Matthias Jaissle
GEPA/Patrick Steiner
Bundesliga

Teil 1: Von Jaissle bis Pacult

Die Antworten der zwölf Trainer der österreichischen Fußball-Bundesligisten in einer Umfrage, die die APA vor der am Freitag beginnenden Saison 2022/23 durchgeführt hat.

Fragen:

1.) Wie hoch ist die Chance, dass Salzburg diesmal nicht Meister wird, und wer könnte der größte Herausforderer sein?

2.) Wer könnte die Überraschungsmannschaft der Saison werden?

3.) Wie beurteilen Sie die ersten Länderspiele unter Ralf Rangnick?

4.) Wäre Ihrer Meinung nach ein Überdenken des Ligaformats, insbesondere der Punkteteilung, angebracht?

Matthias Jaissle (Red Bull Salzburg)

1.) „Ich glaube, dass Sturm, aber auch Rapid und die Austria wieder einen Topjob machen werden. Auch der WAC hat letztes Jahr über weite Strecken hervorragenden Fußball gespielt. Das werden auch dieses Jahr die Rivalen sein, die oben mitspielen.“

2.) „Das ist immer spannend, das zu sehen. Letztes Jahr war es ein Stück weit Klagenfurt, die es gut gemacht haben, auch gegen uns. Ich bin gespannt, wer es dieses Jahr wird.“

3.) „Es war ein super Auftakt und eine coole Geschichte bislang. Ich bin überzeugt, dass da noch viel Positives auf den ÖFB wartet. Die Nationalmannschaft hat eine klare Handschrift inne, das hat man gesehen. Ich bin sehr überzeugt, dass es in die richtige Richtung geht.“

4.) „Da ich keinen Einfluss darauf habe, mache ich mir überhaupt keine Gedanken über solche Geschichten. Ich nehme die Punkteteilung hin, wie sie ist. Sie hat es nicht ermöglicht, uns den Titel wegzunehmen, deshalb wollen wir dieses Jahr auch wieder über die komplette Saison richtig gut performen. Es ist klar, dass es durch die Punkteteilung wieder eng wird, selbst, wenn man sich einen gewissen Vorsprung erarbeitet hat.“

Christian Ilzer (Sturm Graz)

1.) „Dass Salzburg sich nur selbst schlagen kann, liegt auf der Hand. Sie sind ein Krösus in Österreich, der kaum erreichbar ist. Bei LASK, WAC, Austria, Rapid sehe ich den Umbruch doch nicht so groß, wie es gewirkt hat. Wenn man die Transfers anschaut, nehmen sie sich sehr viel vor. Wir dazu, das sind die vermeintlichen Herausforderer. Aber vom Meistertitel zu reden: Der gehört Salzburg, den haben sie gebucht.“

2.) „Es wird wieder einen vermeintlich Kleinen geben, der ein sehr intensives Wörtchen um die Meistergruppe mitreden wird. WSG Tirol wird sicher ein Topteam haben, die sind kadertechnisch gut aufgestellt. Sie beweisen seit Jahren eine Kontinuität am Trainersektor und schmeißen nie die Nerven weg.“

3.) „Mit jedem guten Spiel schnellt die Erwartungshaltung der Österreicher nach oben. Das Team hat gegen wirkliche Topnationen mit einem extrem intensiven, aktiven Spiel am Ende einer Meisterschaft den einen oder anderen wirklich überrascht und super Leistungen gezeigt. Das stimmt mich zuversichtlich, dass dieser Weg auch so weitergeht. Wie Ralf Rangnick gesagt hat, brauchen wir uns nicht künstlich klein zu machen, sondern können uns auch gegen die Großen etwas zutrauen.“

4.) „Fairnessmäßig verstehe ich jeden einzelnen, der sich kritisch äußert, weil im Grunddurchgang alles nur die Hälfte wert ist, was du leistest. Das kann fatal enden in alle Richtungen. Es ist ein Gemetzel im Februar und März rund um den Strich. Das ist beinhart. Was das Showgeschäft betrifft, ist es natürlich top. Und wir sind Teil davon. Ich habe mich immer als Fan dieses Modus geäußert, weil es von Anfang an spannend ist.“

Manfred Schmid (Austria Wien)

1.) „Die Chancen sind natürlich sehr, sehr hoch. Ich glaube aber, dass sich einige Mannschaften gut verstärkt haben, ob das jetzt Sturm Graz oder Rapid ist. Man braucht schon eine perfekte Saison, dass man gegen Salzburg eine Chance hat.“

2.) „Es ist schwierig. Ich denke, dass man einen Aufsteiger nie unterschätzen darf, da gibt es eine Euphorie, das hat man bei Klagenfurt gesehen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Ried eine gute Rolle spielt.“

