die österreichischen Synchronschwimmerinnen Anna Maria und Eirini Alexandri
Reuters/Antonio Bronic
Synchronschwimmen

Alexandris sorgen sich um ihre Sportart

Das Synchronschwimm-Duo Eirini und Anna-Maria Alexandri hat bei der Schwimm-WM in Budapest im Juni mit zwei Bronzemedaillen für Schlagzeilen gesorgt. Vasiliki, die dritte Schwester, zeigte ebenfalls mit zwei fünften Plätzen auf. Die 24-jährigen Drillinge wünschen sich, dass durch ihre Erfolge Synchronschwimmen in Österreich einen Aufschwung erlebt, denn sie machen sich Sorgen um den Nachwuchs. Zudem hoffen sie, dass sich durch die Regeländerungen, die 2023 folgen sollen, die Sportart positiv entwickelt.

„Einige Leute haben vor der WM nicht einmal gewusst, was Synchronschwimmen überhaupt ist, beziehungsweise waren mit der Sportart nicht wirklich vertraut“, erzählte Eirini Alexandri im Interview mit ORF.at und fügte hinzu: „Unsere Erfolge sind gut für die Sportart, denn wir hoffen, dass dadurch wieder mehr Kinder mit dem Synchronschwimmen anfangen.“

Denn in Österreich gebe es derzeit kaum Nachwuchssportlerinnen. „Das Problem ist, dass nach uns niemand nachkommt. Und das ist so schade“, so Eirini. Das würde vor allem an den Bedingungen liegen, wie ihre Schwester Anna-Maria erklärte: „Es gibt kaum Synchronschwimm-Vereine, kaum ausgebildete Trainer und Trainerinnen, generell sind die Bedingungen nicht optimal, da es auch kaum Schwimmbäder gibt. Die meisten Konkurrentinnen von uns haben ein ganzes Schwimmbecken zur Verfügung, doch wir haben nur zwei, im besten Fall drei Bahnen. Allerdings wären für unsere Sportart sechs Bahnen erforderlich, um alle Elemente trainieren zu können.“

die österreichische Synchronschwimmerin Vasiliki Alexandri
GEPA/Csaba Doemoetoer
Vasiliki Alexandri überzeugte bei der WM in Budapest mit zwei fünften Plätzen

Vasiliki hofft, dass sich auch durch ihre Erfolge daran etwas ändert: „Das wäre sehr wichtig für unsere Sportart.“ Eirini betonte: „Österreich war vor acht Jahren eine kleine Nation im Synchronschwimmen. Und jetzt sind wir ein großes Land in dieser Sportart. Aber das sollte nicht nur in der allgemeinen Klasse so sein, sondern in allen Altersklassen.“ Dafür sei es wichtig, gute ausgebildete Trainerinnen und Trainer zu haben.

Wenn die Drillinge ihre Leistungssportkarriere beenden, wollen sie jedenfalls als Trainerinnen arbeiten: „Unser Traum ist, dass wir dann mit Synchronschwimmerinnen arbeiten. Wir wollen unsere Erfahrungen weitergeben und am liebsten Österreich an der Weltspitze als Trainerinnen vertreten“, erzählte die 24-jährige Eirini.

Olympiamedaille als langfristiges Ziel

Doch bevor sie ihre Karrieren beenden, haben die Drillinge sportlich noch viel vor: „Das langfristige Ziel ist eine Olympiamedaille. Es wird auf jeden Fall sehr schwierig, aber wir werden daran arbeiten. Die WM-Medaillen und die Leistungen, die wir in Budapest gezeigt haben, geben uns auf jeden Fall zusätzliche Motivation. Auch das positive Feedback, welches wir seitdem erhalten haben, spornt uns an“, verriet Eirini.

die österreichischen Synchronschwimmerinnen Anna Maria und Eirini Alexandri
GEPA/Philipp Brem
Anna-Maria und Eirini Alexandri präsentieren stolz ihre beiden WM-Medaillen

In Budapest gewannen Anna-Maria und Eirini die Bronzemedaille sowohl in der Technischen Kür als auch in der Freien Kür. „Das waren ganz besondere Wettkämpfe“, erinnerte sich Anna-Maria. Ihre Schwester Vasiliki belegte in der Solo-Wertung zweimal den fünften Platz, fühlte sich allerdings dabei von den Kampfrichtern nicht fair behandelt und übte nach dem Bewerb Kritik an dem Bewertungssystem.

