Das Team von Sturm Graz
GEPA/Christian Walgram
Champions League

Sturm ist „scharf“ auf Husarenstück

Sturm Graz benötigt zum Aufstieg ins Play-off der UEFA Champions League am Dienstag (20.30 Uhr, live in ORF1) ein Husarenstück. Die Steirer müssen gegen Dynamo Kiew ein 0:1 aus dem Rückspiel wettmachen. Der Schlüssel zum Erfolg und damit in die letzte Qualirunde der Königsklasse soll verstärktes Pressing sein. „Wir müssen da schärfer sein“, sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer, den der Rückenwind von über 12.000 Fans in der Merkur Arena zuversichtlich stimmt.

„Wir wollten aus Lodz mit einem Ergebnis zurückkehren, das uns für das Rückspiel eine realistische Chance eröffnet. Das Ergebnis gibt alles her. Ich bin zuversichtlich“, erklärte Ilzer vor dem Rückspiel. Die Stärken der Gäste seien nicht erst seit dem Hinspiel bekannt. „Kiew ist in Ballbesitz eine Topmannschaft und jeder einzelne Spieler hat am Ball höchste Qualität und hohe Lösungskompetenz“, analysierte Ilzer den 16-fachen ukrainischen Meister.

Im Hinspiel im polnischen Ausweichquartier fand Sturm gut ins Spiel und einige gute Chancen vor, ehe Olexandr Karawajew in der 28. Minute den letztlich einzigen Treffer erzielte. Nach der Pause brachten die Ukrainer den Vorsprung routiniert über die Zeit.

Sturm hofft auf Heimvorteil

Mit einem vollen Stadion im Rücken und der notwendigen Effizienz vor dem Tor will Sturm Graz gegen Dynamo Kiew den Aufstieg ins Champions-League-Play-off schaffen.

„Kiew ist sehr pressingresistent. Sie waren in der zweiten Halbzeit gegen uns sehr clever. Wir müssen da in unserem Pressing schärfer sein, ein paar mehr Prozent rüberbringen, um auch in die Zonen zu kommen, wo wir Kiew weh tun können. Und ganz wesentlich ist auch, dass wir effizient sind“, gab Ilzer den Weg vor.

Oleksandr Karavaev (Kiew) und David Schnegg (Sturm)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Karawajew, hier links im Zweikampf mit David Schnegg, brachte Kiew mit seinem Tor in die bessere Ausgangslage

Salzburg-Spiel als Vorbild

Der Sturm-Trainer will sein Team so wie beim Ligaerfolg über Titelverteidiger Red Bull Salzburg von Beginn weg mit viel Druck und Intensität sehen. „Es gibt aber auch einen Gegner. Es hängt davon ab, ob wir die Kraft haben, die Dominanz zu übernehmen, wie es in Salzburg gelungen ist. Unser grundsätzlicher Gedanke ist immer die Offensive“, betonte der 44-Jährige.

Dass Dynamo Kiew aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine keine Meisterschaft bestreiten kann, ist für die Elf des 77-jährigen Mircea Lucescu kein Nachteil, zeigte sich Ilzer überzeugt. Der Grazer Coach verwies auf viele Testspiele gegen starke Gegner wie Borussia Dortmund und Olympique Lyon und mittlerweile drei Qualifikationsspiele in der Champions League. „Kiew ist absolut im Spielrhythmus“, stellte er daher klar.

Kiew-Trainer kennt Graz

Dynamo-Trainer Lucescu ist dennoch mit einigen Problemen konfrontiert. „Am schwierigsten ist es, dass den Spielern die Familie und ihre Kinder fehlen. Aber wir sind alle Profis“, sagte der 77-Jährige. Seit Kriegsbeginn Ende Februar ist das Team fast durchgehend zusammengezogen, seit Anfang Juli trainiert es in Uniejov eine Stunde von Lodz entfernt in Zentralpolen.

Champions League, dritte Qualirunde, Rückspiel

Beginn 20.30 Uhr (live in ORF1)

Sturm Graz – Dynamo Kiew

Graz, Merkur Arena SR Kruzliak (SVK)

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic, Wüthrich, Affengruber, Dante – Gorenc-Stankovic – Hierländer, T. Horvat, Prass – Sarkaria, Höjlund

Kiew: Buschtschan – Kedziora, Sabarny, Syrota, Dubintschak – Schaparenko, Sidortschuk, Schepeljew – Zygankow, Bujalskyi, Besedin

Hinspiel 0:1 – Aufsteiger im Play-off gegen Sieger aus Midtjylland gegen Benfica Lissabon (Hinspiel 1:4)

„Es ist keine einfache Situation, aber wir müssen trotzdem lachen – das Leben geht weiter“, betonte Lucescu, der mit Inter Mailand 1998 und Galatasaray Istanbul 2000 bereits in der Champions League in Graz zu Gast war. Während Lucescu mit Inter einen 2:0-Sieg feierte, setzte es mit Galatasaray eine damals sensationelle 0:3-Schlappe. Auch diesmal erwartet die Trainerlegende eine schwierige Partie. „Qualifikationsspiele sind anders als die Gruppenphase“, meinte der Rumäne. „Sturm Graz ist eine gute Mannschaft – jung, motiviert, mit großem Enthusiasmus.“

„Super Kulisse“ gibt Auftrieb

Ilzer muss unverändert auf Jakob Jantscher, der für das Wochenende wieder einsatzbereit sein könnte, und Otar Kiteishvili, der noch länger fehlen wird, verzichten. Dafür wird es lautstarke Unterstützung von den Rängen geben, bis Montagnachmittag wurden 12.150 Karten abgesetzt, darunter wurden 650 an Ukrainer zur Verfügung gestellt. „Die zu erwartende super Kulisse setzt zusätzliche Energie frei“, freute sich Gregory Wüthrich.

Der Schweizer Verteidiger ist so wie sein Coach zuversichtlich, dass er und seine Kollegen das Duell mit Kiew noch drehen können. „Wir wissen, was zu tun ist, wir haben einen klaren Spielplan. Wir werden so früh wie möglich auf das erste Tor spielen, ohne ihnen die Räume zu geben. Wir müssen mutiger auftreten (als im Hinspiel, Anm.), da hat uns auch die letzte Spritzigkeit gefehlt, morgen wird es anders ausschauen“, erklärte Wüthrich.

Benfica als wahrscheinlicher Gegner

Sturm will zum insgesamt vierten Mal und erstmals seit der Saison 2000/01 wieder in die Gruppenphase der Königsklasse. Ilzer war damals als Fan dabei, nun will er das Gefühl an der Seitenlinie als Trainer erleben. Dafür gilt es zunächst Dynamo Kiew auszuschalten und danach voraussichtlich Benfica Lissabon. Die Portugiesen haben in der dritten Qualifikationsrunde das Hinspiel gegen den dänischen Vertreter Midtjylland klar mit 4:1 gewonnen und würden – wenn auch bei Sturm alles nach Plan läuft – am 16./17. August im ersten Spiel in Graz zu Gast sein.