Ihre eigene und die Einschätzung des direkten Umfeldes seien ihr viel wichtiger als Ansagen von außen, erklärte Egger während des Konditionstrainingskurses der WC 3 in Stubenberg am See. „Es prophezeien mir so viele Leute irgendetwas. Ich denke mir, du kennst dich eigentlich gar nicht aus. Es tut mir wirklich leid, wenn ich das so formuliere, aber du bist noch nie im Konditraining hinter mir gestanden, als ich Kniebeugen gemacht habe, du bist noch nie mit mir am Hang gestanden, als ich schwierige Riesentorlaufkurven gefahren bin. Du kennst nur ein Resultat, kennst meine Fähigkeiten oder Bandbreite nicht“, so Egger.
„Die Leute haben teilweise ein besseres Bild von mir als ich von mir selbst. Ich habe den Trieb, immer besser werden zu wollen. Wenn du diesen Anspruch an dich hast, hinterfragst du dich immer“, erklärte sie. Man dürfe aber nicht nur das Negative suchen, sondern müsse aktiv das Positive sehen. Und die Eigenschaften, die einen so weit gebracht haben, auch wertschätzen.
Ein Ziel vor Augen
In die Schneetrainings im Sommer, in Saas Fee oder danach beim Südamerika-Block, wolle sie mit einem Ziel vor Augen reingehen. „Was hilft mir jetzt, dass ich schneller werde.“ Sie wolle die nächsten Schritte machen, in erster Linie im skitechnischen Bereich. „Das Können zu verbessern, damit man die eigene Leistung steigert. Wenn du immer am gleichen Niveau fährst, kannst du dir keine Wunderdinge erhoffen.“
Für sie als junge Athletin sei es „absolut cool“, in so ein arriviertes Team zu kommen und mit den Weltbesten tagtäglich den direkten Vergleich zu haben. „Man ist selber nicht das Zugpferd, sondern hat es vor sich. Da möchte man hin. Und wenn man sich dann im Laufe der Vorbereitung herantastet, sieht, dass man lästig sein und mitfahren kann, das ist schön.“ Schon in der vergangenen Saison habe sie beim Training mit Katharina Liensberger viel Positives mitgenommen. „Anhaltspunkte zu haben, ist viel wert.“
Erfahrung gesammelt
Beim Weltcup-Finale in Meribel/Courchevel war Egger aufgrund der Goldmedaillen in Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf (sie gewann auch Silber in der Kombination sowie im Team-Bewerb) startberechtigt. „Gefühlt war es das erste Mal, dass ich auf einer richtigen Abfahrt gestanden bin. Für mich ging es darum, Erfahrung zu sammeln, das habe ich definitiv. Es war vom Gelände her so selektiv und von der Kurssetzung her anspruchsvoll, so etwas hatte ich davor noch nicht. Ich habe bei der Besichtigung viel mit Ramona (Siebenhofer, Anm.) geredet, ich habe nicht alles einschätzen können.“
Im Speed-Bereich habe sie vergangenes Jahr nicht wirklich viel ins Training investiert, habe aber enorm viel rausbekommen. „Alles, was auf dem Papier erfolgstechnisch dasteht, war auf der Speed-Seite.“ Die Disziplinen in der Balance zu halten, sei sehr schwierig, alles zugleich funktioniere nicht, das habe sie schon gemerkt. Und sich die Frage gestellt, wie verbinde sie Speed mit Slalom, denn Riesenslalom fahre sie sowieso. Noch hat sie Zeit, diese Frage zu klären: „Ich möchte mich nicht im Juni festlegen, was ich im Dezember mache. Das wäre in meinem Fall fatal.“