Nordirlands Nadene Caldwell
AP/Alessandra Tarantino
Fußball-EM

Österreich trifft auf angriffige Amateurinnen

Nordirlands Nationalteam will im zweiten Anlauf auf der EM-Ebene erstmals Punkte mitnehmen. Nach dem 1:4 gegen Norwegen tritt der Debütant aber auch am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) gegen Österreich als klarer Außenseiter an. Das auch, da mit Simone Magill die einzige Profispielerin im Kader wegen einer schweren Knieverletzung fehlt. Trotzdem spekuliert der Außenseiter mit einer Überraschung, die auch beim Heim-2:2 in Belfast in der WM-Quali gelungen war. Die Amateurinnen geben sich daher angriffig.

„Wir haben vor noch nicht langer Zeit zweimal gegen sie gespielt, wissen daher, was uns erwartet. Wir werden bereit sein und sind auf Revanche aus“, sagte etwa Offensivspielerin Caitlin McGuinness. In Wiener Neustadt hatte es am 8. April im „Rückspiel“ gegen die ÖFB-Auswahl eine 1:3-Niederlage gesetzt. „Wir wollen nicht wieder als Verlierer vom Platz gehen. Wir wollen rausgehen und ein Zeichen setzen, dürfen dabei aber nicht vergessen, dass sie genauso eine Klassemannschaft sind“, sagte Mittelfeldspielerin Chloe McCarron.

Auftrieb hat ihrem Team die Leistung in der zweiten Hälfte gegen Norwegen gegeben, inklusive des ersten EM-Tors der Verbandsgeschichte durch Julie Nelson, die seit Donnerstag mit 37 Jahren und 33 Tagen die älteste Spielerin ist, die bei einer EM-Endrunde getroffen hat. „Wir haben aus dem ersten Spiel gelernt und versuchen, es besser zu machen“, versprach McGuinness. Und McCarron ergänzte: „Unsere Köpfe sind nicht unten.“ Laut Mittelfeldspielerin Lauren Wade mache dem Team Mut, dass man gegen Österreich bereits gezeigt habe, Chancen verwerten zu können.

Österreich fiebert Nordirland-Spiel entgegen

In zwei Tagen bestreitet Österreichs Nationalteam bei der Europameisterschaft in England sein Schlüsselspiel gegen Nordirland. Gegen den EM-Debütanten müssen Tore her, und dafür ist die Offensive rund um Topstürmerin Nicole Billa gefordert.

Die erstmals bei einem Großereignis vertretenen Nordirinnen haben den Nachteil von einem Tag weniger Pause in der Vorbereitung. Wirklich ins Gewicht fällt der aber nicht, da das Team des seit Mai 2019 amtierenden Trainers Kenny Shiels alle drei Partien in Southampton austrägt, daher keine Reisestrapazen hat. Deshalb meinte auch ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann, dass es hier keinen Vorteil gebe.

„Viele sind Teilzeitspielerinnen, haben Vollzeitjobs“

Im Kader von Nordirland stehen zehn Legionärinnen, wobei Magill die bekannteste ist. Sie ist die erste Nordirin, die dem Fußballsport professionell nachgeht, war in der abgelaufenen Saison noch bei Everton tätig und wechselt nun zum Ligakonkurrenten Aston Villa. „Magill ist eines unserer Hauptassets, das wird einiges verändern, wie wir spielen werden. Wir haben diesen Spielerinnentyp nicht noch einmal. Aber so ist Fußball. Man hat immer wieder Rückschläge“, sagte Shiels auf der Abschlusspressekonferenz am Sonntag.

Auch Offensivspielerin Rachel Furness wird kommende Saison im englischen Oberhaus auf die ÖFB-Legionärinnen Manuela Zinsberger und Laura Wienroither (beide Arsenal) treffen, zumal sie mit Liverpool den Aufstieg geschafft hat. Mit Rebecca Holloway steht auch eine Akteurin im Aufgebot, die in den USA tätig ist. Für den Großteil hat der Fußball aber nicht Priorität. „Bei uns sind viele nur Teilzeitspielerinnen, haben Vollzeitjobs. Es ist unglaublich, sich da mit den Besten messen zu dürfen“, sagte Sarah McFadden.

Nordirlands Sarah Mcfadden und Norwegens Ada Hegerberg
Reuters/Lisi Niesner
Sarah McFadden ist Mutter, berufstätig und nimmt mit Nordirland an der Fußball-EM teil

Furness ergänzte: „Bei uns gibt es keine Superstars, das macht uns so speziell.“ Um sich perfekt auf die Endrunde vorbereiten zu können, hatte sich so manche Spielerin eine Berufsauszeit genommen, um regelmäßig am Training im Rahmen der mehrmonatigen Vorbereitung auf das Turnier teilnehmen zu können. McFadeden ist wie Kapitänin Marissa Callaghan, die zurück in der Startelf erwartet wird, auch Mutter. „Österreich hat England alles abverlangt, sie sind genauso gut wie die beiden anderen Teams“, verlautete Callaghan. In Österreich war es in vergangenen Zeiten – u. a. noch bei der EM 2017 in den Niederlanden – durchaus üblich, dass die Kickerinnen nebenbei einen Job ausgeübt oder zumindest eine Ausbildung absolviert hatten. Mittlerweile können viele vom Fußball leben.