Füße und Startblock
GEPA/Christian Moser
Sportpolitik

Verbände überarbeiten Transgender-Regeln

Nach dem Schwimmweltverband (FINA) und der International Rugby League (IRL) arbeitet nun auch der Fußballweltverband (FIFA) an neuen Richtlinien zum Umgang mit Transgender. „Die FIFA überarbeitet derzeit ihr Reglement zur Geschlechtergerechtigkeit in Absprache mit Experten“, teilte ein FIFA-Sprecher der dpa am Dienstag mit. Auch der Leichtathletik-Weltverband könnte sich den neuen FINA-Regeln anschließen.

Die FIFA stütze sich dabei unter anderem auf die Vorgaben zahlreicher Interessengruppen für Medizin, Recht, Wissenschaft/Leistung und Menschenrechte. Zudem verwies der Fußballweltverband auf den Rahmen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für Fairness, Inklusion und Nichtdiskriminierung aufgrund von Geschlechtsidentität und Geschlechtsunterschieden vom November 2021.

Da der Prozess noch nicht abgeschlossen sei, könne man sich zu Einzelheiten der vorgeschlagenen Änderungen des bestehenden Reglements derzeit aber nicht äußern. Sollte die FIFA vor Inkrafttreten des neuen Reglements zur Überprüfung einer Spielberechtigung für einen Transmenschen aufgefordert werden, werde jeder einzelne Fall unter Berücksichtigung der „klaren Verpflichtung der FIFA zur Achtung der Menschenrechte“ behandelt, hieß es am Dienstag.

Ziel ist „umfassende Inklusionspolitik“

Die International Rugby League folgt dem Beispiel des Schwimmweltverbandes und schließt vorerst Transgender-Athleten von internationalen Frauen-Wettbewerben aus. Davon betroffen ist unter anderem die Weltmeisterschaft im November in England. Wie die IRL am Dienstag mitteilte, arbeite man intensiv an der Entwicklung von Kriterien, „die das Recht des Einzelnen auf das Spielen mit der Sicherheit aller Teilnehmer auf faire Weise in Einklang bringen“.

Das Ziel sei eine „umfassende Inklusionspolitik“, bis 2023 soll eine endgültige Linie für Transmenschen festgelegt werden. Um unnötige Rechtsrisiken zu vermeiden, seien weitere Konsultationen und zusätzliche Untersuchungen nötig. Grundsätzlich sei die IRL jedoch der „Überzeugung, dass Rugby ein Spiel für alle ist und dass jeder und jede unseren Sport spielen kann“.

FINA überlegt Einführung „offener“ Kategorie

Die IRL bezog sich bei ihrer Entscheidung auf das IOC. Demnach sei es Aufgabe jeder Sportart und ihres Dachverbandes „zu bestimmen, inwiefern ein Athlet im Vergleich zu seinen Mitstreitern einen unverhältnismäßigen Vorteil hat – unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Natur der einzelnen Sportarten“. Kernpunkt der Debatte ist, ob Trans-Sportlerinnen durch ihren natürlich höheren Testosteronspiegel einen körperlichen Vorteil haben.

Schwimmerin Lia Thomas
APA/AFP/Getty Images/Kathryn Riley
Die US-Schwimmerin Lia Thomas löste mit ihrem Sieg auf höchster Ebene des College-Sports eine Debatte aus

Die FINA hatte am Sonntag neue Regeln für Transmenschen festgelegt. Danach dürfen sie nur an Frauen-Wettbewerben teilnehmen, wenn sie ihre Geschlechtsanpassung bis zum Alter von zwölf Jahren abgeschlossen haben. Zudem gibt es Überlegungen, eine „offene“ Wettkampfkategorie einzuführen. Das Thema war zuletzt wieder in den Mittelpunkt gerückt, als die US-Schwimmerin Lia Thomas im März als erste Transfrau auf der höchsten Ebene des College-Sports Meisterin geworden war.

Leichtathletik-Weltverband will nachziehen

Auch der Leichtathletik-Weltverband könnte sich Aussagen seines Vorsitzenden Sebastian Coe zufolge möglicherweise den neuen FINA-Regeln anschließen. Man sehe einen internationalen Verband, der sein Recht bei der Festlegung von Regeln, Vorschriften und Richtlinien geltend mache, die im besten Interesse seines Sports seien, sagte Coe dem Sender BBC.

„Das ist so, wie es sein sollte. Wir haben immer geglaubt, dass die Biologie das Geschlecht übertrumpft, und wir werden unsere Vorschriften weiterhin entsprechend überprüfen. Wir werden der Wissenschaft folgen“, sagte der zweimalige 1.500-m-Olympiasieger. Man werde weiter forschen und Beweise dafür zusammentragen, dass Testosteron eine Schlüsselrolle bei Leistungen spiele. Ende des Jahres solle das Exekutivkomitee des Weltverbandes das Thema diskutieren.

In der Vorwoche hatte auch der Internationale Radsportverband (UCI) seine Regeln für die Zulassung von Transgender-Athleten aktualisiert und strengere Grenzwerte eingeführt. Der Weltverband verlängerte die Übergangszeit von zwölf auf 24 Monate und senkte den maximalen Wert für den zulässigen Testosteronspiegel von fünf auf 2,5 Nanomol pro Liter Blut. Das entspreche „dem maximalen Testosteronspiegel, der bei 99,99 Prozent der weiblichen Bevölkerung gefunden wird“, hieß es. Durch die Änderungen sollen die Inklusion der jeweiligen Sportlerinnen, aber auch Fairness, Chancengleichheit und Sicherheit gewahrt bleiben.