Formel-1-Auto auf der Strecke
Reuters/Lisi Niesner
Formel 1

Kein Platz für Österreichs Piloten

Vor 15 Jahren in Montreal ist mit Alexander Wurz das bisher letzte Mal ein Österreicher auf ein Formel-1-Podest gefahren. Der letzte heimische Fahrer in einem Rennen war im November 2010 in Abu Dhabi der Vorarlberger Christian Klien. Vor dem Grand Prix von Österreich am Sonntag (15.00 Uhr, live in ORF1) in Spielberg ist kein neuer Pilot in Sicht.

Mangelnde finanzielle Unterstützung und wenig Konstanz in den Leistungen dürften Faktoren gewesen sein, warum seit damals nur wenige anklopften. Doch wann schafft der nächste Österreicher den Sprung in die Königsklasse? „Eigentlich brauchst du nur die Resultate und die Leistung“, erklärte DTM-Pilot Lucas Auer, der im Jahr 2017 für Force India einen F1-Test absolviert hatte.

Allerdings spielt auch das richtige, sprich relativ junge Alter eine Rolle. „Ich kann dir sagen, dass du mittlerweile viel Talent brauchst“, erklärte der nunmehrige ORF-Experte Wurz gegenüber der APA. Dieses sollte bereits relativ früh im Karting-Bereich und dann im Formelsport durchbrechen. „Im GT3-Sport oder bei Le Mans sieht man so viele Österreicher am Start. Aber die sind halt noch von der vorigen Generation“, stellte der Vorarlberger Klien fest.

Alexander Wurz
GEPA/Harald Steiner
Als bisher letzter Österreicher stand Alexander Wurz auf einem Formel-1-Podest

Richard Lietz (38 Jahre) fügte seiner Vita zuletzt einen Sieg in der Klasse LMGTE-Pro bei den 24 Stunden von Le Mans hinzu, Rene Binder (30) gewann die Pro-Am-Wertung. In der unter GT3-Reglement gefahrenen DTM sind mit Auer (27), Philipp Eng (32), Clemens Schmid (31) und Norisring-Sieger Thomas Preining (23) vier Österreicher engagiert. Der Linzer Preining ist an sich nicht alt, hat aber im für die Formel-1-Bosse relevanteren Formelsport wenig vorzuweisen, seitdem er sich für ein Cockpit als Porsche-Werksfahrer entschieden hat.

„Retourweg ist schwierig“

„Der Retourweg ist mittlerweile schwierig. Heute ist es nicht so, dass du aus dem Tourenwagen einfach zurückgeholt wirst“, sagte Wurz. Das gelte auch für Ferdinand Habsburg. Der 25-Jährige hat sich nach viel beachteten Leistungen in der Formel 3 mittlerweile auf Langstreckenrennen verlegt.

Formel 1 gastiert in Spielberg

Am Wochenende legt die Formel 1 einen Stopp im steirischen Spielberg ein. Rund 300.000 Fans werden erwartet, die ersten sind am Donnerstag angereist. Auch die Fahrer sind bereits in der Steiermark angekommen.

„Er hat gesagt, ich gehe dann doch lieber Richtung Profisportler, wo ich Geld bekomme. Das war ein guter Schritt für ihn, er hat Le Mans gewonnen und viele Rennen in der WEC, ist dort eine richtige Nummer“, erläuterte Wurz. „Ich verstehe seinen Schritt, aber vom Talent hätte er es auch schaffen können. Jetzt ist der Zug eigentlich aus dem Bahnhof schon fast draußen.“

Richard Lietz
GEPA/ZUMA Press/Dppi/Germain Hazard
Richard Lietz gewann zuletzt in Le Mans die LMGTE-Pro-Klasse

Alles muss zusammenpassen

Für die Formel 1 müsse einfach alles zusammenpassen, sagte Auer. Der Tiroler wurde 2018 ins Nachwuchsprogramm von Red Bull Racing aufgenommen und beackerte nach einigen DTM-Jahren noch einmal die Formelsportschiene. Die Partnerschaft wurde Ende 2019 wieder beendet.

„Bei mir war es so, ich habe die Superlizenz-Punkte auch nicht erreicht. Die sind ja verfallen während der Tourenwagen-Zeit. Das heißt, ich hätte auf jeden Fall einmal ein Zweijahresprogramm gebraucht nur für die Punkte“, betonte der Neffe von Gerhard Berger. „Ich war ja dann auch schon in einem Alter, wo ich schauen habe müssen und wo ich Angebote gehabt habe.“ Heute sei er in der DTM „total happy, wo ich bin“.

Lucas Auer
APA/Erwin Scheriau
Lucas Auer hat in der DTM seine sportliche Heimat gefunden

Fehlendes Förderprogramm

Um mehr Piloten mit Perspektive zu haben, bräuchte es Experten zufolge eine koordinierte Vorgehensweise der Akteure im heimischen Motorsport. Tatsächlich gibt es keinen Verband oder eine ähnliche Organisation, die Talente systematisch entwickelt. Das Red-Bull-Imperium von Dietrich Mateschitz hat seinen Fokus international ausgerichtet. „Wenn es ein Förderprogramm gäbe, würde es mehr geben. Motorsport ist halt extrem teuer geworden“, sagte Klien. Für Auer und Wurz ist das Geld hingegen nicht der entscheidende Faktor.

„Ja, es stimmt. Wenn du Kart fahren möchtest, dann brauchst du Unterstützung. Am Anfang von den Eltern, dann von einem Sponsor“, räumte Auer ein. In weiterer Folge liege es aber an den Nachwuchspiloten selbst. Das Wichtigste „sind einfach die Resultate, die überzeugen am meisten. Dann kommt normalerweise frühzeitig ein Werk zu dir.“ Wurz: „Die Zeiten, dass du dich locker durchkaufst, sind jetzt auch vorbei und werden Gott sei Dank schwieriger werden, weil die Formel 1 so boomt.“

Wettrennen um Talente

Laut Wurz wird der Wettbewerb um die besten Rennsporttalente, die wiederum schon in jungen Jahren immer mehr werden, künftig härter. „Ich hoffe, dass dementsprechend mehr Geld auch in die Nachwuchsförderung kommt.“ Derzeit sei es aber noch ein Minusgeschäft, gab auch er zu. „Der Motorsport wird zu 95 Prozent von den Piloten finanziert. Du musst dich selbst durchfüttern können, das ist schon einmal ein Ausscheideverfahren relativ früh.“

Wurz weiß das vor allem aus eigener Erfahrung, da seine zwei jüngsten Söhne aktuell in Nachwuchsserien unterwegs sind. Der 17-jährige Charlie ist derzeit in der italienischen und der deutschen Formel-4-Meisterschaft gut dabei. „Wir überlegen jetzt, was wir im nächsten Jahr machen. Da geht die Überlegung eigentlich hauptsächlich Richtung Formel 3“, sagte der Vater.

Laut Klien stehen die Chancen von Charlie Wurz nicht schlecht: „Er hat bis jetzt eine solide Ausbildung gemacht, zunächst im Kartsport, jetzt geht es in den Formelsport hinein. Der Alex hat die Erfahrung und weiß schon, wie man ihn gut positionieren kann.“