Das „Ahmed bin Ali“ Stadion
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WM-Qualifikation

Letzter Akt mit klar verteilten Rollen

Im Ahmed-bin-Ali-Stadion von al-Rajjan in Katar geht am Dienstag (22.00 Uhr) der letzte Akt in der WM-Qualifikation für die Endrunde 2022 in Szene. Costa Rica und Neuseeland spielen sich das noch offene Ticket aus. Die Rollen sind dabei vermeintlich klar zugunsten der Mittelamerikaner verteilt.

Der Sieger des Play-offs bekommt es im November bzw. Dezember bei der Endrunde in Katar jedenfalls in Gruppe E mit Deutschland, Spanien und – am Spielort vom Dienstag – Japan zu tun. Costa Rica ist Weltranglisten-31., Neuseeland belegt den 101. Platz. „Hier geht es nicht um Ranglisten“, warnte Costa Ricas Stürmer Joel Campbell allerdings vor allzu viel Übermut gegen den nominellen Außenseiter.

Die Statistik vor dem Duell spricht jedenfalls klar für Costa Rica. Denn während „Los Ticos“ seit der Premiere 1990 fünfmal an einer Endrunde teilnahmen und 2014 in Brasilien sogar das WM-Viertelfinale erreichten, musste Neuseeland bei den zwei bisherigen Teilnahmen 1982 und 2010 nach der Vorrunde die Heimreise antreten – zuletzt vor zwölf Jahren in Südafrika immerhin ohne Niederlage.

Zudem haben die Zentralamerikaner vor dem interkontinentalen Play-off-Match einen weiteren gewichtigen Trumpf in der Hand: Seit der WM 2018 haben sie 30 Bewerbspartien in den Beinen, landeten in der CONCACAF-Quali nur knapp hinter Kanada, Mexiko und den USA auf Platz vier. Die „All Whites“ brachten es im selben Zeitraum auf fünf Pflichtspiele – gegen Neukaledonien, Fidschi, die Salomonen, Tahiti und Papua-Neuguinea.

Neuseeland nimmt Außenseiterrolle an

Neuseelands Trainer Danny Hay ist über die Außenseiterrolle jedenfalls nicht unglücklich. „Die Medien in der Welt haben uns ja schon abgeschrieben“, sagte der 47-jährige. Die Leute würden erst auf die Rangliste schauen, meinte Hay. „Sie haben aber wohl nicht viele Spiele von uns zuletzt gesehen.“ Der Teamchef versprach Costa Rica jedoch einen heißen Tanz. „Wir schauen auf uns, wir werden mutig spielen“, kündigte der Coach an und sprach auch von den Hoffnungen in der Heimat, wo das Spiel zur Frühstückszeit am Mittwoch laufen wird: „In Neuseeland erwarten die Leute mehr von uns als im Rest der Welt.“

Neuseelands Trainer Danny Hay
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Neuseelands Teamchef Hay blickt dem entscheidenden Duell mit Vorfreude entgegen

Mit einer Reihe hoffnungsvoller Talente und ein paar sehr erfahrenen Spielern wie dem rechtzeitig wieder fitten – wenn auch seit rund einem Jahr vereinslosen – Kapitän Winston Reid will Ozeanien-Vertreter Neuseeland zur Endrunde Ende des Jahres in Katar. „Wir versuchen, die Abläufe so normal zu machen wie sonst auch, wir wissen aber auch, dass es kein normales Spiel ist“, sagte Hay: „Wir sind so gut vorbereitet, wie wir können, und Elfmeter gehören auch dazu.“

Costa Ricas Trainer ist gewarnt

Sein Gegenüber Luis Fernando Suarez gehört nicht zu jenen, die die „All Whites“ nicht kennen. Costa Ricas Teamchef nahm den Gegner genau unter die Lupe. „In Zentralamerika findest du keine Mannschaft, die so spielt“, sagte Suarez: „Wir müssen sehr aufmerksam sein, wir müssen den Ball haben, wir müssen die Räume finden, wo der Gegner nicht ist. Das Team muss mental stark sein. Manchmal, wenn wir gegen nicht so bekannte Mannschaften spielen, werden die schon abgeschrieben. Das sollte aber nicht so sein.“

Costa Rica’s Torwart Keylor Navas
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Goalie Keylor Navas soll seinen Teil dazu beitragen, dass Costa Rica zum sechsten Mal an einer WM teilnimmt

Der bekannteste Mann in den Reihen Costa Ricas heißt Keylor Navas. Der 35-Jährige war jahrelang Stammtorhüter von Real Madrid und gewann mit den Spaniern dreimal die Champions League. Der Routinier, derzeit bei Paris Saint-Germain, soll auf dem Weg zur dritten WM-Endrunde in Folge bzw. der sechsten insgesamt den nötigen Rückhalt geben.

Auch der Heimat soll es zumindest virtuell die nötige Unterstützung geben. Präsident Rodrigo Chaves verordnete eine verlängerte Mittagspause, Anstoßzeit in Costa Rica ist 12.00 Uhr mittags. „Mehr als 13.000 Kilometer entfernt werden elf Krieger auf dem Feld stehen, um eine historische Qualifikation zu schaffen“, sagte Chaves.