Eckfahne mit Wacker-Innsbruck-Logo im Tivoli-Stadion in Innsbruck
GEPA/Daniel Schoenherr
Fußball

Wacker droht Bedeutungslosigkeit

Wenn der FC Wacker Innsbruck am Mittwoch zur außerordentlichen Generalversammlung lädt, wird über die Zukunft des Vereins abgestimmt. Und diese Zukunft könnte mehr als düster aussehen. Im schlechtesten Fall droht dem Club nämlich der Gang in die neunte Liga und damit der Absturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit. Bei der Generalversammlung geht es um die Frage, wer den aktuellen Scherbenhaufen beim Zwangsabsteiger der Admiral 2. Liga beseitigen soll. Denn der ist weiter hoch und undurchsichtig.

Am 30. Juli startet die Tiroler Liga. Doch ob der prominente Neuzugang ein Teilnehmer der vierten Liga wird, wie laut Beschluss des Tiroler Fußballverbandes vorgesehen, ist noch immer offen. Voraussetzung dafür, dass der FC Wacker mitspielen darf, ist nämlich die Rettung des verschuldeten Vereins. Die Zahlenangaben darüber reichen von 830.000 Euro (Club) bis 970.000 („Tiroler Tageszeitung“, „TT“).

Der Verein droht im Sog der Insolvenz der Profiabteilung, namentlich der FC Wacker GmbH (Schulden angeblich 1,9 Mio. Euro), mitgerissen zu werden. Der Masseverwalter versuchte zuletzt, die Verstrickungen zwischen GmbH und Verein aufzudröseln. Forderungen der Gläubiger sind bis 13. Juli anzumelden, die erste Prüfung erfolgt am 27. Juli.

Außenansicht des Tivoli-Stadions in Innsbruck
GEPA/Patrick Steiner
Spiele von Wacker Innsbruck im Tivoli Stadion Tirol in einer höheren Spielklasse wird es wohl länger nicht geben

„Etwaige finanzielle Querverbindungen zwischen Verein und GmbH sollen mögliche Retter weiter abschrecken“, schrieb zuletzt die „TT“. Geht auch der Verein in Konkurs, müsste sich der FC Wacker in der neunten und letzten Liga, der 2. Klasse, neu erfinden. Ein Schicksal, das dem Verein nach dem Konkurs 2002 erspart geblieben ist.

Geld könne jederzeit eintrudeln

Die aktuelle Clubspitze hofft jedenfalls weiter. Das Geld, etwa des Stuttgarter Investors Thomas Kienle, könne jederzeit eintrudeln, so der Tenor von Präsident Kevin Radi. Er hat bisher vergeblich Quellen angezapft, dabei aber viel Kredit verspielt. Ein Antrag der Initiative Wacker 2022 fordert die Absetzung des Vorstands und vollständige Informationen über die Tätigkeit und finanzielle Gebarung des Vereins.

Der Name Michail Ponomarew – nach einem Intermezzo als Investor ein im Wacker-Umfeld „beschädigter“ Mann – geisterte zuletzt wieder herum. Der Russe soll mit einem goldenen Rettungsring vor der Tür stehen. Die ist seit 19. Jänner 2020 offen, als der Mitgliederverein für schillernde Versprechen seine Prinzipien abwählte. Und eine damalige Neuerung namens Kernmitgliedschaft mit 93,1 Prozent Zustimmung abgesegnet wurde. Die Kernmitgliedschaft kostet mehr als der gewöhnliche Mitgliedsbeitrag, verspricht aber einen viel größeren Stimmenanteil. Zurzeit ist sie 1.500 normale Stimmen wert und damit gewichtiger als alle am Mittwoch knapp 1.000 Wahlberechtigten.

Nur Radi kann Weg freimachen

Jene Stimmenhoheit hält die BlockRock GmbH. Deren Geschäftsführer heißt Radi, womit klar ist, dass nur der 34-jährige Clubpräsident selbst den Weg für einen auch personellen Neuanfang freimachen kann. Erst wenn es tatsächlich zur Insolvenz kommt, würde die BlockRock GmbH als Kernmitglied ausscheiden. Lässt sich Radi hingegen abwählen, dürfte eine Wirtschaftskanzlei übernehmen. Denn einen rechtzeitig aufgestellten Gegenkandidaten gibt es laut einem Clubsprecher nicht.

Der Kollaps des Tiroler Großclubs hat freilich auch eine politische Dimension. Das Bekenntnis der Politik, wonach die am Verein hängende Amateursparte samt Frauen- und Nachwuchsabteilung fortbestehen soll, ist dokumentiert. Und in Tirol stehen in drei Monaten Landtagswahlen ins Haus. Bleibt die Frage, ob man mit einer Rettungsaktion kurz vor Ladenschluss auf politischen Stimmenfang gehen kann, oder die Marke FC Wacker nicht schon zu beschädigt ist.