Vingegaard, der im vergangenen Jahr Pogacar im Kampf um das oberste Stockerl bei der Siegerehrung in Paris noch den Vortritt hatte lassen müssen, suchte beim letzten von drei schweren Anstiegen hinauf nach Hautacam mit Hilfe seines belgischen Teamkollegen Wout van Aert, der am Ende Etappendritter wurde, die Vorentscheidung und fand sie. Pogacar, der davor immer wieder erfolglos attackiert hatte, konnte dem Dänen und seinem Helfer nicht mehr folgen.
Am Ende verlor der 23-Jährige 1:03 Min. auf Vingegaard und geht nun mit 3:26 Min. Rückstand in die ausstehenden drei Etappen. „Das ist unglaublich. Ich habe vor der Etappe mit meiner Frau und meiner Tochter gesprochen und gesagt, dass ich gerne für sie gewinnen würde. Ich bin sehr stolz, dass ich das geschafft habe“, sagte Vingegaard.
Tour de France: Vingegaard holt Tagessieg
Der Däne Jonas Vingegaard steht vor dem Gesamtsieg bei der Tour de France. Der Mann im Gelben Trikot lieferte am Donnerstag auf der letzten schweren Bergetappe eine Galavorstellung ab und holte sich den Tagessieg vor seinem schärfsten Rivalen Tadej Pogacar.
Wie einst sein Landsmann Bjarne Riis machte er im 1.520 Meter hoch gelegenen Pyrenäen-Skiort damit den wohl entscheidenden Schritt zum Gesamtsieg bei der Tour. Riis hatte 1996 in Hautacam letzte Zweifel am Tour-Triumph beseitigt – allerdings mit unerlaubten Mitteln, wie er später zugab.
Pogacar rutscht aus
Dabei hatte Titelverteidiger Pogacar sogar noch Glück, denn seine Tour wäre auf der Abfahrt vom Col de Spandelles fast schon vorbei gewesen. Der 23-Jährige stürzte etwa 30 Kilometer vor dem Ziel, als er in einer Kurve auf ein Schotterstück geriet. Pogacar stieg umgehend wieder aufs Rad und schloss schnell wieder auf, denn Vingegaard – der kurz davor nur mit Mühe einen Sturz vermeiden konnte – hatte nicht attackiert, sondern auf seinen Konkurrenten gewartet.
Nach den drei schweren Pyrenäen-Etappen erhalten die Anwärter auf den Gesamtsieg am Freitag eine kurze Verschnaufpause. Die 19. Etappe über 188,3 km von Castelnau-Magnoac nach Cahors verläuft größtenteils über flaches Terrain. Am Samstag hat Pogacar im Einzelzeitfahren über 40,7 km von Lacapelle-Marival nach Rocamadour die letzte Chance, Vingegaard das Gelbe Trikot noch einmal abzujagen. Dass dem Slowenen, der von seinem Sturz auf der 18. Etappe sichtlich gezeichnet war, die Übung gelingt, darf angezweifelt werden.
Froome mit CoV ausgestiegen
Apropos Gesamtsieger: Der vierfache Champion Chris Froome ist bei der Tour de France positiv auf das Coronavirus getestet worden und muss das Rennen beenden. Das teilte sein Team Israel – Premier Tech am Donnerstag vor dem Start der 18. Etappe mit. Froome, der die Tour 2013, 2015, 2016 und 2017 gewann, lag auf dem 26. Platz der Gesamtwertung.
„Ich bin enttäuscht, nicht nach Paris zu fahren. Es war für mich ein sehr besonderes Rennen, nachdem ich meine Form wiedergefunden habe“, sagte Froome, der auf der Königsetappe nach Alpe d’Huez den dritten Rang belegt hatte. Der 37-Jährige erklärte, bei der Vuelta an den Start gehen zu wollen.
Neben Froome gab es am Donnerstag zwei weitere Coronavirus-Fälle. Der Spanier Imanol Erviti und der Italiener Damiano Caruso mussten das Rennen ebenfalls wegen eines positiven Tests aufgeben. Das teilten die Teams Movistar und Bahrain-Victorious mit. Die Fahrer, die in der Gesamtwertung keine Rolle spielten, weisen nur milde Symptome auf. Insgesamt sind bei der Tour nun 15 Fahrer wegen CoV ausgestiegen.