Lukas Weisshaidinger
APA/AFP/Fabrice Coffrini
Leichtathletik-WM

Qualifikation als Hürde für Weißhaidinger

Für Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger steht bei der WM in Eugene in der Nacht auf Montag (3.30 Uhr MESZ) mit der Qualifikation die erste Hürde an. Dass diese zur Nervenschlacht werden kann, zeigte Weißhaidinger bei seinen bisherigen Bronzemedaillengewinnen bei Großereignissen, wo er die Quali jeweils nur knapp meistern konnte. Dennoch unterstrich der Olympiadritte, der in der zweiten Qualigruppe an die Reihe kommt: „Heuer habe ich überhaupt keine Angst."

2018 bei der EM in Berlin und 2019 bei der WM in Doha hatte Weißhaidinger jeweils die geforderte Weite für den Direktaufstieg nicht erreicht und musste auf ungünstige Platzierungen und den Ausgang der zweiten Gruppe abwarten, schaffte es letztlich einmal als Elfter, einmal als Zwölfter. 2021 bei Olympia in Tokio musste der Medaillenanwärter nach zwei ungültigen Versuchen alles in den letzten legen und stieg als Gesamtfünfter auf. Die geforderte Weite in Eugene für die Direktqualifikation ist 66 Meter, zwölf kommen ins Finale.

„Wenn die Qualifikation nicht hinhaut, dann hat es mich erwischt. Aber daran denke ich nicht. Ich werde es konzentriert angehen. Ich denke weder über Nervosität nach, noch dass ich es ganz locker schaffe. Es ist ein einfacher Arbeitsprozess, den ich so durchlaufen habe, dass ich ins Finale komme. Dass die Quali nicht mein Freund ist, das wissen wir schon. Das Ganze ist für mich aber nicht negativ behaftet, sondern einfach ein bisschen aufregend.“

WM-Hoffnungsträger Weißhaidinger

Bei den Leichtathletikweltmeisterschaften in den USA geht es für das österreichische Team am Sonntag los – unter anderem mit Hoffnungsträger Lukas Weißhaidinger.

Wenn sich Trainer Gregor Högler an die vergangenen Qualifikationen zurückerinnert, dann fällt ihm Folgendes ein: „Ich habe immer gedacht, es kann nicht ärger werden, es ist immer ärger geworden. Irgendwann muss das Gesetz der Serie abbrechen, und er erwischt einen.“ Dass sein Schützling in Gruppe B gelost wurde, ist laut Högler kein Nachteil: „Wenn du in Gruppe B dran bist, kannst du dich schon an den Weiten der ersten Gruppe orientieren. Das macht die Taktik schon ein bisschen leichter, man muss vielleicht nicht ganz so viel riskieren, als wenn du gleich zu Beginn dran bist.“

Gute Verfassung von Weißhaidinger

Am Leistungsvermögen soll es dieses Jahr jedenfalls nicht scheitern. „Ich glaube, dass ich in einer sehr guten Verfassung bin. Gregor hat mich konkurrenzfähig für ganz oben gemacht“, sagte der 30-Jährige. Da der Wurfkreis „sehr schnell“ und „sehr glatt“ sei, müsse man technisch sauber arbeiten, wie schon bei den Olympischen Spielen in Japan. „Ich bin froh, dass wir anders als in Tokio sehr früh angereist sind und Wurftraining machen konnten“, sagte der Bronzemedaillengewinner bei Olympia, WM und EM.

Der Kreis im Aufwärmstadion sei ähnlich wie jener im Stadion Hayward Field, er habe im Training Vertrauen geschöpft. Es gelte, mit Ruhe und Konzentration in den Wurf reinzugehen. Denn in der Qualifikation habe man nur drei Würfe, und einer davon müsse passen.

Weißhaidinger „ist eine coole Socke“

Sein Trainer Högler zeigte sich vor der Qualifikation entspannter als bei vergangenen Bewerben, da sein Athlet technisch besser geworden sei. „Aber was kommt, weiß ich nicht, denn der Kreis ist schon rutschig. Aber Luki kann mehr als voriges Jahr, und da war er am Schluss auch souverän.“

Lukas Weisshaidinger und Trainer Gregor Hoegler
GEPA/Christian Walgram
Högler zeigt sich vor der WM zuversichtlich, da er Weißhaidinger gut vorbereitet hat

Der Trick sei, die drei Qualiwürfe als drei Wettkämpfe zu sehen und nicht nach dem ersten oder zweiten verpatzen Versuch vorzeitig innerlich aufzugeben. Das werde aber eh nicht passieren. „Er ist eine coole Socke. Es gibt ein Grundvertrauen. Er weiß, was er da drinnen tut. Aber es kann trotzdem jeden erwischen, es hat auch schon Olympiasieger erwischt.“

Weißhaidinger selbstbewusst

Weißhaidinger warf in dieser Saison bereits den österreichischen Rekord von 69,11 m, der schwedische Olympiasieger und Weltmeister Daniel Stahl mit 71,47 und der in der Diamond League überragende Slowene Kristjan Ceh kamen mit 71,27 über die 70-m-Marke. Sie seien aber nicht außer Reichweite für ihn, versicherte Weißhaidinger: „Ich weiß, wenn ich den Wurf habe, kann ich es auch. Ich brauche nicht nach links oder rechts schauen, ich muss einfach den Wurf machen. Dann können wir über Gold reden.“

Wenn er in der Nacht von einer Medaille träume, dann genauso von der Bronzemedaille wie von Gold. „Wir greifen Gold an und nehmen uns bis 2024 dafür Zeit. Überrascht hat mich, dass ich die Qualität heuer schon dahin gesteigert habe, dass ich würdig bin für Gold. Das bei einer WM zu machen, ist eine schwierige Geschichte, das wollen 30 andere auch.“