Alexandris üben Kritik am Wertungssystem

Im Interview mit ORF.at erläuterte sie erneut: „Mit meiner Leistung bin ich sehr zufrieden, mit dem Ergebnis aber nicht. Nach dem Wettkampf hat mir jeder in der Schwimmhalle gesagt, dass ich eine Medaille verdient hätte. Es ist halt leider eine Sportart, in der die Wertungsrichter eine Entscheidung treffen. Da kann es schon mal passieren, dass es nicht objektiv ist.“

die österreichische Synchronschwimmerin Vasiliki Alexandri
GEPA/Csaba Doemoetoer
Vasiliki knackte bei der WM erstmals die 90-Punkte-Marke, mit den Kampfrichtern war sie allerdings nicht zufrieden

Generell sei das Wertungssystem sehr subjektiv, wie Schwester Anna-Maria erklärte. Denn schwierige Bewegungen können von den Wertungsrichtern unterschiedlich aufgefasst und bewertet werden. Ab 2023 soll es jedoch ein neues Regelsystem im Synchronschwimmen geben, dann sollen die Bewertungen ähnlich wie beim Wasserspringen ablaufen. Demnach müssen die Athletinnen vor dem Wettkampf alle Figuren, die sie während ihrer Kür machen werden, den Wertungsrichtern mitteilen. „Jede Figur hat dabei einen bestimmten festgelegten Schwierigkeitsgrad. So wird es hoffentlich fairer werden“, blickte Vasiliki positiv in die Zukunft.

Doch noch ist vieles unklar: „Das neue Regelwerk ist erst vor ein paar Tagen rausgekommen, wir müssen das jetzt genau lesen, analysieren. Wir müssen uns erst mit den ganzen Neuerungen befassen, es wirkt sehr kompliziert. Wir wissen noch nicht genau, wie es wird“, erläuterte Anna-Maria. „Denn es wird alles neu. Sie haben gesagt, es wird wie ein neues Synchronschwimmen. Wir sind gespannt“, fügte Eirini hinzu.

Ambitionierte Ziele für die EM

Fest steht, dass bei der bevorstehenden Europameisterschaft Mitte August in Rom alles noch nach den alten Regeln ablaufen wird. Bevor es für die Drillinge allerdings zu den Titelkämpfen in die italienische Hauptstadt geht, steht noch ein dreiwöchiges Trainingslager auf der spanischen Insel Mallorca an, wo sie nochmals an ihren Choreografien und dem Feinschliff arbeiten.

„Das Ziel bei der EM ist, die Silbermedaille zu gewinnen. Vielleicht geht ja sogar mehr“, zeigte sich Eirini angriffslustig. Auch ihre Schwester Vasiliki peilt im Solo-Bewerb einen Podestplatz an.

die österreichischen Synchronschwimmerinnen Anna Maria und Eirini und Vasiliki Alexandri
GEPA/Michael Meindl
Vasiliki, Anna-Maria und Eirini Alexandri sind Leistungssportlerinnen des Bundesheeres

Vielfältige Trainingseinheiten notwendig

Für ihre Ziele und Erfolge trainieren die Drillinge fast täglich sechs Stunden im Wasser – drei Stunden am Morgen und drei Stunden am Nachmittag. Dabei werden neben der Choreografie auch das Ausdauerschwimmen sowie Atemübungen ins Training integriert. Neben den Wassereinheiten stehen zusätzlich jede Woche noch eine Balletteinheit, eine Yogaeinheit, dreimal Krafttraining sowie eine lange Stretcheinheit auf dem Trainingsplan.

Eirini erklärte, wieso es wichtig ist, das Training so vielfältig zu gestalten: „Im Synchronschwimmen brauchen wir wirklich alles: Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft, Explosivität, Technik und Rhythmik.“ Um ihr Training weiter zu optimieren, soll kommende Saison zusätzlich noch eine Tanzeinheit dazukommen.

Neben ihrem Trainingsfleiß sehen die Drillinge auch das gemeinsame Wohnen als Erfolgsrezept an: „Wir können dann die Videos zu Hause noch analysieren und über die Fehler reden. Das ist schon ein Vorteil für uns, weil die meisten Konkurrentinnen haben das nicht“, meinte Anna-Maria.

Obwohl die Schwestern viel Zeit miteinander verbringen, läuft es zwischen ihnen immer sehr harmonisch ab. Lediglich vor Großereignissen, wenn die Anspannung steigt, kann es zur Abwechslung auch einmal zu einer angespannten Stimmung im Alexandri-Haushalt kommen. Mit der EM in Rom (11. bis 21. August) steht in Kürze das nächste Großereignis an. Doch nach ihren Erfolgen in Budapest reisen die Drillinge gelassen zu den Titelkämpfen in die italienische Hauptstadt.