ein Angriff aus dem Lehrbuch. Schlager spielte rechts zu Arnautovic, Laimer hinterlief ihn, bekam den Ball und brachte ihn mustergültig vor das Tor, wo Weimann Verteidiger William Saliba enteilt war und sein erstes Tor im 18. Länderspiel erzielte (37.).

Andreas Weimann (AUT) schießt ein Tor gegen Frankreich
APA/Hans Punz
Nach einem herrlichen Angriff entwischte Weimann Saliba und schob konzentriert erstmals im Team ein

Der Prater kochte, das zu Recht. Österreich versuchte nachzulegen, Arnautovic hatte nach einem weiteren Laimer-Zuspiel Platz, sein Schuss nach einer Drehung rollte aber in die Hände von Lloris (42.). Einmal klopfte noch Benzema mit einem Schuss auf der anderen Seite an, aber Pentz sorgte dafür, dass die Zuschauer zur Halbzeit frohlockten (42.).

Frankreich macht nach Pause Druck

Im Gegensatz zu den ersten beiden Partien wechselte Rangnick in der Pause nicht munter durch, neun Minuten nach Wiederbeginn musste der Deutsche aber Rechtsverteidiger Lainer nach dessen nächstem Foul vom Feld nehmen, für ihn kam Valentino Lazaro in die Partie.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Weltmeister schon Druck aufgebaut und kam auch zu guten Ausgleichsmöglichkeiten. Zunächst fälschte Trauner einen Volley von Benzema ab, der Ball landete knapp neben dem Tor (51.). Vier Minuten später zwang Pavard Pentz aus der Distanz zur nächsten Parade (55.) und eine Minute später jagte Kingsley Coman den Ball im Sechzehner mit freier Schussbahn über das Gehäuse (56.).

Coman vergibt Großchance (56. Minute)

Sein Schuss geht über das Tor.

Mbappe kommt, Alaba geht

Die erste Viertelstunde des französischen Dauerdrucks hatte Österreich überstanden, die Hausherren warfen dabei alles in die Zweikämpfe. Als Arnautovic an der Seitenlinie einen Ball ins Aus klärte, klopfte ihm Rangnick aufmunternd auf den Rücken. Lautstarke Unterstützung kam von den Rängen, die Fans spürten, was an diesem Abend möglich war.

Nach rund einer Stunde brachten beide Teamchefs frische Kräfte, Deschamps warf nun auch Mbappe in den Ring. Die Zuschauer waren sich uneinig, die einen buhten, die anderen applaudierten. Dem Spieler war es sichtlich egal. Er schaltete sich gleich ins Geschehen ein, aber Österreich konnte das Spiel vorerst beruhigen.

Superstar nicht zu stoppen

Nachdem Mbappe kam, musste Alaba gehen. Offenkundig hatte ihm der Oberschenkel wieder Probleme bereitet. Kevin Danso kam ins Spiel, Rangnick stellte folglich auf Fünferkette und Abwehrschlacht um. Österreichs Entlastungsangriffe fielen zu diesem Zeitpunkt auch zu harmlos aus, Frankreich sollte zum verdienten Ausgleich kommen.

Kylian Mbappe (FRA) und Nicolas Seiwald (AUT)
Reuters/Lisa Leutner
Er kam, sah und traf: PSG-Superstar Kylian Mbappe stach als „Joker“ im Happel-Stadion

Mbappe zeigte dabei seine große Klasse. Nach eigenem Freistoß verlor Laimer in der gegnerischen Hälfte den Ball und dann ging es schnell nach vorn. Der ebenfalls eingewechselte Christopher Nkunku schickte Mbappe, dessen Schnelligkeit war für die ÖFB-Abwehr einfach zu viel – sein Abschluss ging unter die Latte, Pentz hatte keine Chance (83.). Vier Minuten später kombinierten sich die Gäste dann durch, Mbappe schloss ab, der Ball ging von Pentz’ Oberschenkel an die Latte (87.).

Mbappe scheitert an Pentz (87. Minute)

Der Goalie lenkt den Ball an die Latte.

Österreich hatte in dieser Phase neben einem starken Pentz auch das Glück des Tüchtigen. Auf der anderen Seite hätte es fast noch mit einem „Lucky Punch“ geklappt, aber Karim Onisiwos Zuspiel in die Mitte fand Michael Gregoritsch nicht. Es blieb beim 1:1, die Fans feierten ihre Mannschaft. Einige waren vielleicht wegen des Weltmeisters gekommen, aber wegen Österreich blieben sie noch einige Zeit im Stadion. Die Aufbruchsstimmung fand eine Fortsetzung.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): „Ich glaube nicht, dass es irgendwas zum Gratulieren gibt, ich bin überhaupt nicht zufrieden mit diesem Ergebnis. Wenn du bis zur 83. Minute mit 1:0 führst und bis dahin aus dem Spiel nicht allzu viel zulässt, und dann bei einem Freistoß so ein Tor weggibst, dann ist das naiv, dann gibt es bei mir nichts, was sich nach Gratulieren anfühlt. Ich bin mit dem Spiel insgesamt zufrieden, aber mit dem Ergebnis nicht. Wir haben es super verteidigt, sind extrem kompakt und tief gestanden und hatten trotzdem den ein oder anderen Konter. Am Ende geht es um das Ergebnis.“

David Alaba (ÖFB-Teamkapitän): „Wenn man sich die zweite Halbzeit anschaut, ist es vielleicht irgendwo gerecht. Trotzdem ist die Enttäuschung größer als die Freude über das Unentschieden. Das 1:1 dürfen wir in der Form einfach nicht bekommen. Da müssen wir einfach abgebrühter Fußball spielen und ruhiger bleiben. Für uns ist es bitter, weil wir das 1:0 mitnehmen müssen.“

Didier Deschamps (Frankreich-Trainer): „Wir hatten in der zweiten Hälfte sehr viele Chancen und das Spiel unter Kontrolle. Leider waren wir nicht effizient genug. Das sind nicht die Resultate, die wir uns erwarten, aber offensichtlich sind wir nicht in Bestform. Österreich hat ein tolles Team, das viel Engagement an den Tag gelegt hat, das muss man auch anerkennen. Mbappe hat sich gut genug gefühlt, um 30 Minuten zu spielen. Dass er das Tor geschossen hat, ist super für uns, er hätte auch noch ein zweites machen können. Die Spieler sind müde, aber das soll keine Ausrede sein.“

UEFA Nations League, Gruppe A1

Freitag:

Österreich – Frankreich 1:1 (1:0)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 44.800 Zuschauer, SR Sidiropoulos (GRE)

Torfolge:
1:0 Weimann (37.)
1:1 Mbappe (83.)

Österreich: Pentz – Lainer (54./Lazaro), Trauner, Alaba (69./Danso), Wöber – Laimer, X. Schlager, N. Seiwald, M. Sabitzer – Weimann (64./Onisiwo), Arnautovic (63./Gregoritsch)

Frankreich: Lloris – Pavard, Saliba, Konate, T. Hernandez – Kamara, Tchouameni (63./Guendouzi) – Diaby, Griezmann (63./Mbappe), Coman (79./Nkunku) – Benzema

Gelbe Karten: Lainer, N. Seiwald, Danso