Alfa Romeo Wagen mit Guanyu Zhou überschlägt sich
AP/Frank Augstein
Formel 1

Halo wird für Zhou zum Lebensretter

Die Bilder vom schweren Crash des Alfa-Romeo-Piloten Zhou Guanyu haben am Sonntag beim GP von Großbritannien für Entsetzen und Sorge um die Gesundheit des 23-Jährigen gesorgt. Der Chinese kam bei dem heftigen Unfall aber wie durch ein Wunder praktisch ohne Kratzer davon. "Der Halo hat mich gerettet“, sagte Zhou, der sich umgehend fit für den GP in Österreich am kommenden Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) meldete.

„Das war ein schwerer Unfall und ich bin froh, dass es mir gut geht“, sagte Zhou. Wieder einmal machte sich der „Halo“ genannte Überrollbügel bezahlt, der seit 2018 Pflicht in der Formel 1 ist. Geschützt von dem sieben Kilogramm schweren Titanring über seinem Kopf überstand Zhou die beängstigende Rutschpartie über Asphalt und Kiesbett und den Aufprall im Zaun ohne größere Blessuren. „Ohne Halo wäre er nicht mehr dabei. Da hat er natürlich viel Glück gehabt“, sagte Weltmeister Max Verstappen nach Ansicht des Unfallvideos.

Trotz des heftigen Abflugs ist Zhou „heißer denn je darauf, auf die Strecke zurückzukehren“. Das schrieb der 23-Jährige am Montag in einer Instagram-Story und bedankte sich für unzählige Nachrichten, die er seit dem schlimmen Crash erhalten hatte. Außerdem ergänzte Zhou: „Ich möchte mich bei den Streckenposten und dem medizinischen Team in Silverstone bedanken, sie waren wirklich fantastisch.“

Alfa Romeo Wagen mit Guanyu Zhou überschlägt sich
AFP/Stan Stansall
Mit hoher Geschwindigkeit schlitterte Zhou in Richtung der Streckenbegrenzung, seinen Kopf schützte der Halo

„Wir sehen uns in Österreich“

Für den Neuling in der Königsklasse des Motorsports steht es außer Frage, dass er bereits beim nächsten WM-Lauf am kommenden Sonntag in Spielberg wieder im Cockpit sitzen wird. „Wir sehen uns in Österreich“, schrieb Zhou, der keinerlei schwere Verletzungen erlitten hatte. Zuvor hatte sich fast das gesamte Fahrerfeld erleichtert gezeigt, dass dem Chinesen nichts Schlimmeres passiert war. Auch dafür bedankte sich der Asiate in den sozialen Netzwerken.

Dabei hatte es vor der Einführung des „Halo“ heftige Debatten unter den Fahrern gegeben, die teils ein zu eingeschränktes Sichtfeld fürchteten. „Das heute hat wieder gezeigt, dass der Halo wirklich in die Formel 1 gehört“, sagte Verstappen. Alfa-Teamchef Frederic Vasseur stellte fest: „Die Arbeit daran, die Sicherheit in unserem Sport zu verbessern, ist nie erledigt. Dieser Tag erinnert uns daran, wie wichtig das ist.“

Überrollbügel muss enormen Kräften standhalten

Entwickelt worden war der Cockpitschutz als Reaktion auf mehrere folgenreiche Vorfälle. Der Brasilianer Felipe Massa war 2009 in Ungarn durch eine Metallfeder schwer am Kopf verletzt worden. 2009 war zudem in der Formel 2 der 18-jährige Henry Surtees durch einen herumfliegenden Reifen in Brands Hatch tödlich getroffen worden. Der „Halo“ muss dem Weltverband FIA zufolge dem Gewicht von rund zwölf Tonnen, das sind zwei Afrikanische Elefanten, sowie der Wucht eins voll gepackten Koffers, der mit 225 km/h abgefeuert wird (125 kN), standhalten. „Sicherheit ist unsere oberste Priorität“, betonte FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem in Silverstone.

Premierensieg für Sainz in Silverstone

Der Sieger des Formel 1 Grand Prix von Silverstone heißt Carlos Sainz. Der Spanier stand in seinem 150. Rennen zum ersten Mal ganz oben am Podest. Der Erfolg wurde aber fast zur Nebensache, denn das Rennen wurde von einem Horrorunfall überschattet.

Williams-Pilot Alexander Albon hatte am Start ebenfalls einen schweren Unfall ohne große Blessuren überstanden und war am Sonntagabend wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Auch in der Nachwuchsklasse Formel 2 hatte der „Halo“ am Sonntag schon Schlimmeres verhindert. Bei einer Kollision landete das Auto des Norwegers Dennis Hauger in Cockpithöhe auf dem Boliden von Roy Nissany.

Der Israeli blieb dank des Titanbügels unverletzt. „Der Halo hat heute vermutlich zwei Leben gerettet“, sagte Ferrari-Pilot Carlos Sainz nach seinem Formel-1-Sieg in Silverstone und betonte mit Blick auf die immer umfassenderen Sicherheitsmaßnahmen: „Ich bin sehr glücklich, in dieser Zeit in der Formel 1 zu fahren.“