3.) „Die Spiele habe ich als sehr gut gesehen, ich hatte das Gefühl, dass er sehr viel ausprobiert hat, dass er auch noch nicht seine Stammmannschaft gefunden hat in der kurzen Zeit. Aber es hat vieles richtig gut funktioniert. Man muss ihn jetzt einmal in Ruhe arbeiten lassen. Der österreichische Kader ist sehr gut, da konnte man schon etwas erwarten. Aber nicht in der Kürze, und das hat er denke ich sehr gut hingebracht.“

4.) „Grundsätzlich ist der Modus spannend für die Zuschauer. Es gibt viele Entscheidungsspiele. Das war sehr interessant. Aber wenn es wie bei der Admira läuft, ist das sehr bitter und auch nicht fair. Für Trainer ist es schwierig, man hat pausenlos Druck. Und es gibt kein Mittelfeld, in dem man Spieler oder eine Mannschaft entwickeln kann. Das fehlt mir ein wenig. Aber ich kann ganz gut damit leben.“

Robin Dutt (WAC)

1.) „Null Prozent. Am nächsten werden ihnen wahrscheinlich die Mannschaften kommen, die am finanzkräftigsten sind. Das sind Sturm, Rapid, LASK, und wenn ich die Ablösesummen von Austria Wien dieses Jahr sehe, dann müssen wir, auch wenn es der Kollege Schmid nicht gern hört, auch die Austria dazunehmen.“

2.) „Es wäre keine Überraschungsmannschaft, wenn ich sie jetzt schon kennen würde. Es sind viele Mannschaften neu aufgestellt, von daher will ich da keinem so frühzeitig so eine Rolle geben.“

3.) „Er ist ein sehr erfahrener Trainer und vor allem kennt er den österreichischen Markt gut. Er hat ihn zum Teil mit der Red-Bull-Schule auch mitgeprägt. Von daher kann er dem österreichischen Fußball auch helfen, sich nochmal weiterzuentwickeln, obwohl er sich eh schon in den letzten Jahren gut entwickelt hat.“

4.) „Es kommt immer auf deine Ausgangssituation an. Dieses Jahr hätten wir uns sie nicht gewünscht, weil wir Zweiter nach dem Grunddurchgang waren und wir durch die Punkteteilung dann wieder kämpfen mussten. Wenn du mal eine Saison erwischt, wo du mal nicht so gepunktet hast, bist du natürlich dankbar dafür, wenn es sie gibt. Die Spannung ist sicherlich was Positives, sportlich fair ist er nicht unbedingt. Es landen nicht unbedingt diejenigen auf dem Tabellenplatz, die über die Saison die beste Leistung gebracht haben. Von daher gibt es Für und Wider.“

Ferdinand Feldhofer (Rapid Wien)

1.) „Salzburg hatte einen eher kleineren Umbruch im Vergleich zu den letzten Jahren, sie werden die großen Gejagten und absoluten Topfavoriten bleiben. Sturm hatte keinen Abgang eines Stammspielers und hat sich noch verstärkt, sie sind also auch nicht schlechter geworden. Dahinter sind wir, der LASK, Austria oder der WAC, die eine ähnliche Ausgangsposition haben.“

2.) „Das kann jeder sein, da traue ich mir keinen Tipp abzugeben.“

3.) „Das Wichtigste ist, dass man Ruhe bewahrt und ihn bis zur EM-Endrunde arbeiten lässt – da gehe ich davon aus, dass man sich qualifiziert. Danach sollte man seine Arbeit beurteilen und bewerten. Der Start war gut, da gibt es nichts zu meckern.“

4.) „Es ist für alle nicht direkt Beteiligten extrem spannend, wenn es bis zur letzten Minute nicht sicher ist, wer Dritter, Sechster oder der Absteiger ist. Fair ist es eher nicht. Es kostet Existenzen, Einzelschicksale und Vereine. Bei der Punkteteilung könnte man sicher eine andere Lösung finden.“

Peter Pacult (Austria Klagenfurt)

1.) „Die Chance ist gering. Die größten Herausforderer sind Sturm und Rapid, die haben sehr gut eingekauft.“

2.) „Da will ich mich auf keinen Club festlegen. Von der Papierform her sollten Salzburg, Rapid, Austria, Sturm und LASK unter den ersten fünf sein, der Rest wird um die Plätze sechs bis zwölf spielen.“

3.) „Man sollte einmal die Kirche im Dorf lassen. Wir haben von vier Spielen eines gewonnen, eines unentschieden gespielt und zwei verloren. Ich bin überhaupt kein Gegner von Rangnick, ich kenne seine Philosophie schon seit Jahren. Man muss einmal abwarten. Er hat einen sehr guten Kader.“

4.) „Man sieht, auch wenn du einen verpatzten Grunddurchgang spielst, kannst du die Liga halten, aber ob das der Stein der Weisen ist, weiß ich nicht. Ich kenne noch als Spieler das obere, mittlere und untere Play-off. Dann ist man immer zur Zehnerliga zurückgekommen, die den österreichischen Fußball stark gemacht hat.“