Lewis Hamilton (Mercedes)
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Formel 1

Hamiltons Höhenflug auf dem Prüfstand

Wenn Lewis Hamilton ins Fahrerlager kommt, bleiben sogar Alpha-Tauri-Fans stehen, um ein Foto zu ergattern. Seine Ergebnisse waren in der bisherigen Saison aber lange nicht so ansehnlich. Nach Platz drei in Bahrain musste sich der 37-Jährige sieben Rennen lang hinter Teamkollegen George Russell einreihen. Erst in Montreal und Silverstone schaffte der Brite mehr Punkte als der 24-Jährige. Ob der Aufwärtstrend beim Rennwochenende in Spielberg anhält, ist aber fraglich.

„Silverstone war großartig, aber ich weiß nicht, ob das so weitergeht. Denn in Österreich war es noch nie einfach für mich“, sagte Hamilton noch vor dem Rennwochenende. Dabei startete der 37-Jährige gut in den Freitag. Nach Platz fünf im ersten Freien Training, kämpfte er im Qualifying sogar um eine Top-Drei-Platzierung. In Q3 war dann jedoch vorzeitig Schluss. In Kurve sieben schlingerte der W13 und krachte, über das Kiesbett ratternd, in die Bande. „Das war ein harter Einschlag, aber es geht mir gut“, sagte der 37-Jährige später.

„Ich bin unglaublich enttäuscht von mir, und es tut mir leid für das Team, das so hart gearbeitet hat, das Auto so toll herzurichten“, zeigte sich der siebenfache Weltmeister geknickt. „Wir hätten um einen Topplatz mitkämpfen können, denke ich. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.“ Dass Teamkollege George Russell seinen Boliden kurze Zeit später ebenfalls einbaute, bescherte Mercedes damit ein Doppel-Aus.

Hamilton fällt in Q3 aus

In Q3 kracht Lewis Hamilton in die Bande und beendet das Qualifying damit vorzeitig.

„Beide haben natürlich das Limit gesucht“, meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF-Interview. Kaputt sei zwar „eine Menge, aber das Wichtigste ist, dass es den beiden gut geht“, ergänzte Wolff und hob das Positive aus seiner Sicht hervor: „Am Sonntag haben wir sicher ein gutes Auto, dann können wir noch einmal einen Schritt machen.“

Kampf mit W13 geht weiter

Dieser Schritt nach vorn ist vor allem wichtig, da Spielberg auch statistisch nicht als Mercedes-Strecke gilt. Hamilton konnte in Spielberg tatsächlich erst zweimal vom obersten Treppchen jubeln. 2016 und 2020 beim pandemiebedingten zweiten Rennen in Österreich, dem Großen Preis der Steiermark. Im vergangenen Jahr belegte er im ersten Rennen am Red-Bull-Ring Platz zwei und verpasste das Podest im zweiten Rennen eine Woche später auf Platz vier.

Damals war es jedoch nicht das Auto, das dem Briten Kopf- und Rückenschmerzen und seinem Team schlaflose Nächte bereitete. Denn nach den „Wundermaschinen“ der vergangenen Saisonen sollte das neue Reglement Mercedes nicht in die Karten spielen. Der W13 hüpfte mehr über die Strecken des Formel-1-Kalenders und zeichnete eine dem Porpoising ähnliche Formkurve. Dabei startete Hamilton, etwas glücklich, mit Platz drei in Bahrain in die Saison. Es folgte Platz zehn in Saudi-Arabien, Platz vier in Australien, beim Grand Prix der Emilia-Romagna landete der Brite dann sogar punktelos auf Platz 13.

Lewis Hamilton (Mercedes)
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Trotz aufsteigender Formkurve bereitet der W13-Bolide Lewis Hamilton und Mercedes nach wie vor Kopfzerbrechen

„Es geht in die richtige Richtung“

Beim Debütrennen in Miami funkte der siebenfache Weltmeister nach nur wenigen Runden an die Box, ob er das Auto nicht lieber abstellen sollte. Schließlich fuhr er doch noch auf Platz sechs. Es folgten die Ränge fünf (Spanien), acht (Monaco) und vier (Baku). Die beiden Podestplätze in Kanada und Großbritannien zeugten vom wieder erwachten Kampfgeist des Briten. Es heißt, er verbringe mehr Zeit im Simulator als je zuvor, die Crew sei wieder motivierter. Auch die Ergebnisse sprechen für sich.

„Wenn ich mir anschaue, wo wir am Saisonstart waren, geht es in die richtige Richtung. Das Auto hat definitiv das Potenzial zu siegen. Dazu muss aber bei uns alles perfekt zusammenlaufen, denn wir sind noch nicht auf dem Niveau der Teams vor uns“, sagte Hamilton über Ferrari und Red Bull, die auch in Silverstone mit Sainz und Perez schneller waren. Ultimativ kostete Hamilton das durch Esteban Ocon (Alpine) ausgelöste Safety-Car den Sieg, so Teamchef Toto Wolff, der, wie auch der Brite selbst, bereits mit dem ersten Saisonsieg geliebäugelt hatte.

Vor dem Wochenende in Österreich zeigte sich Hamilton positiv, aber realistisch: „Ich glaube, in unserer momentanen Situation ist ein Podium ein gutes Ziel und möglich.“ Dafür scheint nun Glück ein wichtiges Zünglein an der Waage zu werden. Dieses war 2022 allerdings noch nicht oft auf der Seite der achtfachen Konstrukteursweltmeister und der Nummer 44.